MajorA schrieb:...nochmal zurück zum Topic...kennt jemand noch das Quasimidi-Fanzine "Newsflash" ?
Mir fällt gerade ein, daß da noch mit anderen Leuten als Quasimidi-Usern geworben wurde. Erwähnt wurden beispielsweise: Snap!, Tangerine Dream, The Prodigy, Kraftwerk, Jean-Michel Jarre und Michael Cretu. Dabei gabs auch noch so ne art Homestorys mit Snap! und Jarre, welche die Quasimidi-Teile wie Raven oder Quasar in den höchsten Tönen lobten. Eigentlich verwunderlich, da sich dieser Personenkreis doch eher mit Synclavier, Waldorf Wave und ähnlich preiswerten Gerätschaften beschäftigten. Snap! erwähnten den Quasar sogar auf Ihrem "Welcome to tomorrow"-Album.
Entweder war das nur eine clevere Maketing-Kampagne, oder die standen alle tatsächlich auf Quasimidi...wer weiß
Also - Prodigy und Cretu wäre mir neu - Kraftwerk, Tangerine Dream, Jean Michel Jarre und Snap! haben aber tatsächlich Equipment von Quasimidi verwendet. Ich glaube ohnehin, dass Leute, die tatsächlich Geräte beutzen um Geld zu verdienen, Geräte ganz anders bewerten, als jene, die sich in erster Linie um die technischen Daten und das perfekte Instrument bemühen. Bei Snap!, Kraftwerk und Jean Michel Jarre waren vor allem die eingebauten Sequencer und Arpeggiatoren ausschlaggebend. Kraftwerk haben von uns ein spezielles ROM Modul für den Quasar bekommen, in das wir Multisamples von deren Synclavier eingearbeitet haben. Live und im Studio hatten die damals den Polymorph und die 309 im Einsatz, weil ihnen der Direktzugriff auf die Spuren wichtig war und sie ausgesprochene Fans von Step Sequenzern sind. Im Kontext mit dem übrigen Equipment hatte ihnen aber gerade der Polymorph auch gefallen. Kraftwerk würden ohnehin für alles Geld in der Welt kein Equipment auf der Bühne benutzen, dass sie nicht mögen. Werbetechnisch durften wir Kraftwerk ohnehin nicht offiziell nennen, weil Kraftwerk generell kein Endorsement für Gerätehersteller macht. Das würde auch zum Image von Kraftwerk kaum passen.
Das Setup aus Polymorph und 309 war klein und handlich und passte bequem in das kleine Alu Pult, das jeder der 4 vor sich aufgebaut hatte. Insgesamt war beim Live-Konzert Ende der 90er also neben anderem Equipment eine 309, ein Polymorph und ein Quasar im Einsatz. Damit das ganze zum Rest des Equipments passt, haben Kraftwerk Sonderanfertigungen mit gebürsteten Alu Frontplatten bekommen. Letztlich war dieser Wunsch nach Alufrontplatten der Grund, warum die 309 auch in der Serie mit Alu Frontplatten auf dem Markt erschien.
Klaus Schulzes Begeisterung entstand sicherlich nicht zuletzt dadurch, dass wir zwei damals auch musikalisch zusammengarbeitet haben. Es gab ein paar spezielle Performances - gerade Solosounds in Verbindung mit Aftertouch - die ihm schon mal sehr gut gefallen haben. Das waren ganz spezielle Sounds, die man damals aber auch aus anderem Equipment nicht herausholen konnte. Diese Sounds haben aus den Schwächen des Quasars etwas positives gemacht. Bei Leuten, die das entsprechende Geld haben, kann auch ein einziger Sound dazu führen, dass ein Gerät gekauft wird - wenn dieser nur für den Einsatzzweck ideal ist. Leute mit weniger finanziellem Background möchten meist die Eiermilch legende Wollmilchsau kaufen, die es meist aber ohnehin nicht gibt. Möchte man klanglich flexibel und abwechslungsreich klingen, ergänzen sich die verschiedenen Klangfarben der Geräte zu etwas gut klingendem. Produziert man einen kompletten Song mit nur einem einzelnen Gerät, klingt das meistens recht langweilig und spätestens nach dem dritten Stück beginnt man den Grundsound eines Geräts zu hassen. Tonerzeuger sind zur Zeit zwar flexibler geworden als Anfang der 90er und der Moment der Sättigung setzt vielleicht später ein - aber es ist auch heute noch generell nicht schlecht, verschiedene Büchsen im Einsatz zu haben.
Trotzdem haben wir damals bei unserer ersten gemeinsamen CD zumindest ein Stück komplett auf einem Quasar aufgenommen. Das Stück zeigt die Stärken des Quasars ziemlich gut. Es ist ein recht düsteres langsames Instrumental mit Klangfarben, die gerade gut klingen weil sie sich so anhören, als würde man zwischen den Speakern und der Abhörposition einen Perser Teppich hängen hätte. Würde man dieses Stück auf damals gebräuchlichen Multimode Expandern ablaufen lassen (wie zum Beispiel ein Roland JV 880), würde der Track glaube ich ziemlich lächerlich klingen.
Ich glaube ich poste das gleich mal, damit man merkt, wovon ich rede. Natürlich wurde bei den Aufnahmen der QM Geräte beim Klaus Schulze mit Outboard Equipment gearbeitet, um die Sounds aufzupeppeln. Aber darum geht es ja jetzt auch gar nicht. Es geht darum, dass selbst eine Büchse wie der Quasar, seine absolute Daseinsberechtigung hat. Das heisst nicht, dass jemand, der ausschliesslich dieses Gerät zur Verfügung hat, damit glücklich werden wird. Schon gar nicht auf lange Sicht. Aber das ist bei zahllosen anderen Geräten nicht anders.