Gar nicht so einfach, bei der raren Informationslage zum Thema, eine solche Doku zu machen. Aber trotzdem sehr kurzweilig. Viele schöne Bilder.
Ich ziehe wirklich den Hut davor, mit welcher Konsequenz sich Kate Bush konstant aus der Öffentlichenkeit zurückzieht. Natürlich hat sie das in den ersten fünf Jahren ihrer Karriere nicht getan, aber damals vermutlich eine absolute Überdosis "Öffentlichkeit" abbekommen und daraus gelernt.
Ich denke schon, dass sich die Qualität einer Kate Bush auch heute noch durchsetzen würde, bzw. würde sie auch heute noch ihre Hörerschaft finden. Allerdings braucht es vielleicht auch immer das Quäntchen Glück oder Zufall. Wer weiß schon, wie die Karriere ohne David Gilmore verlaufen wäre.
Natürlich hat sich die Musikszene/-industrie seit dem verändert. Aber auch heute würden die großen Labels bei einem Song wie "The Man with the Child in His Eyes" aufhorchen, noch dazu, wenn er von einer 15 jährigen geschrieben und gesungen wurde.
Auch in den siebziger/achziger Jahren war man mit mittelmäßiger Popmusik finanziell wesentlich erfolgreicher, weil die breite Masse auch damals lieber unkompliziert bedient wurde. Nach Verkaufszahlen und Chartplatzierungen war Kate Bush nie ein weltweiter Megastar, aber vermutlich reichen auch heute noch die Tantiemen von "Wuthering Heights" und "Running up that Hill" um ein recht sorgenfreies Leben zu führen.
Generell teile ich die Medien-/Industrie-/Label-Kritik nicht. Die Radio- und Fernsehlandschaft ist heute ungleich vielfältiger, vom Netz ganz zu schweigen. Es gibt zahlreiche Kulturradiosender, die alle auch über das Netz zu empfangen sind. RadioEins aus Berlin hat nachts sehr vernünftige Spartensendungen. Natürlich ist es auch unübersichtlicher geworden, aber auch die Breite und Tiefe des Angebots ist ungleich größer als vor 30/40 Jahren. So gesehen gab es eine Liberalisierung des Musikmarktes. Heute verdienen mit Musik viele wenig Geld, früher waren es wenige, die viel verdient haben. Natürlich gibt es noch immer Ausnahmen.
Außerdem sind wir alle auch entsprechend älter geworden und klingen mit dieser Kritik wie unsere Großeltern, sorry. Ja, natürlich war früher alles besser...
Mein persönliches Kate Bush-Highlight waren die zwei Shows, die ich 2014 im September in London sehen konnte. Selten haben mich Konzerte länger im Kopf beschäftigt. Zudem lief mir an einem Abend Peter Gabriel mit Frau über den Weg. Es war offensichtlich, dass ich ihn erkannt hatte. Ich nickte ihm kurz zu und er nickte zurück. Kann ich mir nichts für kaufen, war aber trotzdem schön
