Ich hab jetzt das ARC Studio seit gut einer Woche im Einsatz. Bis jetzt finde ich den Effekt überwiegend sehr positiv. Muß dazu sagen, daß ich einen sehr großen und hohen Raum habe (knapp 70qm, 3,1m hoch), der dazu noch komplett akustisch unbehandelt ist. Aber es brauchte mehrere Anläufe, bis das Ergebnis richtig zufriedenstellend war.
Im Einsatz habe ich Focal Alpha Evo Twins. Zu kämpfen hatte ich bei höheren Lautstärken hauptsächlich mit zwei schon bekannten Resonanzen bei 72 und 108Hz. Dabei waren die Monitore in einem 2m gleichschenkligem Dreieck aufgestellt wo ich gut von dem großen und relativ stabilen Sweetspot der Focals profitierte. Aufstellhöhe etwas über meinen TFTs damit die Bassreflexöffnungen nicht von den TFTs verdeckt werden und nach unten geneigt damit die Hochtöner genau auf meine Sitzposition zeigen. Die Focals stehen frei im Raum, ca. 2m von der Wand entfernt. Bis auf die Dröhnfrequenzen empfand ich den Klang insgesamt in dieser Aufstellung als angenehm, stabil und luftig.
Das Dröhnen wollte ich jetzt mit dem ARC Studio mal angehen und sehen, was so ein externer DSP bringen kann. Bewußt war mir von Anfang an, daß so eine Set nicht zaubern kann. Es war eher die Neugier, was noch rauszuholen ist. Dazu muß ich noch anmerken, daß ich keine "goldenen audiophilen Ohren" habe und altersbedingt ab 11kHz nach oben Schluß ist.
Gleich ab dem ersten Versuch, war das Ergebnis schon eindeutig hörbar und das Dröhnen so gut wie weg. Nur war ich insgesamt mit dem neuen Höreindruck nicht unbedingt zufrieden. Irgendwie klang es "komisch".
Also habe ich mir als Abhörtest mal eine kleine Playlist erstellt.
Peter Gabriel - Growing Up und Yello - Oh Yeah für ältere, nicht so dicht komprimierte und eher dynamische Produktionen
Hecq - Enceladus für moderneren und stärker komprimierten Sound, dazu mit viel Tiefbassanteil
Lange TR808 Kick mit viel Attack-Klick für die Beurteilung zwischen 50 und 100Hz und Aufdecken von evtl. entstandenen Laufzeitunterschieden zwischen links und rechts
Folgende Erkenntnisse habe ich gewonnen im Umgang mit ARC Analysesoftware:
- Es wird erwähnt, daß zur Positionierung des Messmicros "pi mal Daumen" ausreicht. Das Analyse-/Korrekturergebnis wurde aber bei umso besser, je genauer ich die Messungen (Positionen) machte.
- Die besten Analyseresultate erzielte ich bei hohen Lautstärken des Testsignals. Also lauter als die übliche durchschnittliche Abhörlautstärke. Der Raum wird so stärker in siene "Eigenschwingung" gebracht und die Problemzonen anscheinend besser erkannt. Dabei unbedingt aufpassen, daß keine Verzerrungen beim Meßmicro entstehen und je nach Lautstärke evtl. Gehörschutz tragen!
- Es war zwar ein furchtbares "Gefummel" mit dem Microständer, aber die allerbesten Resulte habe ich erzielt, wenn ich bei den Messungen auf meinem angestammten Platz gesessen bin. Mein Alabasterkörper reflektiert ja auch bestimmte Frequenzen.
- Die Ergebnisse sehen zwar optisch sehr ähnlich aus, klingen aber zum Teil erheblich unterschiedlich.
ARC Studio 4:
- Die Low Range sollte wohl ziemlich genau so eingestellt werden, wie der Frequenzgang der Lautsprecher angegeben ist. Bei meinem Focals sind das etwa 45Hz. Tiefer angesetzt versucht die Software den Frequenzgang in einem Bereich zu linearisieren, wo die Boxen eigentlich nicht mehr können. Bei Hecqs Enzeladus und 20 Hz zum Test eingestellt war das Ergebnis, daß es mir meine langen Haare quasi nach hinten geföhnt hat. Und noch schlimmer, es werden neue Resonanzen angehoben, die vorher beim Messen nicht da waren. Also hier mit Gefühl arbeiten.
- Unbedingt auf Phasenverschiebungen testen. Dazu den Button COMBINED L/R am besten mit der erwähnten 808 Kick probieren. Bei mir gibt es deutliche Unterschiede zwischen links und rechts durch eine unsymmetrische Aufstellung der Abhöre im Raum. Die 808 Kick hatte einen deutlich hörbaren "Stereosweep", der durch Aktivieren von COMBINED L/R eliminiert wird.
- CORRECTION TYPE lasse ich auf Default. Die Broad Einstellung hat deutlich wahrnehmbare Verzerrungen bei den Korrekturfrequenzen unter 200 Hz, bei der Sharp Einstellung fängt es bei den Korrekturfrequenzen zu klingeln an.
Resultat:
Ich habe scheinbar die optimale Aufstellung meiner Focals mit Hilfe von ARC Studio gefunden. Dabei bin ich vom eher Midfield (>2m) wieder zurück zum Nearfield (1,2m). Der Klangeindruck ist jetzt wesentlich ausgeglichener, Bässe definierter ohne Wummern und trotzdem druckvoll, das Stereobild tatsächlich offener, der Bereich um 2-3Khz lässt sich viel besser beurteilen. Insgesamt kein Magic oder Voodoo, bei hohen Lautstärken bringe ich natürlich meinen unbehandelten Raum immer noch in Wallung. Unterm Strich gibt es aber bei sorgfältigem Umgang eine deutlich erkennbare Verbesserung. Hätte ich so tatsächlich nicht erwartet.
Wichtig: Vielleicht nicht gleich das erste Resultat als gegeben hinnehmen und mehrere sorgfältige Analysen vornehmen. Bei mir hat es noch mal eine Steigerung gebracht. Unbedingt Zeit lassen zwischen den verschiedenen Maßnahmen und sich erst mal in die entsprechenden Ergebnisse einhören.
Mögliche Verbesserungen:
- In der Software gibt es keine Möglichkeit die erstellten Analyse- und Korrekturprofile zu verwalten. Z.B. das Löschen von alten Daten ist mir nur im Explorer möglich.
- Als erhebliche Verbesserung zur Beurteilung von ARCs Einsatz wäre noch ein Echtzeitanalyzer.
Vielleicht kann der ein oder andere hieraus etwas hilfreiches herauslesen.