ESQ schrieb:
Moogulator schrieb:
Ein Rechner reicht, man braucht keine Rechencluster. Und der Kram bei Jarre ist mehr für die Erwartungshaltung, sagt auch Schulze - "Ick könnt det allet ooch mit nem JD800 machen, aber dett sieht halt doof aus".
Cool ist das schon und aufwendig, aber mehr so als Geräteerotiker und weniger wegen der musikalischen Notwendigkeit, zumal Jarre ja auch kein ultraguter "Player" ist.
Er könnte auch ne Tribe oder so hinstellen, nur würde das sein Publikum ggf. nicht akzeptieren? Er ist ja Bombastler - Und das alles bitte wertfrei essen, es geht nicht darum das gut/schlecht zu finden - aber gehen tut's halt mit Rechnern, mit weniger Gear, mit neuerem Gear und mit VIEL weniger.
Die alten Sachen wie Oxygene 2 sind bestimmt mit einem JD800 nicht so zu machen, dass es in diesen Charakter hat. Da hat sich Schulze sicherlich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelegt.
Aber so kommt es allemal besser rüber, als wenn einer mit einem Laptop auf der Bühne steht:
http://www.youtube.com/watch?v=MYPx7hve ... L&index=45
Das ist SYMBOLISCH gemeint. Es ging nicht darum, Jarre zu charakterisieren, sondern das er SEINE Sachen auch so spielen könnte und das glaubt man sich auch ohne Prüfung.
Nennen wir es mal: Mit angepasstem Gear und vollständiger Live-Reproduktion käme man mit sehr wenig Equipment hin und je nach "Authenz" kann man dann noch das ein oder andere dazustellen. Aber gebraucht wird es nicht, um das so aufzuführen. Das ist eher allgemein gemeint und ich habe Schulze zitiert, da der hier sicher einen ausreichenden Ruf besitzt. Jarre hat viele Leute erreicht mit seinen leicht hörbaren Sachen und Schulze hat ein anderes Ding gemacht, die aber auch eben live spielbar ist. Bombast bedeutet eben auch Show und es ist sicher kein Zufall, wenn man zB riesige Screens mit nem Moog System sieht (Arturia). Das ist eben auch Show, es ist quasi die Ästhetik für das EM Volk, die mögen auch gern Lauflichter und sowas. Und das bekommen sie dann eben auch.
Ist doch nix bei? Jedes Genre hat quasi seine Helden mitsamt div. Attitüden, die da mit dazu gehören. Das ist heute eben anders als früher, wo man auch mehr brauchte, wenn es nicht sehr minimal bleiben sollte.
Das die Emotionen bei Jarre bis Kraftwerk kochen liegt an vielen Dingen, polarisieren ist für einen Künstler eine gute Sache. Deshalb redet man auch mehr von Kraftwerk als von einem dieser neuen EM-Szenen-Leute.
Hier sind doch auch Musiker, die sich für ihre Musik letzlich eine Form ausdenken, die sie dann auch ausfüllen. Es KANN auch eine sporadische Sache sein, aber sie ist selten unüberlegt. Und die Leute früher hatten ja auch noch keine Vorstellung, wie ein solches Konzert auszusehen hat. Kraftwerk machen das, was eben heute in jedem Club zu sehen ist: Da fährt einer was ausm Rechner ab und organisiert die Musik, was von sehr freiem Arrangement bis zum reinen Audiofileabfeuern alles sein kann. Das wissen wir doch, aber hier wird eben sehr technisch diskutiert und sehr aus sicht des Musikers selbst.
Eigentlich ist die "normale" Sicht aber die des Betrachters. Der interessiert sich übrigens weder allzu viel für Synthesizerfirmen und Logos noch für die Regler ansich, der will einfach gut unterhalten werden. Natürlich kann man jede Form von Erwartung auch mit einbauen. Für dark, für Außenseiter, für Knopfliebhaber (Jungszeug halt) und so weiter. Aber wenn der Mensch auf der Bühne eine Präsenz hat und Charisma, dann geht das noch viel besser. Wir kennen das sicher alle: Da gibt es Typen, die müssen nur auf die Bühne kommen und es ist knisternde Stimmung, andere können noch so große Burgen bauen und es ist einfach nur irgendwie ein bisschen Getute..
Wobei das bei reiner Instrumentalmusik auch schon schwerer ist als mit Frontmensch und Gesangswundern, die die Show machen..
Das alte Lied von der Elektronik und der Bühnenpräsenz eben.
Das spiegelt sich auch an den alten Herren der Elektronik wieder. Jarre macht es eben anders als Kraftwerk. Das ist ja nunmal keine Frage der Instrumentengattung, wie man sich da präsentiert. Es ist aber auch so, dass reines "vorspielen" oft nicht ausreicht.
Faszinieren können HEUTE weniger Bands, da der Reiz des Neuen und Innovativen nicht mehr im Zeitgeist mitschwingt. Heute wird man eben auch anhand all dieser bisherigen Helden gemessen und eingeordnet.