Hobby-Projekt zur Serienreife?

[Jenzz]

Was ich nicht ganz verstehe: warum muss man das für andere Zielländer nochmal machen? Der Witz an der EU-Richtlinien mit nationaler Umsetzung ist doch, dass man nur die Regeln des eigenen Landes einhalten muss und dadurch automatisch gewährleistet ist, dass damit in den anderen Mitgliedsländern auch die EU-Richtlinie einhält.

Kann es sein, dass das für unterschiedliche Produktionsstandorte gilt?

Nein, so weit ist die EU noch nicht, siehe Startseite der ElektroGesetz-Webseite.

• Jedes Land hat seine eigene WEEE-Gesetzgebung
• Es gibt keine EU-weite Registrierung
• Aufgrund der heterogenen Umsetzung kommt es zu zahlreichen Problemen im EU-Ausland
• Hersteller und Händler können beim Direktvertrieb auch ins EU-Ausland auch dort Verpflichtungen zur WEEE-Compliance haben
• Die Aufwände aus einer EU-weiten WEEE-Lösung können erheblich sein
• Harmonisierungsversuche waren bisher wenig erfolgreich

Für Verpackungen sieht es übrigens genauso aus... Jedes Land macht sein eigenes Ding...

Ich denke vor dem Hintergrund dieses ganzen Dschungels an Bestimmungen kann jeder verstehehen, das man als 1-Mann-Firma diesen ganzen Aufwand für ein paar Geräte im Jahr nicht stemmen kann / möchte.

Jenzz

 

[fanwander]

Schneider ist der Inverkehrbringer und meldet für seine Zulieferer unter seiner WEEE Reg.-Nummer, so hab ich es verstanden.

Bedeutet das dann, dass sich der Zulieferer nicht um WEEE kümmern muss und/oder bei EAR Mitglied sein muss? Das wäre ja großartig.

 

[Jenzz]

Bedeutet das dann, dass sich der Zulieferer nicht um WEEE kümmern muss und/oder bei EAR Mitglied sein muss? Das wäre ja großartig.

Am besten mal nachfragen, wie Schneider da verfährt.

Damals, als mit dem Preamp aufgehört habe hatten mich einige an Schneider verwiesen, das er den ganzen Kram ja übernimmt / übernehmen könnte, wenn man über ihn seine Sachen verkauft. Ich hatte aber nie mit ihm Kontakt deswegen, da ich mich definitiv erstmal um meine Kinder kümmern wollte / musste.

Jenzz

 

[TimotheusVanDieren]

Wenn ich es richtig verstehe, ist das aber die Betriebshaftpflicht. Die Produkthaftpflicht geht wohl nicht auf Personenschäden oder sowas, sondern typischerweise auf Vermögensschäden dritter die auf das gelieferte Produkt zurückzuführen sind. (https://de.wikipedia.org/wiki/Produkthaftpflichtversicherung).


In der Summe würde mich mal interessieren, wie diverse Kleinsthersteller wie zB VPME oder Leipzigwest.org mit sowas umgehen. Ignorieren die das? Machen die das selbst? Beißen die in den sauren Apfel und zahlen so eine Dienstleister?
Wie geht Schneidersladen damit um? Prüft der das, ob seine Zulieferer korrekt beim EAR registrieren? Letztlich würde ja der in-Verkehr-bringende (also Schneider) drin hängen!

Entweder ignorieren sie es und fliegen unterm Radar der Marktüberwachung - es gibt deutlich interessantere 'Opfer' für die Behörden, erstaunlich wie wenig manch großes Unternehmen weiß, was alles zu tun ist - oder sie haben mit take-e-way & Co. günstigere Tarife für ihr kleines Aufkommen vereinbart.

Schneider ist nur bei den Produkten Inverkehrbringer (und muss dort alles selbst machen), die er selbst importiert (und für die es keinen sog. Bevollmächtigten in der EU gibt). Bei Leipzigwest.org z.B. ist er nicht Inverkehrbringer, sondern eben Leipzigwest. Allerdings hat er ein Interesse, zu prüfen, ob Leipzigwest ordentlich registriert, weil sonst ein Vertriebsverbot droht. Allerdings würde ich ihn nicht als so organisiert einschätzen und wie oben schon steht, wo kein Kläger ...

 

[TimotheusVanDieren]

Ist es nicht auch so, dass die Versicherung für die Produkthaftpflicht verlangt, dass man entsprechende Nachweise erbringt, ansonsten man sich gar nicht versichern kann? Was dann bedeuten würde, dass man das ganze Haftungsrisiko in einem Schadensfall selbst tragen müsste? Was bei zB einem Stromschlag mit Todesfolge meist den Privatkonkurs zur Folge hätte?

Bei Abschluss der Versicherung sind solche Nachweise nicht nötig, aber spätestens im Schadensfall. Wenn sich dann herausstellt, dass das Unternehmen keine Prüfungen veranlasst hat (=nicht seiner Sorgfaltspflicht nachgekommen ist), dann wird die Versicherung sicher nicht (voll) zahlen.

 

[fanwander]

Allerdings hat er ein Interesse, zu prüfen, ob Leipzigwest ordentlich registriert, weil sonst ein Vertriebsverbot droht. Allerdings würde ich ihn nicht als so organisiert einschätzen und wie oben schon steht, wo kein Kläger ...

Ich frag mal bei Gelegenheit bei Alex4 nach.

 

[fanwander]

Ich hab mal die Geschäftsbedingungen überflogen, und da findet sich folgender letzter Absatz:

"Der Käufer wird, sofern er seinen Sitz im innereuropäischen Ausland hat, auf folgendes hingewiesen: Der Käufer ist für die Erfüllung der Verpflichtungen der „Europäischen Entsorgungsverordnung“ selbst verantwortlich. Der Käufer wird die Alex 4 Distribution GmbH von allen Schäden freistellen, die der Alex 4 Distribution GmbH durch einen Verstoß des Käufers gegen die vorgenannte Verordnung entstehen."

Allgemeine Geschäftsbedingungen

Analoge Synthesizer, modulare Systeme, Midi Converter, kreatives Werkzeug für Audio- und Videostudios, Stepsequenzer, stabil gefertigte Hardware oder besondere Klangerzeuger beschreiben das besondere Produktspektrum der ALEX4 Distribution GmbH aus Berlin.

www.alex4.de

Wichtig: Alex4 ist B2B, verkauft also nur an Händler (wie Schneidersladen oder Thomann und co...). Sie wälzen zumindest außerhalb von Deutschland die Verantwortung an den vertreibenden Händler ab! Also nix mit 27 mal take-e-way Gebühren...

 

[TimotheusVanDieren]

Das wirkt alles etwas hemdsärmelig. Eine 'europäische Entsorgungsverordnung' gibt es nicht. Es gibt die (europäische) WEEE-Richtlinie, deren deutsche Umsetzung das Elektrog ist.

Der Hinweis B2B ist entscheidend. Alex4 kauft bei Doepfer ein Modul zum Weiterverkauf an einen Händler im EU-Ausland. Doepfer ist im Sinnes des Gesetzes Inverkehrbringer und Hersteller (da er das Produkt tatsächlich hergestellt oder importiert hat).
Da Doepfer nicht weiß, an wen und wohin alex4 verkauft, kann er die Registrierung im Zielland nicht selbst machen.
Im Falle B2B kann man die Registrierung delegieren, so wie alex4 das hier macht.

Im Bereich B2C geht das allerdings nicht. Spätestens der letzte gewerbliche in der Kette muss die Registrierung machen.

Wenn Jens also seine Preamps direkt an einen Verbraucher in Frankreich verkauft hätte, hätte er sich um die Registrierung kümmern müssen. Wenn er über Schneider verkauft, kann er das an ihn delegieren. Für Schneider ist das nicht problematisch, weil er 100 andere Boutique-Hersteller hat, für die er registriert. Es kommt dann nur eine Marke dazu und er meldet halt ein paar Teile mehr.

Witzig: im WEEE-Register findet man zwei Unternehmen, die die Marke Doepfer registriert haben: Doepfer selbst und alex4.

 

[fanwander]

Witzig: im WEEE-Register findet man zwei Unternehmen, die die Marke Doepfer registriert haben: Doepfer selbst und alex4.

Weil Doepfer noch selbst Direktvertrieb an Endkunden macht; wird vermutlich von den Kunden nur noch selten genutzt, machen sie aber traditionell weiter.