Das "System" ist schuld, dass man mit trivialer Funktionsmusik kein Haus finanzieren und eine Familie ernähren kann?
Ich finde es nicht ungerecht. Ich wüsste auch nicht, wieso Funktionsmusik mehr wert sein sollte, als sie heute ist. Die Investitionskosten gehen gegen Null, alle Infos gibts kostenlos auf Youtube. Und für ein paar Euros kauft man sich Construction kits. inkl. Midi files. Weiter weg von Kunst kann man nicht sein. Schöpfungshöhe minimal, das meiste ist austauschbar. Ziemlich vermessen, daraus den Anspruch abzuleiten, dass man davon leben können soll.
Sehe ich ähnlich.
Ja, natürlich ist da eine Schieflage zu erkennen, wenn man die Problembeschreibung lediglich auf den eingangs zitierten Slogan reduziert. Es mag sicher stimmen, dass in diesem System unheimlich viel Geld in Umlauf ist, das aber in einem krassen Missverhältnis zu Ungunsten derer verteilt ist, die das produzieren, um das es (vorgeblich) geht: die Musik (NB: "vorgeblich", weil viele Akteure ja nicht müde werden, zu betonen, wie wichtig doch eigentlich das große "Mehr als Musik" sei: das Feeling, die Community, die Experience... Stichwort Wüstenrave in Tunesien, s.u.).
Dennoch will es mir irgendwie nicht gelingen, mich mit dieser Klage ("wir verdienen mit unserer Mucke viel weniger Geld als es eigentlich angemessen wäre"), wenn sie von, sagen wir, so Leuten kommt, wie denen, die in den
Werbebildchen über diesem Paywall-Artikel aufgelistet sind, in derselben Weise zu solidarisieren, wie ich es selbstverständlich mit, sagen wir, Erziehern, Krankenpflegern, Kinderärzten, der Müllabfuhr, meinetwegen auch Polizisten tun würde.
Irgendeinen Unterschied muss es da geben zwischen diesen beiden Welten. Ganz ausbuchstabieren kann ich den noch nicht. Vielleicht hat es was mit "gesellschaftlicher Relevanz" der jeweiligen Tätigkeiten zu tun. Ich wäre der Letzte, der der Kunst ihre gesellschaftliche Relevanz absprechen würde. Aber über Kunst reden wir hier ja nicht. Denn dort ist ja immer schon klar, dass man sich, wenn man sich für diese Laufbahn entscheidet, auf ein Abenteuer einlässt, das u.U. ein Leben lang brotlos bleibt. Wir reden ja hier über Akteure der "Kulturindustrie", also über Leute, die ihre Musik als kaufbares Produkt auf einem nach wirtschaftlichen Regeln funktionierenden Markt anbieten. Und da ist, ab einem gewissen Grad, diese Anspruchshaltung ("aber wir müssen doch mindestens xyz verdienen") irgendwie... nee, haut irgendwie nicht hin für mich. (Ja, auch ein Maler versucht, seine Werke an den Mann zu bringen -- aber gerade dass Maler eben
nicht dieselbe Klage anstimmen, verweist evt. auf einen kategorischen Unterschied).