Ein paar Gedanken dazu:
Musik ist ein eigenständiges "Irgendwas" was ich persönlich garnicht mit Emotionen in Verbindung bringe. Natürlich gibt es Moll und Dur als Klangfarben, aber Moll ist nicht gleich traurig oder schwermütig. MMn sind das Klischees.
Ich bringe Musik eher mit Meditation in Verbindung, und Meditation ist ja ein Moment wo Emotionen sich mehr oder weniger gegenseitig neutralisieren oder einfach nicht vorkommen.
Zumindest nach meiner Definition.
Und ganz oft ist das bei mir der Fall, also wenn ich zb eine Stunde Gitarre gespielt habe, dabei mit Fingerübungen anfange und irgendwann (wenn ich langsam in den Flow komme) in die Improvisation übergehe und dabei meditative Zustände erreiche, dh Gedanken kommen und gehen, ziehen vorbei während ich Musiziere.. das sind dann gleichberechtige Zustände, die Gedanken schweifen lassen und das Instrument bedienen!
(Ausnahme ist wenn ich konzentriert an Stücken arbeite oder Harmonien entwickle, da kommt man zwar auch in ein Flow, aber man driftet dabei nicht in die Meditation ab.)
Auch mal traurige Erinnerungen, aber ich werde dann nicht traurig oder spiele dabei düstere melancholische Musik, das ist überhaupt nicht der Fall. Das ist völlig voneinader losgelöst und geht eher in so eine Art liminalen Zustand wo Erinnerungen, Allltagbewältigung, Termin bzw Zukunftsplanung usw gleichberechtigt neben dem Musizieren abläuft. Geht ja auch weil man Bewegungsabläufe an der Gitarre konditioniert bzw automatisiert hat.
Ich glaub so eine Art von meditativem Flow kann man in einer DAW oder Hardware garnicht erleben. Das ist alles eher Workflow das von ganz bestimmten Ausführungen dominiert wird.
RTFM
Musik MACHEN als Therapie? Denke ja, im meditativen Sinne!
Als Hörer ist das alles nochmal was ganz anderes. Aber ich konsumiere eigentlich sehr selten Musik.
Guter Punkt auf die Definition von Emotionen einzugehen.
Wenn ich von Emotionen spreche, dann fußt dieses auf einem Verständnis, dass jegliches (!) Handeln des Menschen seinen Ursprung in einer Emotion hat.
Der Mensch kann demnach als lebendiges Wesen nicht ohne Emotionen sein. Jedes Handeln eines Menschen fußt weitergehend auf Motivation (und diese auf Bedürfnisse, welche wieder eine eigenständige Verbindung zu Emotionen haben oder gleich als Emotion gelten können), ob diese Motivation bewusst oder unbewusst ist, ist dabei obsolet. In diesem Zusammenhang ist Motivation entweder eine eigenständige Emotion oder fußt auf dieser. Selbst wenn sich jemand entscheidet rational zu denken, dann fußt dieses auf einer Motivation Schrägstrich Emotion. Hunger z.B. hat demnach seinen Ursprung in Emotionen, die von Bedürfnissen getriggert werden und zu Motivation und im Endeffekt zu einer Handlung führen.
Nach meinem Verständniss kann Musik gar nicht nichtemotional sein, jegliche Musik führt zu irgendeiner Emotion, sei es Gleichgültigkeit, welches eine Emotion ist.
Ich stelle nicht in Abrede, dass es biologische Abnormitäten gibt oder geben könnte, das wird auch schwierig da dann etwas zu "beweisen".
Ich glaube nicht, dass Emotionen sich neutralisieren können, sondern dass sie nebeneinander koexistieren können, die Handlung ist dann diejenige, welche Motivation für den Moment am stärksten ist. Andere Herangehensweise, dass mehrere unterschiedliche Emotionen in einer eigenen Emotion enden und diese dann das Handeln beeinflusst.
Emotionen sind auch nicht in einer Nanosekunde da und in der anderen Nanosekunde wieder weg, es gibt Theorien, wo sich Emotionen kumulieren, sollten sie in ausreichend zeitlichen Abständen erregt werden, da sie unterschiedlich schnell wieder abklingen.
Du bringst Musik ja auch mit Meditation in Verbindung, ist ja nicht klar ob es eine Grenze zwischen Flow und Meditationszustand gibt, wenn ja, wo ist sie denn dann genau? Können wir glaube ich erst einmal nicht beantworten, ich zumindest nicht.
Emotionen können uns dabei auch genau wieder aus dem Flow bringen, so kann Angst eine treibende Kraft sein aber auch ein Flowkiller. Nach dem Flow bleibt dann mutmaßlich die reine Emotion (Angst, Freude, Glück usw.) oder auch ein Gemisch, ein ich nenne es mal Post-Flow-Kater.
Musik kann uns dabei dann durch Selbermachen oder Rezeption ein Tor öffnen, sei es zu einer anderen Emotion (im sinne einer Mood-Management-Theorie, die aus der Medienpsychologie kommt, z.B. ist man traurig und möchte sich durch fröhliche Musik anders stimmen) oder weitergehend zum Flow, in dem wir Raum und Zeit vergessen.
Und ich hoffe ja, dass ich bei der Arbeit mit einer DAW auch in einen Flow kommen kann, da bin ich aber aufgrund meines limitierten skillsets weit von entfernt, zu viel Stolpersteine, bei genügender Automatisierung bin ich aber hoffnungsfroh. Evtl. berichtet ja jemand von Flowerlebnissen aus der DAW.