Elektronischer Jazz

Hey ich wollte euch fragen, ob ihr vielleicht ein paar Sachen kennt, was elektronischen Jazz angeht. Mich interessiert vor allem Jazz mit analogen Synthesizern, weil ich aber fast nichts kenne, wollte ich euch mal fragen, ob ihr was empfehlen könnt.
 
Außer so cheesy Kram wie von Lyle Mays oder elektronischverfremdeter akustischer Jazz einiger Skandinavier ist mir leider nix bekannt.

Es wäre mal an der Zeit das jemand was elektronisches starten würde. Hätte da auch Interesse, einziges Problem ich kann nur dillettantisch ein Tasteninstrument spielen. :lol:

Und irgendwie stoss ich mich noch am Improvisationsgedanke...

Edit: Laurent Garnier/Public Outburst fällt mir noch ein, da hätten aber sich einige Jazz Gralshüter Probleme damit das als Jazz zu bezeichnen.
 
Was das Genre angeht wüsste ich bislang nur Nu Jazz zu benennen. Aber weil die Grenzen bei Jazz ja etwas weiter gesteckt sind, könntest du das ja mal genauer umschreiben, was du meinst.

Etwas anarchistisch finde ich zum Beispiel "Vital Information", und da bestimmte Instrumente nicht unbedingt Selbstzweck sind, haben die auch übliches Setup. Das gilt auch für "Niacin".
 
Eine Empfehlung wäre das kanadische Trio "UZEB", bestehend aus einem Drummer, einem Bassisten und einem Gitarristen. Das geht stilistisch halt eher in Richtung Fusion. Ist auch nicht rein elektronisch. Interessant ist bei dieser Formation (oder "war", ich glaube die Band gibts nicht mehr), dass alle drei (!) "midifiziert" spielen, also mit ihrem Besteck auch Synths und Sampler ansteuern. Ich hab sie leider nie live gesehen, aber die Gigs sollen ein Wahnsinns-Spaß sein, weil die drei oftmals auch innerhalb eines Stücks die instrumentalen Rollen tauschen. Abgesehen davon sind die Jungs auch unglaubliche Höllen-Instrumentalisten. Hab ich Ende 80er/Anfang 90er eine zeitlang exzessiv gehört, vor allem wegen Alain Caron (Bass)... was für ein Gott! :D

Anspieltipp wären hier die Alben "Between The Lines" und "Noisy Nights".
 
empfehle meine Lieblingspladden:

" Magical Sheperd" von Miroslav Vitous, LP WB 56219 1976

incl. Mini Moog, ARP Odyssey, sehr elektronisch aber kein Gedaddel!

und natürlich div. Weather Report " Heavy Weather, Mysterious Traveller,
Black Market, Live, u.a.

für starke Nerven: Miles Davis in seiner elektrischen ( besten ) Phase!

" Agharta und Pangaea" Live in Japan! [/img]
 
CHANGES von Wolfgang Dauner

Wolfgang Dauner spielt auf dem Steinway-C-Flügel, dem EMS-Synthi-100 und dem Oberheim-4-Voices-Polyphonic-Synthesizer.
 
Dachte es geht um neuen Jazz, alte Jazz Platten mit Synths sind ja mehr oder weniger bekannt. Auf "The Leprechaun" von Chick Corea sind auch sehr schöne Analogsynthsounds zu hören. Find die übrigens wirklich nicht schlecht. Die Bewertung von Allmusic ist nen Witz...

http://en.wikipedia.org/wiki/The_Leprec ... orea_album)

Auch interessant sind die Alben wo Patrick Gleeson mitgewirkt hat. U.A. "Crossings" und "Sextant" von Herbie Hancock.

http://www.endlessgroove.com/issue1/gleeson.htm
http://profile.myspace.com/index.cfm?fu ... D=78596661
http://www.allmusic.com/cg/amg.dll?p=am ... q95ldke~T4
 
Undergrind schrieb:
Moogulator schrieb:
Festplattenmusik von Atom Heart alias "Schnittstelle". Das ist eigentlich nichts anderes als "Jazz". Nur ohne Personenkult™

das ist das was ich mir unter elektronischen jazz vorstelle, also keine übernanderschichtung von jazz und elektronik, sondern ne echte fusion.

Ich auch. Hier ziemlich perfekt gelungen. Ich habe auch nichts gegen Menschen, die SPIELEN können. Es gibt sooo wenige die SPIELEN und SOUNDS BAUEN können, gleich gut. So, dass man das auch hört. Auch ausgefallene Sounds - Die klar ELEKTRONIK sind und mit Norminstrumenten sicher nicht gehen. Dabei denke ich hier weit mehr an Instrument weit nach dem Minimoog. Das muss heute schon mehr sein.
 
Na ja, Vorstellungen was Jazz ist und so :D

Da fällt mir die Anekdote von Thorsten de Winkel ein, NYC erprobt und hart im Nehmen. Berichtet von Jazz Sessions, manchmal auch sehr hardcore oder free. "Aber wenn man dann mit dem Seemannslied ankommt, dann winken die plötzlich ab!"

Deshalb hatte ich gleich eingangs gefragt, was der Threadstarter genau meint. Denn DIE Schublade ist nunmal wirklich verdammt groß. Wobei ich mich heute wieder gefreut habe, weil ein Rezensent es geschafft hat, der betreffenden Musik ein Genre zuzuordnen. Ist eine grandiose Leistung, Hut ab ... :D
 
Jau, aber Seemannslieder sind per se noch nicht Jazz. Aber ich weiss schon, was du meinst. Bloß keine Harmonien! Verboten!

Oder..

Oder..

Aber Elektro-Jazz Deluxe wäre idealerweise vielleicht mit spanneden Melodien, Rhythmik und Sound, ohne davon eins der Dinge hinterherzoppeln zu lassen und die Möglichkeiten der Synthesizer und Computer zu nutzen.

Jazz ist ja auch eine Grundhaltung. Das ist ein Begriff wie "Punk", "Electro" oder "Ehrlich" oder "ya name it, Digger" ;-) *G*
 
Yep, Helge Schneider meint: "Jazz ist keine Stilrichtung, das ist ne Lebenseinstellung." Ist für mich jedenfalls nachvollziehbar. Und daher bin ich Jazzer, und nicht jeder versteht das, was das überhaupt sein soll :D
 
Jazz ist doch erstmal Improvisation oder? Ist leider auch nicht DIE freie Musikrichtung die ich immer gesucht hatte, dazu ist man viel zu konservativ. Oder hätte da wohl niemand ein Problem mit Jazz mit/aus dem Sequencer? :)
 
Das Thema ist aber nicht am Ende. Da geht was. Wenn man hier und da nicht "darf", dann kann mans ja mal machen. Diese Funky-Sachen von Hancock (Headhunter) sind ja auch so, dass keiner gefragt hat. Dennoch Prototyp für eine Generation von Sachen. Wer coole Elektrojazz Sachen kennt: Nur raus damit..
 
Naja, was ist schon Elektrojazz?... Dürfen Samples, Vocals, oder gar Gitarren enthalten sein?... Philippe Saisse (Keyboarder, Arrangeur etc.) hat auch ein paar eigene Alben, wo er viel Elektronik einsetzt. Aber eben auch Samples, Vocals... Ich kenne nur seine Alben "Masques" (1995) und "Halfway 'til Dawn" (1999). Sind durchaus hörenswert. In den 80ern bis Anfang 90er hatte Michael Franks viele Synthesizer auf seinen Alben. Ist so ein jazziger Pop bzw. Pop-Jazz. Besonders interessant fand ich damals sein Album "Skin Dive" (aus dem Jahr 1985). Viel Sequenzer & Synthesizer Einsatz. Kann man auch heute noch prima anhören. Ansonsten noch "Spyro Gyra", aber da sind auch Saxophone drauf. ;-) Oder Yellowjackets vielleicht. Geht so eher Richtung Fusion. Aber so richtig mit Schwerpunkt auf Elektronik kenne ich ehrlich gesagt nichts... Selbst "Acoustic Alchemy" setzen Synthesizer und E-Gitarren ein. Was soll daran "Acoustic" sein?... ;-) Mir kommt das aber gelegen, da ich sehr gerne elektronisches bzw. elektrisches in jazzigen Musikrichtungen höre. Fahre aber auch auf Slap-Bass und coole Bläser-Parts ab. :) Dabei fällt mir ein: Lenny White "Present Tense" (1995) - ein sehr geiles Album! Marcus Miller ist schon etwas spezieller. "Tales" aus dem Jahre 1995 würde ich mir vielleicht als erstes reintun. Habe halt selber damit angefangen. "M²" aus dem Jahr 2001 ist sehr powervoll. Etwas ruhiger ist "The Sun Don't Lie" aus dem Jahr 1993. "Silver Rain" aus dem Jahr 2005 schon wieder etwas crazy. ;-) Und wenn wir schon bei den (weltbesten) Bassern sind: Abraham Laboriel "Dear Friends" (1993). Ein sehr vielseitiges Album. Da zeigt er alles, was er drauf hat. Eigentlich sein einziges richtig ausproduziertes Album (mit vielen Musikern und so).
 
Pat Brothers (ca. 1986) waren und sind immer noch Cult !! -- Obwohl sie nur eine einzige Platte rausgebracht haben.

Die sind damals 2 mal auf dem New Jazz Festival in Moers aufgetreten und hatten eine Tournee.

2004 haben sie sich für ein Koncert zusammengetan, wahrscheinlich wegen vieler interessierter Nachfragen.

Pat Brothers sind echt Eletronic-Jazz-Pioniere ! Schade, dass die wirklich nur ein eineinhalb Jahre bestanden.

http://easy-zooone.foren-city.de/topic,177,-the-pat-brothers-pat-brothers-no-1.html

gruss, desynthese
 
Diesen Track von Merzbow ( - 1930 -) würde ich -zwar eigentlich Noize - auch glatt unter New Electronic Jazz durchgehen lassen

Aktuell einer meiner ganz wenigen Lieblings-Tracks

[]http://www.youtube.com/watch?v=[/url]

(Es ist doch echt schade, dass aus dem Jazz echt nix mehr kommt außer Schlafwagen-Musik ...)


gruss, desnthese
 
DeSynth.ese schrieb:
(Es ist doch echt schade, dass aus dem Jazz echt nix mehr kommt außer Schlafwagen-Musik ...)


gruss, desnthese

das find ich etwas voreilig geurteilt. Aber grundsätzlich ist da schon was dran.

Gegenbeispiele:
-Nils Wogram,
-Simon Nabatov

Jazz war ursprünglich sowas wie Wagnis, Verrücktheit, Unberechenbarkeit.

Seitdem es aber als Intellektuell gilt sind all die Adjektive verschwunden gegangen.

ChampagnerJazz nenn ich sowas. Wo alle nur darauf bedacht sind keine falsche Note zu spielen.

aber wie gesagt es gibt auch andere Beispiele, man muss nur Suchen (mit der Lupe)
 
das ding mit dem elektro jazz (versuch ich mich ja dran, in meiner freizeit) ist halt:

jazz war -trotz komponierten teilen, die es immer schon gab - immer auch improvisiert. ist ein ganz wichtiger teil. gute sounds müssen vorbereitet sein. man braucht also ein setup, mit dem man gut vorbereitete sounds spontan und sinnvoll im richtigen moment an den start bekommt. in time gesynct, mit dem klang gespielt - halt nicht nur bebop lines mit irgeneinem synth lead sound.

das ist einfach ziemlich schwierig gut hinzubekommen. bin jetzt dabei, ablauf und bestimmte sounds für stücke vorzubereiten, so völlig spontant kanns dann nicht mehr sein. dafür ist elektrozeugs zu komplex und zu "denkig". aber doch noch improvisiert...eine heidenarbeit. dabei noch songs machen und mit der band proben - der tag sollte 48 stunden haben.

schließlich: musiker finden die jazz machen wollen/können UND zeit für elektrogefrickel opfern. echt eine herausforderung.

was gibts da bisher schon aktuelles? bugge wesseltoft ist - finde ich - schon weit damit gekommen, gefällt mir nicht alles, aber ist schon ein super musiker. jojo mayer ist für mich elektrojazz, ganz schön nervöser.

st. germain ist jetzt mal nicht jazz, sondern champagner-house. so ähnlich jazzanova (dj-musik), aber in gut.


lG f
 
St. Germain läuft (auch) unter Acid-Jazz.

Zum Electronic-Jazz-Gefrickel, ich weis nicht, ob man das überbewerten sollte ....

--- ich verweise auch mal auf die 3 Post über diesem - auf die Musik von Pat Brothers .... vor 2-3 Monaten hatte ich auch son Gebräu zusammen gefrickelt das ab und an mal in einer sehr ähnlichen Art auf der Platte auftaucht, fast nur mit Freeware zusammen geschweißt - die richtigen FX in der richtigen Mischung eingesetzt.


PS Platten: Ich habe weder Zeit noch (Lust-)Geld dafür. Das, was ich mir in den 80ern noch leisten konnte, stundenlang nach neuer interessanter Musik zu suchen. Das ist mir - und das ganz bestimmt nicht nur mir - nicht mehr möglich in dieser neoliberalen Ära.

gruss, desynthese
 


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