Re: Elektromix Grundlagen? Arrangement Workflow? Ich ersaufe
Ich find da ist sehr viel Potential vorhanden, denke aber, dass du es dir selbst viel zu kompliziert machst und auch zu hohe Ansprüche verfolgst. Du kannst es am Ende kompliziert machen und auch extrem Anspruchsvoll, dafür muss aber erstmal der grobe Klotz 100% stehen, dann kannst du die Details reinrizen,
1. Loop von 8 Takten:
Der Loop sollte zunächst aus einem Element bestehen, dass dir wirklich gut gefällt. Das kann ein Sample von einer Platte sein, ein cooler Beat, eine funky Bassline, eine schöne Piano Akkordabfolge, ein toller Songtext etc. Dieses Element sollte dich inspirieren, es sollte dich motivieren einen Song damit zu machen. Darum herum solltest du dann beginnen, deinen Loop zu entwickeln, vielleicht wirst du am Ende genau dieses Element gar nicht mehr brauchen, aber darum geht es zur Zeit gar noch nicht, dieses Element sollte deine Inspirationsquelle sein mit der du arbeitest. Darum herum baust du dann ein Gerüst aus folgenden Elementen:
Beat (Bassdrum, Snaredrum oder Clap, Hihats)
Bassline
Akkordfolge
Lead
Vocal
Percussion
Pad
Effektsounds
Das kann auch mehr oder viel weniger sein, wichtig ist am Ende, dass es dir genügend Elemente zur Verfügung stellt, dein Arrangement zu machen. Feinschliff kommt später, du solltest nicht zu viel Zeit dafür verwenden, sonst wirst du müde und hörst sowiso nicht mehr was du machst und ob es funktioniert. Du solltest den groben Song an einem Tag machen können, sonst wird das nichts. Die einzelnen Arbeitsschritte kannst du irgendwann mal auf verschiedene Tage legen, aber erst, wenn du das ein paar Mal gemacht hast und routiniert wirst. Wenn du von Anfang an zu viel willst, kommst du nie ans Ziel, weil du dich mit Details beschäftigst, die dich vom Wesentlichen abhalten: Einen Song zu machen!
2. Zum Arrangment:
Dein Aufbau ist zu detailliert in der Struktur, dafür hat es zu wenig Edits, Breaks und Events: Das kommt alles später! Versuch mal zuerst deinen Loop über mehrere Takte hintereinader zu kopieren, so 3:50 oder 6:00 min und versuch dann daraus ein 0815 Arrangment rauszuschneiden:
Intro, Verse 1, Chorus, Verse 2, Chorus, Bridge, Chorus, Chorus, Coda
Reduzier dabei so stark, dass es gerade noch geht. Eventuell ist jetzt der Zeitpunkt, deine Akkorfolge zwischen Verse und Chorus zu verändern, damit sich Gegensätze bilden, die das Arrangment interessant machen. Zu viele Änderungen würde ich jetzt noch nicht machen, einfach so, dass du denkst, dass die einzelnen Elemente die Funktion im Arrangment so erfüllen, dass es spannend bleibt. Die Kunst des Arrangments besteht darin, die richtigen Elemente zum richitgen Zeitpunkt erscheinen zu lassen. Dabei kommt es eben nicht mal auf die Qualität der Elemente an, sondern darauf, was zu welcher Zeit auftaucht. Gute Musiker können dadurch aus Scheisse Gold machen!
Für den groben Loop und das grobe Arrangment solltest du nicht länger als einen Tag haben bzw. solange wie es deine Konzentration erlaubt. Wenn du merkst, dass du nicht mehr richtig hinhörst oder dein Song langweilig wird, dann ist jetzt der Zeitpunkt aufzuhören. Hoffentlich bist du aber jetzt schon so weit, dass du bereits einen Song hast und das war das Ziel der Übung!!
Am besten machst du jetzt eine Pause und machst etwas anderes als an deinem Song weiter zu arbeiten. Das können auch nur 15min sein in denen du andere Musik hörst, es sollte dich aber nicht ermüden oder dich an deinen Song denken lassen.
3. Feinschliff
Wenn du jetzt zu deinem Song zurückkehrst hast du bereits einen Song! Nach der Pause kannst du jetzt beurteilen, ob es sich lohnt daran weiter zu arbeiten oder nicht. Der Song sollte dich grundsätzlich schon ansprechen, auch wenn du nicht von allem vollkommen überzeugt bist. Am besten machst du dir beim zweiten Mal anhören Notizen, was du alles nicht so gelungen findest. Der Song sollte aber schon so sein, dass er Potential hat für mehr.
Nun beginnt die eignentliche Arbeit, die Arbeit die aus Gold Platin macht und 80% der Zeit kostet, einen guten Song zu machen. Das sind Beat Variationen, neue Perkussion Elemente, Mix Automation, Effekt Automation, etc. etc. Du kannst jetzt in deinem Arrangment auch neue Songteile einbauen und neue Akkordvariationen erstellen. Wichtig ist aber, dass alles immer aus Notwendigkeit geschieht. Anstatt dass du zum Beispiel im ganzen Song die Drumedits machst, konzentrie dich zum Beispiel nur auf den Chorus und mach den etwas interessanter. Dann den Verse, dann die Bridge, dann Intro, dann Coda. Diesen Prozess kannst du wiederholen, so dass jeder Teil für sich gut ist, aber im Ganzen auch stimmig bleibt. Dabei vermeidest du, dass du immer den ganzen Song von Anfang bis Ende durchhörst und dabei vergisst, wie die Spannung im einzelnen Songteil sein sollte zudem wird dein Song lanweilig, wenn du ihn mehrfach hintereinader hörst. Ab und an kannst du das tun und du hörst dann, ob die einzelnen Songteile genügend überasschend sind und dich ansprechen.
Zur Stimme: Vermeide es zu komplizierte Melodien zu singen, das entlarvt jeden, weniger professionellen Sänger. Ausserdem solltest du keine zu langen Noten singen, bei denen du die Tonhöhe nicht stabil halten kannst. Des Weiteren würde ich Vibratos vermeiden, da die selten gut kommen, wenn man kein Profi ist. Ich würde wirklich ganz einfache Melodiefolgen singen, maximal drei Noten. Du kannst mit der Stimme einen guten Vocal Part machen, indem du deine eigene Stimme im Chorus doppelst und im Chorus zum Beispiel nach Links und Rechts panst oder mit Hall leiser hinter die Hauptstimme setzts, ausserdem kannst du deine Stimme auch mehrfach layern, indem du verschiedene Effekte drauf legst.
Das Ziel besteht nicht darin, gute Songs von Anfang an zu machen, sondern dass du überhaupt Songs machst, sonst eierst du immer an irgendwelchen Dingen rum und machst nie einen Song. Gute Songs macht man aber eben, wenn man Songst macht, nicht wenn man gutes Equipment hat oder gut Mischen kann. Es gibt für jede einzelne Aufgabe innerhalb einer Komposition einen Profi, ob das der Sänger ist, der Mischer oder der Mastering Ing. Die kommen aber alle erst zum Einsatz, wenn da überhaupt schon etwas ist, mit dem man arbeiten kann. Du kannst deine eigene Stimme auch aufnehmen und als Vorlage für jemanden anderen nehmen. Aber wenn du lernst, deine Stimme richtig einzusetzen, dann kommst du schon viel weitet, weil du eben einen Song hast..