(…) beschnittenen Custom-Synth für Doofe (…)
Genau das war der Plan.
Ich habe angenommen, dass die Zielgruppe Musikschüler ohne irgendwelche Synth-Vorkenntnisse sind. Die also Saiten, Blättchen, Felle kennen. Signalweg: mit den Sticks draufhauen, Taste drücken, Mundstück reinblasen.
Als ich im Musikunterricht meinen ersten Kontakt mit dem Konzept des Synthesizers hatte, habe ich erstmal nur Kippschalter, Drehpotis und unverständliche Beschriftungen gesehen.
Der Lehrer hat mir dann erklärt, was ein VCO ist, dass und wie dort der eigentliche Ton erzeugt wird, was ein Filter ist, und dass der Signalweg einfach von links nach rechts geht (also klassische subtraktive Synthese).
Allein das war für einen totalen Anfänger schon ein ordentlicher Brocken. Und: die Schule hatte natürlich kein Geld für solche Mätzchen, also wurde anhand von Fotos und Overhead-Folien erklärt. Kein Sound, kein Hands-on.
Die Idee hier war, diese erste grundlegende Orientierung zu bieten, und das mit der Möglichkeit, selbst etwas frickeln und die Resultate des Frickelns hören zu können. Was passiert, wenn ich den zweiten VCO dazuschalte und ihn leicht gegen den ersten verstimme? Was passiert, wenn ich den zweiten VCO dazuschalte und ihn heftig gegen den ersten verstimme? Was passiert, wenn ich den zweiten VCO mit einer anderen Wellenform, einer Oktave erhöht und einer längeren Einschwingzeit parametriere?
Das müssen für jemanden, der von akustischen Instrumenten kommt, erstmal einigermaßen befremdliche Möglichkeiten sein.
Was macht ein Filter mit diesem Sound?
Was macht ein Effekt mit diesem Sound?
Ich bin durchaus der Meinung, dass es für den ersten Kontakt ein "Synth für doofe" sein darf, weil so das Grundkonzept z.B. der subtraktiven Synthese leichter zu vermitteln ist, als wenn man sich durch einen Wald von Reglern hindurchkämpfen muss. Es geht hier doch eher um das Erlernen von Strukturen, und nicht um die höchsten Künste des Synth- oder Sounddesigns.
Und WENN nach einer Stunde Beschäftigung mit einem solchen stark reduzierten Modell von den Schülern sowas wie "habbich gezz kapiert, hasse nich mal was Anständiges?" kommt, sie sich in einem Modularsystem orientieren können UND noch Spaß daran haben, dann hätte der Deppensynth seinen Zweck erfüllt.
@Wortlaut: ich bin kein ausgebildeter Pädagoge, würde aber die von Dir benannten Qualitäten von Wellen erstmal außen vorlassen; das lenkt beim Erstkontakt ab und kann später kommen.
Einfach nur erklären und dann spielen (eigene Erfahrungen sammeln) lassen.
Ich bin im Musikunterricht übrigens mit solchen Qualitäten ziemlich zugeschüttet worden (das lieblich-rosenduftende G-Moll, das martialische C-Dur...) und habe mich beim Synthblock gefreut, mal etwas Physikalisches ohne MusiktheoretikerRomantik vorgesetzt zu bekommen.