Jede dur ton tonleiter beinhaltet ja eine moll tonleiter und umgekehrt. Deswegen verstehe ich die Unterscheidung bei tonleitern nicht.
Das größte Missverständnis ist, dass die verwendeten Töne einer Tonleiter etwas mit der Benamsung der Tonleiter zu tun hätten, und dass wiederum die verwendeten Tonleitern/Töne zwingend zu einer bestimmten Tonart gehören.
Zunächst: Dur und moll sind ein relative einengender Spielraum für die Harmonik, der in der europäischen Musik hauptsächlich zwischen spät-Barock und Wiener Klassik verwendet wurde. Vorher und danach wieder (und anderswo sowieso) wurden auch andere Harmonie-Konzepte verwendet. Wir sind nur immer noch extrem von dem biederen Dur/moll-Konzept beeinflusst.
Nehmen wir das einfachste Beispiel: die weißen Tasten auf dem Klavier.
Wenn wir die Tonleiter auf den weißen Tasten beim C beginnen, dann nennt Lieschen Müller das die C-Dur-Tonleiter. Die Musikwisssenschaftler nennen es
C-Lydisch C-Ionisch.
Wenn wir die Tonleiter auf den weißen Tasten beim A beginnen, dann nennt man das A-Äolisch oder A-Hypodorisch. Lieschen Müller bezeichnet es dann als a-moll-Tonleiter.
Wenn wir die Tonleiter auf den weißen Tasten beim E beginnen, dann nennt man das E-Phrygisch. Lieschen Müller ist ab hier verwirrt, denn das klingt nicht mehr so, wie sie Musik aus den Radio gewöhnt ist.
Wenn wir die Tonleiter auf den weißen Tasten beim H beginnen, dann nennt man das H-Hypophrygisch. Lass Lieschen Müller lieber in Ruhe damit....
usw.
Das sind die sogenannten Kirchen-Tonarten
Das benutzt immer die gleichen Tasten, nur der gedachte Ausgangston und Grundton ist jedes mal ein anderer.
Wenn man also das (engstirnige) Harmonie-Konzept von Dur und Moll nimmt, dann gibt es zu jeder Dur-Tonart eine sogenannte moll-Paralleltonart. Diese beginnt immer eine kleine Terz tiefer. Die Tonleiter ist aber immer die gleiche:
C-Dur -> kleine Terz runter -> a-moll: C D E F G A H C oder A H C D E F G A - anderer Anfangspunkt aber gleiche Tasten
As-Dur -> kleine Terz runter -> f-moll: As B C Des Es F G As oder F G As B C Des Es F - anderer Anfangspunkt aber gleiche Tasten
oder umgekehrt
h-moll -> kleine Terz rauf -> D-Dur …
Die spannende Musik (vor allem im Jazz) passiert aber eben abseits der Dur/Moll verwandschaft. zB im Trip Hop bzw Lounge-Sound gibt es oft die Terz-Verwandschaft zwischen Mixolydisch-Dur und der darüberliegenden moll-Parallele. Komplette verwirrt? Kein Problem, ist ganz einfach: Es ist eine Art e-Moll-Tonleiter E Fis G A H C D E - und eben C-Dur mit einem Fis drin C D E Fis G A H C.
Wenn man das als Akkorde greift, dann bekommt man die Verwandschaft zwischen
e-minor-7
D
H
G
E
und C-Major-7:
H
G
E
C
Greif mal links die beiden Akkorde im Wechsel. Erst e-minor7 dann C-Major-7 und improvisiere rechts mit der Tonleiter E Fis G A H C D E. Von Pink Floyd bis 2010erDudelradio immer die gleichen Akkorde. Wenn Du übrigens die Tonleiter genau anschaust, dann bezeichnet Lieschen Müller das als eine … Trommelwirbel … G-Dur(!) Tonleiter.
Also: Akkordbezeichnung und Dur/Moll-Tonleiter-Bezeichnung haben NIX miteinander zu tun.
Mein Tipp um raus aus dem Dur/moll-Gehege zu kommen: Vergiss den Quinten-Zirkel und gehe auf einen Terzen-Zirkel. Da passt nämlich für die heutige Musik viel viel mehr zusammen:
d-min7-> F-maj7 -> a-min7 -> C-maj7 alles die gleiche Tonleiter (weiße Tasten); nimm das F# dazu und weiter geht es mit -> e-min7 -> G-Maj7 und und und.