Pics Die Entstehungsgeschichte meiner "Kalimbalimba"

Eine Dokumentation in (vorerst) vier Folgen:

Ende Mai 2021 hatte ich begonnen, meine "Kalimbalimba" getaufte Noisebox zu bauen. Seinen Ursprung hatte das Projekt im Thema "Kontaktmikrofone für Field-Recorder", wo auch der erste Entwurf zu sehen ist :

erster Entwurf

Im Folgenden findet sich nun eine sich auf die wesentlichen Arbeitsschritte beschränkende ( ;-) ) Dokumentation.

1. Fertigung der Grundplatte:

Hierzu wurde der ursprüngliche Entwurf - aufgeteilt auf zwei Blätter im A4-Format - mittels Teppichklebeband auf eine 10mm Multiplexplatte (Birke) aus der Restekiste geklebt:

IMG_2340.jpg(1)Bild 2340

Zur groben Annäherung an die spätere Außenkontur wurden mittels Kappsäge Tangentialschnitte mit ca. 2-3 Millimetern kürzestem Abstand zur Kontur erstellt:

IMG_2341.jpg(2)Bild 2341

Die so vorbereitete Grundplatte erhielt auf einer selbstgebastelten Vorrichtung - bestehend aus senkrecht angeordnetem Bandschleifer und Auflagetisch ihre endgültige Form:

IMG_2343.JPGIMG_2345.jpgIMG_2346.jpgIMG_2347.jpg(3-6)Bilder 2343, 2345, 2346, 2347

Die senkrechte Anordnung des Bandschleifers hat dabei zwei Vorteile: zum Einen können wegen des nach unten gerichteten Bandlaufs keine Papierfasern den Blick auf die Konturlinie versperren, zum Anderen erzeugt ein kurzzeitig zu hoher auf das Werkstück ausgeübter Anpressdruck keine horizontalen Kräfte, die ansonsten bei waagerechter Positionierung des Schleifers auftreten könnten.

2. Bau der Zarge:

Da mir eine Zarge aus gebogenem Sperrholz für mein Projekt zu aufwändig erschien und ich zudem bestrebt bin, möglichst alles aus vorhandenem Material zu basteln, entschied ich mich für die Verwertung von Reststücken massiv-stabverleimter Eiche in 20mm Stärke. Die ursprünglich angedachten konstant rechtwinkligen Teilelemente wurden jedoch wieder verworfen, weil sich dadurch eine zu stark variierende Wandstärke der Zarge ergeben hätte. Nach mehreren Planungsversuchen landete ich bei einer symmetrischen Anordnung von miteinander zu verleimenden Teilelementen, die eine maximale Wandstärke und damit eine optimale Verleimbarkeit von Bodenplatte und Decke versprachen:

IMG_3102.jpg(7)Bild 3102

Die nach diesem Plan per Kappsäge hergestellten Elemente wurden unter Zuhilfenahme von Paketklebeband jeweils zu Triplets verleimt.

IMG_3107.jpg(8)Bild 3107

Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die 4 Triplets im getrockneten Zustand sehr verwacklungssicher auf der Grundplatte positionierbar sind, sodass am folgenden Tag die Verleimung mit der Innenseite der Grundplatte stattfinden konnte:

IMG_3112.jpg(9)Bild 3112

Die Abtragung des Überstandes wurde wieder mit der bereits beschriebenen Anordnung des Bandschleifers vorgenommen. Da es sich hierbei um hartes Eichenholz handelte und einiges an Material abgetragen werden musste, ging ich dabei schrittweise beginnend mit grober 40er über 80er zu 120er Körnung vor.

IMG_3114.jpgIMG_3121.jpgIMG_3122.jpgIMG_3123.jpg(10-13)Bild 3114, 3121, 3122, 3123

3. Die Decke:

Ursprünglich angedacht war die Verwertung eines Paulownia-Reststücks, welches mir aber wegen des zwischenzeitlichen Fundes uralter Nadelholzregalbretter als zu schade erschien. Die 60 Jahre alten, 18mm dicken Bretter mussten aber wegen Lagerung im Heuschober erstmal mittels Bürste und Spachtel vom anhaftenden Staub und Mausekot befreit werden, bevor sie in meinem METABO-Abrichthobel auf die gewünschte Dicke von 7,5 Millimetern gebracht werden konnten. Als Nebenprodukt entstand ein riesiger Sack mit Hobelspänen, die wir vortrefflich im Gemüsegarten zum Mulchen verwenden werden...

Drei dieser abgerichteten Teilstücke wurden sodann miteinander zur Decke verleimt:

IMG_3071.jpgIMG_3073.jpg(14-15)Bild 3073, 3071

Nach dem groben Zuschnitt mit der Stichsäge konnte die Verleimung mit der Zarge stattfinden:

IMG_3124.jpgIMG_3125.jpg

(16-17)Bild 3124, 3125

Um zu verhindern, dass austretender Leim auf die Zarge rinnt, wurde ein Streifen Malerkrepp verwendet. Leimflecken beeinträchtigen nämlich nachfolgende Oberflächenbehandlungen, weil die Eindringtiefe von Lasuren, Beizen, Lacken oder Ölen damit verringert wird. Also besser Vorbohren als Nachbeugen (oderso...).

Nach dem Bündigschleifen (Bündigfräsen erschien mir wegen möglicher Ausrisse an Stellen ungünstigen Maserungsverlaufs zu gefährlich) sah der rohe Korpus dann so aus:

IMG_3137.jpg(18)Bild 3137

4. Montageöffnung und Resonanzloch:

Da der Korpus nun eine hermetisch geschlossene "Kiste" darstellte, musste an der Unterseite eine Öffnung zur Montage der zur Tonerzeugung und -abnahme erforderlichen Hardware geschaffen werden. Lange habe ich mit mir gehadert und wollte ursprünglich eine Öffnung einfräsen, die eine exakte, aber verkleinerte Kopie der Außenkontur dargestellt hätte. Ebenfalls der einzupassende Deckel hätte dann diese komplexe Form haben und mindestens zwei Frässchablonen hätten erstellt werden müssen. Das erschien mir dann doch zu aufwändig. Also wurde der Fräszirkel gezückt und das Ganze relativ zügig realisiert:


IMG_3212.jpgIMG_3213.jpg

(19-20)Bild 3212, 3213

Die drei dünnen Stege lässt man stehen, weil ansonsten die Zentrierung der Fräse nicht mehr gegeben wäre und der Fräskopf dann quasi führungslos die angestrebte Kreisform der Öffnung versaubeuteln würde. Die Stege wurden natürlich anschließend durchtrennt und sauber weggeschliffen.

Fortsetzung folgt...
 
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Wann erleben wir denn das gute Stück mal in Aktion?
Demnächst in diesem Theater... ;-)

Geplant ist die Erstellung von Soundsamples der Kalimbalimba und deren upload. Gerne dürfen Interessierte das Material dann downloaden und weiterverarbeiten. In letzterem Fall fände ich es natürlich cool wenn entsprechende musikalische Ergebnisse, bei denen die Kalimbalimba-Samples verwendet wurden, dann auch hier gepostet würden.

Aber so weit simmer noch nich...

Ich bitte um etwas Geduld.
 
Beeindruckend :supi:.

Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob die Zarge nicht zu massiv ist für den Korpus. Soll die denn nicht mit resonieren?

Ein Palimpalimpa kommt dann als nächstes, um darauf zu... lassen wir das.

Stephen
 
Soll die denn nicht mit resonieren?
Nö. Die Zargen sind ja bei Akustikgitarren zwar dünner, aber bedingt durch ihre gebogene Form versteift (so wie man das bei Autokarosserien ja auch macht) und schwingen daher fast nicht mit. Ähnlich ist es beim Konzertflügel: da besteht die Zarge aus mehreren in Form gebogenen und miteinander verleimten Schichten und ist ebenfalls auf geringes Mitschwingen und mehr auf Stabilität ausgelegt. Die Resonanz kommt beim Flügel vom Resonanzboden aus feinjähriger Fichte, bei der Akustikgitarre sind es Decke und Boden die mitschwingen. Bei meiner Kalimbalimba ist es die Decke (aus nicht so ganz feinjährigem Nadelholz), die durch die aufmontierten Klangerzeuger zum Mitschwingen angeregt wird. Der Boden der Kalimbalimba besteht ja aus Multiplex (mit relativ hoher innerer Dämpfung) und Sperrholz. Hinzu kommt das Schallloch, welches den Korpus (wie bei der Akustikgitarre) zum Helmoltzresonator macht.

Mir ist beim Herumprobieren mit der Kalimbalimba aufgefallen, dass - bedingt durch Partialschwingungen der Decke - manche Klangzungen ein extremes Volumen mit viel Sustain aufweisen, manche im Gegensatz dazu eher verhalten und kurz klingen. Da kommt es wahrscheinlich je nach Anregungsfrequenz zu entweder gleichphasiger oder gegenphasiger Interferenz mit den Teilschwingungen der Decke, was aber bei der von mir gegebenen Zielsetzung, nämlich der Verwendung von Samples als Ausgangsmaterial für nachfolgende klangsynthetische Verwurstung eher von untergeordneter Bedeutung ist. Man verwendet dann in einem Multisample vorwiegend die voluminöseren Sounds und lässt den Sampler die durch Weglassen der schwachbrüstigen Sounds entstehenden Lücken durch geschicktes Keymapping füllen.

Auch ist mir aufgefallen, dass beim Anspielen eines Einzeltons - egal ob Kalimba-Klangzungen oder Messingstäbe - immer alle anderen Klangerzeuger subtil im Hintergrund mitschwingen und das jeweils abhängig von der Tonhöhe des Einzeltons in einem anderen Frequenzmuster. Man muss das Instrument quasi in seiner Gesamtheit als sehr komplexes Gebilde sich gegenseitig beeinflussender Generatoren und Resonatoren interpretieren um das Klanggeschehen zu begreifen. Außerdem ist bei der Schwingungsanregung der Messingstäbe mittels Geigenbogen die erzeugte Grundfrequenz keineswegs konstant, sondern von einer Vielzahl beeinflussender Parameter abhängig. Dazu zählen:

Der Bogenanpressdruck, die Streichgeschwindigkeit, die Menge des verwendeten Kolophoniums, die Gleichmäßigkeit des Kolophoniumauftrags und - was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte - die Streichrichtung.

Die Kalimbalimba klingt nicht nur, sie lebt!
 
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