Kann man immer wiedermal diskutieren.
Ich finde Koletzki beschreibt zwar gewiss die Ist-Situation von 2015 und manche Kritik mag durchaus auch heute noch berechtigt sein. Mit seiner Analyse liegt er aber falsch.
Die Amerikaner haben nichts anderes gemacht als Ibiza und Tomorrowland (bzw. die grossen europäischen Dance-Festivals) kopiert, die gibt es ja schon länger als dieser EDM-Hype bzw. darin sehe ich den Ursprung.
Auch da geht es schon sehr sehr lange nicht mehr nur um die Musik bzw. Szene und vieles ist überteuert und auch da stecken wahrscheinlich manchmal Konzerne dahinter (zumindest auf Sponsoren-Ebene). Ist doch ganz egal ob die vorher Rock oder was auch immer gemacht haben, solange sie Geschmack beweisen würden und an diesem fehlt es auch manchem Szene-Veranstalter. Das Line-Up wird nach Popularität zusammengestellt und nicht nach künstlerischem Talent. Das ist schon sehr sehr lange so, spätestens ab dem europäischen Peak den ich auf 1995 datieren würde. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel
Dass in Amerika halt vieles auf gross aufgeblasen wird ist ja klar und ich finde es hat sehr sehr lange gedauert, dass die Amis auf diesen Zug aufgesprungen sind. Gegen zu hohe Preise gibt es nur eine Antwort : Da geh ich nicht hin. Doch solange es immer noch eine solche Masse gibt die das mitmachen wird es weiter funktionieren.
Wenn man die Diskussion dann gleich auf die Ebene von Kommerz vs. Underground reduzieren will, so liegt er nochmals falsch. Das war wohl schon vor 1993 ein Dauerthema in der Szene (die Zeit davon kenne ich nicht) doch spätestens ab 1995 definitiv. Spätestens seit Mayday und Loveparade so gross wurden und VIVA den Sender MTV erfolgreich verdrängt hat. Und auch schon damals gab es die Gerüchte von 6-stelligen Deejay-Gagen für einen Paul Oakenfold oder Carl Cox.
Was sich gewandelt hat ist, dass der Künstler vermehrt zum Markenname wird und die eigentliche Tätigkeit wohl nicht die Haupteinnahme-Quelle ist. Ist ja wahrscheinlich bei weitem nicht so, dass die oben aufgeführten Einnahmen vorwiegend durch DJ-Gagen zustande kommen und dazu braucht es halt eine entsprechende Kommerzialisierungs-Bereitschaft die halt eben Herr Koletzki nicht haben will und das ist auch gut so. Doch überlassen wir doch denen das Feld die sowas haben möchten und kümmern uns um unseren eigenen Erfolg.
Wirtschaftlicher Erfolg und künstlicherischer Anspruch sind zwei gegensätzlich wirkende Energien, zumindest auf Zeit betrachtet.
Man kann nicht beides haben. Stellt man auch beim ständigen Clubsterben in Europa fest.
Das Problem liegt einzig und allein bei Oliver Koletzki selbst. Den Underground geben wollen aber nach dem Mainstream eifern (sonst wäre EDM kein Thema für ihn und stört sich an der Musik in den Charts) führt in der Phase wo man selbst nicht mehr so gefragt ist zur Mittelmässigkeit die nirgends richtig zu Hause ist. Er hat aber die richtigen Schlüsse gezogen, back to the roots.
Solider Erfolg scheint er ja mit seinem Label zu haben und da beweist er, dass er was er uns geben kann.
Das wär ja vielleicht mal eine Diskussion wert :
Ist es dienlich wenn man sich als Künstler klar entscheidet ob man um jeden Preis kommerziell erfolgreich sein will
oder ob dies egal ist ?
Ich will behaupten, dass man sich entscheiden muss wenn der kommerzielle Erfolg so elementar ist, über lang anhalten soll. Ob das dann noch was mit Musik machen bzw. der Tätigkeit an sich was zu tun hat, sei mal dahingestellt.