Der Leipzig-K ist da!

Uiii, ich wollte den Minimoog in keine Nähe zu einem vorhandenen Synth rücken. Bei Macbeth und Mini beschränken sich die Gemeinsamkeiten auf die 3 analoge Oszillatoren, 2 schnelle Hüllkurven, 24dB Filter, spitzen Sound, gute Haptik, .... ja was eigentlich noch? Tastatur muss man sich halt noch dazudenken und dann sind das alles "echte" Instrumente. Also doch! :)

Zum Thema Beschränkung:
Ja, ich würde doch sehr stark meinen, dass eine Beschränkung für den kreativen Prozess SEHR von Vorteil sein kann. Meiner einer Ansicht nach ist dies doch gerade, neben dem Taktilitäts(Haptik?)verlust, das Problem von Software i.A.: mehr ist halt meist nicht besser und bei Software gibts eh immer zu viele Funktionen (Win vs. Mac Philosophie).
Mein Lieblingsbespiel für eine gelungene Beschränkung ist die gute alte 303: Kann eigentlich garnichts, das bisschen aber dafür unglaublich gut und es wird mir auch in 50 Jahren Spass machen mit dem Schätzchen das Altersheim zu rocken (möge der Halbleiter-Gott gnädig sein...). Hier gehts ums Konzept, nicht notwendigerweise um einen 18dB Filter!!! Siehe die vielen hervorragenden (Nicht-)Clones des puren 303-Konzepts.
 
Herr Schulz schrieb:
Werter Scaramouchè, meine Aussage war durchaus leicht provokant, doch sehr interessant dass du es als ein Zeichen etwaiger Inkompetenz von meiner Seite siehst, dann sei es so. Eylhardt hats kapiert, worauf ich hinaus will.

Ich hab die Aussage nicht als Kritik am Minimoog gedacht, der zweifelsohne ein pervers gutes Instrument mit einem hervorragendem Sound ist. Gar keine Frage. Ich hatte den Mini ein paar Mal unter den Fingern und bin immer wieder begeistert.

Doch verweise ich z.B gerne auf den Buchla Music Easel, der für mich genauso ein Instrument ist - okay eigentlich nach Fetz´ schöner Definiton eine Mischung aus 1) und 3)
Klar, er ist frei patchbar und nicht ein für sich abgeschlossenes Instrument wie der Minimoog. Doch liesse man bei ihm den modularen Aspekt weg, und würde ihn fest verkabeln, wäre es immer noch ein Instrument mit einem anderen Ansatz. Du hast keine 3VCOs, die gemischt werden, sondern max. zwei, wovon der eine hauptsächlich als Modulationsoszillator für den Hauptoszillator dient. Dann die geniale Verschaltung von Triggerquellen und -Empfängern (Touch-Tastatur, LFO = "Pulser", Sequenzer) nur durch Kippschalter. Dann die genial klingenden Lowpass Gates... eigentlich eine Mischung aus VCF und VCA, aber was für eine, wow!
Ich will jetzt nicht die ganze Kiste beschreiben, aber würde sich einmal ein heutiger Synthesizerentwickler mal hinsetzen und sich in einigen Punkten vom Easel oder anderen Firmen als Moog inspirieren lassen, und trotzdem ein kompaktes Instrument herausbringen, das wär was!
Doch schau mal in die Historie der Synths, egal ob ein Jomox Sun Syn, ein MFB Kraftzwerg, ein alter Nord Lead, Macbeth M3X, Jupi8, Prophet5, oder die ganzen Software-Clones, letztendlich haben wir eine sehr ähnliche Architektur: mehrere OSCs werden gemischt, in ein Filter geführt, in einen Amp. Und moduliert wird es durch zwei ADSR-Hüllkurven. Manchmal kommt ein Parameter mehr bei der Hüllkurve dazu, mal hat man auch ein Multimode Filter, mal sind die OSCs nicht auf die 4 Standardwellenformen beschränkt, mal ist der Synth halbmodular.
Doch letztendlich ist das Grundprinzip das selbe!

Ich wünsch mir einen kompakten Analogen, der lineare FM kann (zwei VCOs reichen mir) oder einen Wave Multiplier im Signalweg hat (statt einer Distortion nach dem VCA), Hüllkurven, die sich auch loopen können... und so weiter.
Klar, das ist was anderes, braucht etwas Einarbeitungszeit und ist vielleicht etwas anspruchsvoller.

"Diese Architektur ist einfach und effektiv. Es ist nicht unmöglich eine andere zu finden, aber so ist das"
Aber kein Grund, nicht was neues zu wagen... Die Architektur eines Tretrollers ist auch einfach und effektiv. Trotzdem gibts Fahrräder, sogar welche mit Gangschaltung... ;-)


Wie Fetz schieb:
"und da wirkt der nächste Synthesizer 1) eben so spannend wie die 3229. Strat-Kopie."
true, true

Wenn ich mir alle Aussagen durchlese, bekomme ich mit, dass ich klassisch vorbei diskutiert habe und dann noch Dich beleidigt habe - sorry, das wollte ich nicht!
Aber dennoch besteht ein großer Unterschied zwischen unserem Denken über Synthesizer, wahrscheinlich weil wir sie unterschiedlich benutzen. Ich spiele hauptsächlich Live-Improvisationen im Jazzbereich mit Piano und Synthesizer. Der Minimoog (dazu zähle ich noch den Voyager und die Kisten von Macbeth) hat für meine Spielweise einen großen Vorteil, ich kann ihn als ein simples Instrument wie eine Violine oder eine Trumpete einsetzen. Er hat einen sehr eindeutigen Klang wie ein Klavier und (dies gilt besonders für die Macbeth-Teile) eine eigenartige Melancholie im Sound.
Einen Music Easel oder überhaupt die Teile von Buchla würde ich ganz anders benutzen (historisch gesehen hat z.B. Subotnik Buchla als Instrument benutzt und auch viele andere). Das bedeutet nicht, das eine wäre besser als das andere. Ein Kompakt-Synth der Dir vorschwebt würde ich Live völlig anders benutzen als einen Mini. Natürlich hast Du recht, wenn Du einklagst, warum alle nur den einen Weg gehen, obwohl es doch so viele geben könnte - es würde die Musik wesentlich reicher machen.
 
Insofern wäre ein Macbeth X-Factor mit eigenständigem M5 Sound gerade für einen Keyboard-Spieler (ich bin es nicht...) sehr interessant. Es muss ja nicht immer Moog sein.
Wenn ich mich nicht irre, gibt ausser einem neuen Moog (egal welche Version, ich würde aber natürlich den OS bevorzugen) keine aktuelle analoge Kiste mit direkter Bedienung aller Parameter UND Tastatur. Genau da liegt aktueller Bedarf und das mag man gerne vereinfacht mit "Minimoog-Clone" gleichsetzen, obwohl es anders klingt bzw. klingen soll.
Da sind wir doch letztendlich aller einer Meinung, denke ich.

DEAR KEN, we all are looking forward to get our hands on your latest baby!! Also mach mal hinne...

Man mag hoffen dürfen, dass Ken beim Moog Preis mithalten kann, obwohl ich würde auch EUR500 mehr drauf legen, wenn es sein muss und das Teil klingt (wovon ich aber ausgehe).

Warten wir der Dinge.

Beschränkung: OK, mein 303 Vergleich ist etwas abgegriffen und in Überdosis wird alles stumpf. Obwohl das hier für mich eine emotionale Angelegenheit ist... ;-)
Anderes Beispiel: Matrix-1000. Ohne Editor sind da paar hundert gute Sounds drin, die im Falle eines Flächen/Drone/Streicher Einsatzes immer gut passen. Ich schätze die Kiste sehr.
 
Was mich an einigen heute produzierten Analog-Synths massiv stört ist dass man seine Sounds nicht abspeichern kann.
Völlig beknackt. Jedesmal muß man seine eigenen Kreationen verdrehen um neue Sachen zu probieren.In den 70 igern war das Stand der Technik aber doch heute nicht mehr. das ist zu viel Vintage Feeling.
Alleine deswegen schon keinen Leipzig

Jörg
 
Ist halt aufwendig. Die Analogfrickler haben meist keine Ahnung oder keinen Bock auf die entsprechende Digital-Speicher Arbeit. Der V'ger hat sie, aber sehr viele Homefrickler haben sowas nicht, auch die MIDI-Interfaces sind idR oft nicht so cool wie es sein könnte. zB Controller senden/empfangen pro Regler etc. a la Jupiter 6 / Europa Erweiterung.
 
Speicher ist digital und macht, in der bezahlbaren Variante, auch digitale Artefakte. Außerdem ist das mit einem hohen Entwicklungsaufwand verbunden, der bei den kleinen Stückzahlen, die heute mit solchen Instrumenten erzielt werden, nur noch schlecht zu amortisieren ist.
 
Lummerland schrieb:
Was mich an einigen heute produzierten Analog-Synths massiv stört ist dass man seine Sounds nicht abspeichern kann.

Ist der Leipzig nicht speicherbar? Ich dachte, das Digitaldings mit LCD-Display da unten weist darauf hin... aber das scheint nur für das MIDI-Setup da zu sein.
Tja, da sind die Geschmäcker verschieden - gerade die Limitierung "Nicht-Speicherbarkeit" empfinde ich (mittlerweile) als ungeheuer befreiend und anregend, was die eigene Kreativität im Umgang mit analogem Gerät betrifft. Ich speichere mittlerweile nicht mal mehr meinen Virus über die Dauer eines Tracks hinaus. 8)
 


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