Der Handbuch-Thread

klangsulfat

SYS 64738
Für die einen sind Manuals/Handbücher wichtig, andere lernen ihre Instrumente am liebsten über YT-Filmchen kennen. Wieder andere probieren einfach aus.

Ich selbst lege Wert auf ein umfassendes, didaktisch einigermaßen klug aufgebautes Manual. OK, das ist nicht wirklich kriegsentscheidend beim Kauf, aber es ist mir wichtig. Ob PDF oder Papier ist zweitrangig. Bei meiner Fantom X waren damals gefühlte 3 Kilo an Doku dabei. Hat mir beim Einstieg sehr geholfen und hilft mir auch heute noch gelegentlich, find ich gut. Bei Roland und Korg geht der Trend ja leider in Richtung Faltblätter, die an Packungsbeilagen der Pharmaindustrie erinnern.

Der Grund für den Trend zum fehlenden/dünnen Manual ist klar: Kosten. Technische Redakteure haben ihren Preis. Vor allem die, die verständlich schreiben können und einen didaktischen Instinkt haben und die entsprechende Fachkenntnisse haben. Dass ein Hersteller mit gescheiten Manuals einiges an Supportkosten spart, ist noch nicht bei jedem BWLer angekommen.

Auf welche Weise lernt ihr euer Gear am liebsten kennen? Was ist euch wichtig? Dicke Referenz oder kurzer Schnelleinstieg? Print oder PDF? Lest ihr überhaupt Anleitungen? Oder doch lieber YT-Video bzw. DVD-Kurs? Welche Instrumente/Geräte haben besonders gute oder besonders schlechte Manuals? Fallbeispiele wären klasse.

Ich finde z. B. die von Emu und Ensoniq ziemlich gut. Roland der 1990er/2000er auch. Korg weniger gut, mittlerweile bei einigen Geräten sogar grottig (Volca, Electribe 2). Auch Yamaha finde ich durchwachsen ... handwerklich zwar gut gemacht und auch sehr ausführlich, aber leider nicht einsteigerfreundlich (letzteres gilt nicht für PSR-Heimkeyboards, da sind die Manuals ziemlich okay).

Also, was meint ihr?
 
Ich lese Manuals, und zwar vollständig.

PDF ist gut alleine schon wegen der Suchfunktion, und wenn man möchte, kann man sich auch ausdrucken oder ausdrucken lassen. Vom Hersteller erwarte ich keine vollständige Dokumentation auf Papier – als PDF aber schon und bitte möglichst ausführlich.

Nun gibt es mehr und weniger gelungene Dokumentationen. Wie sie geschrieben sind, wie sie strukturiert sind, wie sie auf mehrere Bücher aufgeteilt sind.

Und es gibt Geräte, wo man öfter in die Dokumentation wieder reinschauen muss, weil die Bedienung wenig intuitiv. Es gibt aber Geräte, die zwar viele Funktionen bieten und umfassende Dokumentation haben, wo man aber nicht immer wieder reinschauen muss, weil man sich die Bedienung gut merken kann und sie nicht mehr so schnell vergisst wie bei anderen Geräten.

Yamaha finde ich hier weniger gut. Dokumentation verstreut und wenig Leser-freundlich, und m.E. schon gar nicht Einsteiger-freundlich. Bedienung wenig intuitiv. Bezogen auf den MOX6 jetzt. Ist aber nicht alles schlimm. Grafisch ist die Dokumentation z.B. gut gestaltet.

AKAI fand ich gut. Ausführliche, meist leicht verständliche Dokumentation, intuitive Bedienung, die man sich gut merkt, und auch nach mehreren Jahren Nicht-Benutzung sofort wieder in die Bedienung einsteigen kann ohne die Dokumentation wieder lesen zu müssen.

Klar kommt es auch auf die Geräte-Serie an und wer die Dokumentation dazu geschrieben hat. Das muss ja bei ein und demselben Hersteller nicht einheitlich sein, je nachdem welches Team das Gerät entwickelt und dokumentiert hat.

Bei einem eingeschränkten User-Interface mit kleinem Display usw., wo das Gerät sich nicht gut und wenig übersichtlich bedienen lässt, hilft auch ein gutes ausführliches Handbuch nicht viel. Ohne ein solches Handbuch wäre es aber natürlich noch schlimmer.
 
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Bei Musik-Apps ist es ganz wild. Gerade hier finde ich eine Anleitung wichtig, weil 1.) die Oberflächen nicht wie beim Mac oder PC standardisiert sind und 2.) viele Entwickler nicht in der Lage sind aussagekräftige Icons zu entwerfen. Brauchbare "Manuals" oder Hilfetexte sind unter iOS leider die Ausnahme.
 
Tja, wenn man als Entwickler "Zeit ist Geld" denkt und die Apps eher günstig sind, dann kann man es sich so erklären.
Oder der Entwickler programmiert lieber statt Handbücher zu schreiben.
Größere Firmen müssten dazu tendieren professioneller vorzugehen, bei denen gilt aber die Formel "Zeit ist Geld" natürlich um so mehr. Kann dann durch tendenziell größeren Umsatz des Produkts kompensiert werden.
 
Früher habe ich Anleitungen bereits vor dem Kauf vollständig durchgelesen. Mittlerweile achte ich bei Neuanschaffungen darauf, dass sie intuitiv zu bedienen sind und es nach Möglichkeit wenig versteckte Funktionen / Kniffe gibt. Eine gute Dokumentation der Funktionen ist immer noch wichtig für mich, falls man doch einmal etwas nachschlagen muss.
 
Wenn ich die VSTis in die Finger bekomme gibt's häufig noch keine Handbücher.
 
ich lese die nur, wenn ichs brauche und versuche alles so zu verstehen. Details lese ich dann nach und freue mich, wenn man nicht bei Adam & Opel anfangen muss.

Per Apfel F durchsuchbar ist besser als Papier.
 
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Ich schaue die YT-Videos, bevor ich ein Gerät kaufe. Je nach Teil find ich Manuals wichtig. PDF langt mir.
 
Na wenn man sich schon länger mit Synths beschäftigt, kennt man vieles aus dem FF.
Wenn ich mal nicht weiterkomme, weil es einen Kniff gibt, muss ich es im Handbuch nachschlagen.
 
Echte Männer lesen keine Handbücher!
Und wenn wir drei Stunden versuchen, das Problem so hinzubekommen, was mit einem Blick ins Manual in drei Minuten erledigt wäre.


Nein, das Handbuch ist für Weicheier und wird nur im absoluten Notfall heimlich nachts unter der Bettdecke gelesen.
Irgendwo muss dieser blöde Werksreset ja zu finden sein, nach dem wir die Kiste hoffnungslos komplett verdreht haben.
 
Ich lese die i.d.R. vor der ersten Inbetriebnahme neuer Gerätschaften zumindest teilweise (gerne auch als Gute-Nacht-Lektüre vor dem Schlafengehen - ja, echt jetzt :D), und dann habe ich sie griffbereit, wenn ich mit dem jeweiligen Gerät noch nicht vertraut bin. Lose Zettel (auch PDF-Ausdrucke) laminiere ich mir dabei sogar ein und hefte die ordentlich in Ringbüchern ab :selfhammer:: Ich bin "Papierleser" und hab im Musikzimmer zwar einen (uralten) Laptop, aber der wird nur alle Jubeljahre mal eingeschaltet und dient nur als Soundspeicher für meine beiden "DXen". Manche Geräte sind intuitiv und schnell per Rumprobieren verstanden, aber manchmal geht das learning by doing mit bereitliegender Anleitung echt leichter. Wenn ich da an 20+ Jahre alte MIDI-Sequencer à la Kawai Q-80 oder Brother PDC-100 denke... :wech: öhm, da wär ohne Anleitung nicht viel gegangen.
 
Echte Männer lesen keine Handbücher!

Echte Männer sollen ja auch nicht tanzen, funktioniert alles bei mir nicht :hupfdrone:ich würd' zu viel verpassen wenn ich typisch wäre ;-)

Bei HW schau ich mir Anleitungen vor dem Kauf an, ob die Sachen die mir wichtig sind auch funktionieren bzw vorhanden sind und wenn ich an bestimmten Stellen ohne Anleitung nicht weiter komme.
 
Der Idealzustand ist Custom, also das Format Gutenachtgeschichte, allerliebst vorgetragen von Schneewittchen, nachdem sie aufgewacht ist und klar auf Sendung :)

Auch wenn es komisch klingt, so besonders weit weg ist dieses Szenario nicht, oder? Gedrucktes Handbuch als Klassiker, geschrieben von jemandem, der keine langen Storys runternudelt, sondern effizient im Step-by-Step Verfahren die Buttons auflistet, die gedrückt werden müssen, damit das Filter auf und nicht zu ist. Wenn man es mal genau so braucht. Das kann man genausogut aufm Klo lesen wie bei der Arbeit. Und nach dem dritten Mal es auch verstanden hat.

Die Variante ist der Typ Crashkurs. Wenn es also ein Projekt gibt und man mit wenigen Worten ein komplexes Kapitel intus kriegen will. Dann wendet man sich an einen wortkargen Fachmann, der einem beim China-Essen in knapp 3 Stunden die komplette Produktionsmethode von Quincy Jones, Bruce Swedien und Michael Jackson erklärt.

Ganz Verzweifelte greifen zur Magix Methode. Da gibt es einen Onkel mit netter Stimmlage, der einem während des Jobs mit Engelsgeduld den nächsten Bedienschritt erläutert. Und das dann nochmal in Zeitlupe zeigt.

Unerschrockene wie ich, die in der Entwicklung tätig sind, müssen dagegen wegen Beta-Version 0.23 ohne jegliche Manuals Szenarien erleben, bei denen es niemanden anders auf dem Planeten gibt, die einem helfen können. Und das angestrebte musikalische Ziel trotzdem erreichen. Eine einsame und dennoch irgendwie interessante Situation.

Nach all den Jahren ist mein Favorit der Typ Crashkurs zusammen mit Schneewittchen und Bruce Swedien :)
 
Manchmal liebe ich Prosa, meistens bevorzuge ich aber eine kurze treffende Beschreibung.
Im Eingangspost wurde Ensoniq erwähnt. Da gab es beides, und zwar didaktisch wertvoll und z.T. auch unterhaltsam.
Anhand des ASR10 Manuals habe ich die Grundzüge von subtraktiver Synthese und Sampling erlernt.
Auf alle Fälle wünsche ich mir immer eine vollständige, und übersichtliche Dokumentation, gerne auch auf Papier.
 
Mit den Anleitungen für microKorg, JP-08 oder Shruthi hab ich keine Probleme. Gut lesbar, hilfreich.

Anleitungen für iOS Apps sind hingegen oft grottig. Ein "Gerät" wie der sunrizer braucht nicht zwingend eine Anleitung (obwohl es auch da im Bereich der ADSR-Fader für das Filter einen nicht erklärten "Slope"-Schalter gibt). Schlimm wird es aber grade bei etwas unkonventionelleren Apps - beim Soundscaper hab ich das mit dem "Circuit Bending" z. B. nicht in Ansätzen verstanden. Da wär den Programmierern wirklich kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn sie mal 1, 2 Beispiele gebracht hätten, was man da wie machen kann und welche Folgen das hat.

Dafür würd ich auch gerne ein paar Euro mehr zahlen.

Bei iOS hab ich häufiger den Eindruck gehabt, die Doku sei mehr eine Gedächtnisstütze für Leute, die die App schon kennen.

Ganz anders hingegen MASSIVE, ABSYNTH, MASCHINE & Co.: da gibt es eine ausführliche Referenz und sogar einen sehr hilfreichen und oft sehr detaillierten "getting started" guide.
 
Ich hab wenig Zeug, kenne deswegen auch wenig Anleitungen (in dem Bereich), aber: Die Ableton-Doku find ich wirklich gut gemacht, ich hab sie anfangs ständig gebraucht und greif immer noch oft drauf zurück. Für den Einstieg Tutorials direkt "in der Oberfläche" (in denen auch das drin ist, was der Titel jeweils sagt), später für die Funktion von diesem oder jenem Element das Manual, in dem man (fast) alles findet und es dann auch versteht; für Arbeitsabläufe/How-Tos gefühlte dreihunderttausend Online-Tutorials, auch vom Hersteller. So soll das sein (jedenfalls bei so umfangreichen Anwendungen mit steiler Lernkurve).

Format: pdf sollte schon sein. Andere Formate werden immer mehr dazukommen, aber ich denke, Papier-/pdf-Doku ist genauso "am Aussterben" wie Brettspiele.

Ansonsten: Gutes Thema, weitermachen. Könnte ja am Ende sein, rein theoretisch, es liest wer von der anderen Seite mit, n technischer Redakteur zB :agent: oder ein Hersteller, der bisher meinte, ohne vernünftige Doku auszukommen :)
 
Ja, das meinte ich ja. Viel zu lernen, aber das - dank vernünftiger Handhabe und vernünftigen Handreichungen - eben auch schnell; und wenn es nicht schnell ginge, wäre es auch doof, weil frustrierend. OK, der Satz hätte ganz korrekt lauten müssen: "mit potentiell steiler Lernkurve". Zufrieden? ;-)
 
Und bei weniger umfangreichen Anwendungen könnte die Lernkurve genau so steil sein, wenn man in kürzerer Zeit weniger lernt, weil es einfach weniger zu lernen gibt? ;-) Aber eigentlich sollte die Lernkurve bei weniger umfangreichen Anwendungen noch steiler sein, insb. oben, wo man sich dem kompletten Erlernen der Anwendung nähert. ;-)
 
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Jaaa, deswegen steht das "umfangreiche Anwendung" ja noch davor ... :wft: Bei weniger umfangreichen Anwendungen könnte es halt auch Overkill sein mit den verschiedenen Formaten für die verschiedenen "Lernstufen", aber hier passts gut. - Und es gibt zweifellos auch umfangreiche Anwendungen, bei denen die beste Doku auch nicht mehr rausreißen könnte, was beim kontraintuitiven Design verschissen wurde, das wäre dann ne umfangreiche Anwendung mit leider sowieso flacher, mühsamer, langwieriger, zäher und nerviger Lernkurve. Darum die doppelte Qualifizierung der Aussage in der Klammer ...

Und ich weiß grad nicht, ob ich versteh, worauf du rauswillst, aber ich geh jetzt schlafen ;-) Gute Nacht!
 
Wenn ich was verstehen will, funktioniert bei mir nur ein Weg: Lesen und selber machen. Videos finde ich unpraktisch, da man ständig spulen muss, und weder Notizen mit Bleistift noch Eselsohren auf wichtigen Seiten machen kann.

Es gibt Geräte, die brauchen wirklich kein Handbuch. Der Voyager ist ein Paradebeispiel dafür. Ich hätte es schöner gefunden, wenn beim Voyager statt des Benutzerhandbuchs ein gedrucktes Service-Manual dabeigewesen wäre.

Dann gibts aber auch Geräte, die ohne Handbuch praktisch wertlos wären. Mir fällt da spontan der Octatrack ein. Natürlich könnte man ohne Handbuch einen kleinen Teil der Funktionalität selbst erfassen, wenn man schon andere Elektron Geräte kennt, aber das ist dann ungefähr so, als wenn man sich einen Porsche kauft und immer im ersten Gang fährt.

Zu menem letzten Geburtstag haben mir meine Kumpels so einen Pocket Operator Robot geschenkt. Da war auch nur so ein Faltblatt dabei. Eigentlich nicht so schön, aber es ist didaktisch gut aufgebaut, man lernt alles, und es passt zu dem Gesamtkonzept, (bis auf die sinnlose Display Animation) alles so rudimentär wie möglich zu halten.
 
oder ein Hersteller, der bisher meinte, ohne vernünftige Doku auszukommen :)

Das wird kaum passieren. Bei den Herstellern gibts 2 Lager: Die einen geben dafür Geld aus und lassen anständige Manuals und Tutorials produzieren, die anderen geben kein Geld dafür aus oder zumindest derart wenig, dass es allenfalls Autoren von Textbroker für Sklavengeld machen.
 
Im schlimmsten Falle dokumentieren sie nicht mal ihre Hardware als auch Software beim Entwicklungsprozess was dann alles weitere (Fehlersuche/Funktionen nachträglich einbauen/Manual schreiben/...) erschwert.
 
Die Handbücher von Harman (Lexicon, DigiTech) sind furchtbar. Schon englisch ist schlimm. Deutsch aber ganz ganz schlimm. Bei GSP1101 gibt's z.B. Delays mit "Ducking"-Funktion. Die Funktion wird überhaupt nicht beschrieben. Zumindest wird sie im Manual zum Lexicon MX400 beschrieben.

Aus dem GSP1101-Manual zum Delay-Parameter "Repeats":
Repeat Hold is one click past 99, and acts as an infinite repeat.
Ok, ein Click (mit dem Encoder) nach dem Wert 99 schaltet in den Infinite-Mode, sprich unendliche Wiederholungen.

Derselbe Satz aus deutschsprachlichem Manual:
Die unendlich wiedergegebenen Wiederholungs Funktion (Repeat Hold) finden sie eine Nuance nach dem Wert 99. Sie fungiert als unendliche Wiedergabe der Wiederholungen.
Ist das für euch verständliches Deutsch bzw. eine verständlich Erklärung auf Deutsch? :agent:
War jetzt nur ein Beispiel.
 


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