CMI Fairlight

Wenn sich jemand heute unbedarft an einen Fairlightt II setzt, würde er sich über die kurze Samplingzeit, die träge Bedienung, die lauten Lüfter, das nicht vorhandene Moogfilter und wahrscheinlich die Klangqualität an sich beschweren.
Allein ein Ableton Simpler macht 100x mehr und das 1000x schneller zu einem Bruchteil des damaligen Preises. Aber das war damals die schlicht Krönung der Technik und sagenumwoben.
 
Wem das Original, der von Arturia und der von UVI zu teuer ist, der kauft sich CMI von Superwave für 16 Pfund. Dieser Hersteller hätte meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient

 
Was dort auffällt, es sind nicht wirklich die Sounds alleine die den Sound so groß machen. Da ist alles produktionstechnisch bis zur Übertreibung verpackt und auf Hochglanz poliert, selbst das kleinste Conga-Sample ist in Raum und Chorus getunkt.
Das widerspricht meiner Aussage absolut nicht, würde ich sagen. Ich meinte: Es fängt bei den Sounds an, geht weiter mit dem Arrangement (z.B. was Kontraste angeht, konkret: weiches Pad, dann benätigt man kurze Elemente, die das Gnaze "unterbrechen und nicht in Langeweile ausarten lassen, und wenn doch, dann höchstens als Kontrast zu einem anderen Abschnitt) und dann natürlich der Feinschliff zum Schluß.

Deswegen sind 80-90% des hingerotzten Mülls im Internet eben Müll, weil die meisten einfach nicht die Muße haben, diese Arbeit reinzustecken. Deswegen ist Musik auch etwas für Menschen, die diese Liebe zum Detail genießen. Wenn man das nicht möchte, kann man ja immer noch Spaß am Musizieren haben, muss es aber nicht zwingenderweise irgendwo hochladen.

Back to Fairlight:
Natürlich ist der Fairlight heute eher Musikgeschichte, ich vermisse trotzdem ein aktuelles Sampler-Gerät, das eben auch den Pfiff hat, den der Fairlight damals hatte, mit Möglichkeiten, die sich heute fast niemand vorstellen kann. Und dann eben als Instrument. Aber das ist meine Vorliebe, Computer sind schon überall.
 

https://www.youtube.com/watch?v=KXtoZQ5zHOY


"This promo cassette featuring strictly sounds from the Fairlight CMI was included with the purchase of your Fairlight - the first polyphonic digital sampling synthesizer."

;-)

Geil! Ich habe nie einen Fairlight "gepurchased", dürfte also nie in den Besitz dieser Cassette gekommen sein und dennoch kommt mir die Demo sowas von bekannt vor. Ich grüble und grüble, wo man das schonmal gehört haben könnte, komm' aber nicht drauf... :sad:

Vielleicht sind die Sequenzen mal 1:1 von einem anderen Hersteller als MIDI-File übernommen und für Demozwecke anderer multitimbraler Klangerzeuger verwendet worden?
 
Ich fand den Fairlight damals genauso überbewertet wie das Synthclavier II, über die Handhabung & Bedienung mal ganz zu schweigen. Da gefielen mir die "guten, alten Analogkisten" in jeder Beziehung besser. Sobald Künstler anfingen die einzusetzen, ging es aus meiner subjektiven Sicht gesehen rapide musikalisch bergab. Noch schrecklicher fand ich dann nur noch die Einführung des DX 7, wo man plötzlich nur noch überall die seichten Presets im Radio/TV raushöre konnte, weil niemand mehr Lust verspürte, endlos seine Zeit an diesen komplizierten Kisten zu verplempern.
 
Heute klingen die meisten Sampler genau so wie das, was du gesampelt hast. Also ohne echten färbenden, eigenen Klangcharakter. 8 Bit und die damals noch nicht mit Oversampling und so arbeitenden Wandler vor dem Fairlight CMI III haben eigentlich jeden Klang verändert. Und die Additive Synthese war mit dem Lichtgriffel deutlich leichter zu bedienen als ein späterer Kawai, Kurzweil oder ein PPG waveterm. Letzterer konnte auch keine Hüllkurven pro Oberton. Nur der Excel war da vielleicht besser. Aber den habe ich leider nie in Real gesehen.

Und wenn man das Sampling oder Sequenzer mit dem PPG waveterm vergleicht (hatte ein Waveterm B), so gewinnt der Fairlight in der Bedienung.

Aber natürlich ist da viel bei den alten Kisten lästig gewesen: Wartezeiten beim Laden und Berechnen von Sachen. Diskettenlaufwerke sind laut und nicht immer zu 100% zuverlässig.

Und trotzdem hat man damals in der gefühlten Steinzeit der Computertechnik tolle Alben hinbekommen.
 
Wenn sich jemand heute unbedarft an einen Fairlightt II setzt, würde er sich über die kurze Samplingzeit,

Dafür gibt es zum Ausgleich lange Ladezeiten.

die träge Bedienung, die lauten Lüfter, das nicht vorhandene Moogfilter und wahrscheinlich die Klangqualität an sich beschweren.
Allein ein Ableton Simpler macht 100x mehr und das 1000x schneller zu einem Bruchteil des damaligen Preises. Aber das war damals die schlicht Krönung der Technik und sagenumwoben.

Und es klingt immer noch unverwechselbar.

Aber wie ein Mellotron ein Instrument, bei dem man sich fragen sollte, ob man sowas in dieser Form noch haben will -- und braucht.

Stephen
 
Ich fand den Fairlight damals genauso überbewertet wie das Synthclavier II, über die Handhabung & Bedienung mal ganz zu schweigen. Da gefielen mir die "guten, alten Analogkisten" in jeder Beziehung besser. Sobald Künstler anfingen die einzusetzen, ging es aus meiner subjektiven Sicht gesehen rapide musikalisch bergab. Noch schrecklicher fand ich dann nur noch die Einführung des DX 7, wo man plötzlich nur noch überall die seichten Presets im Radio/TV raushöre konnte, weil niemand mehr Lust verspürte, endlos seine Zeit an diesen komplizierten Kisten zu verplempern.
Das Synclavier ist wenigstens noch ein richtig guter FM-Synthesizer, den Sampler braucht man eigentlich nicht.
 
Heute klingen die meisten Sampler genau so wie das, was du gesampelt hast. Also ohne echten färbenden, eigenen Klangcharakter. 8 Bit und die damals noch nicht mit Oversampling und so arbeitenden Wandler vor dem Fairlight CMI III haben eigentlich jeden Klang verändert.
Schön färben, das kann mein alter Ensonq EPS auch.

Und die Additive Synthese war mit dem Lichtgriffel deutlich leichter zu bedienen ...
Nur, wenn man viel Zeit hat.
Aber das meiste was man so zeichnet, klingt doch eh nach totalem Müll.
Wer ist denn überhaupt in der Lage und kann beispielsweise mit Wavelab frei Schnauze eine Wellenform malen, die dann halbwegs gut klingt?
 
Nur der Excel war da vielleicht besser. Aber den habe ich leider nie in Real gesehen.
Gemeint ist hier der Technos Acxel - i.d.R. hat hier jeder nun den “Grapher” vor Augen, das massiv LED bestückte Bedienteil. Der eigentliche Synth “Solitary” ist eher unscheinbar, einfach ein grosser Kasten mit viel Elektronik. Bei Werner Schöneberger konnte ich 2000 das Gerät mal spielen.
 
Nur, wenn man viel Zeit hat.
Aber das meiste was man so zeichnet, klingt doch eh nach totalem Müll.
Wer ist denn überhaupt in der Lage und kann beispielsweise mit Wavelab frei Schnauze eine Wellenform malen, die dann halbwegs gut klingt?
Hab' früher viel in Soundforge gezeichnet, mit der Zeit hat man den Dreh raus, gleiches gilt für additive Synthese, ist ein wenig wie Barcodes fürs Ohr ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön färben, das kann mein alter Ensonq EPS auch.
Färbung als Stilmittel ist vollkommen ok. Heute.

Was die meisten vergessen, daß gerade beim Fairlight (vor Series III) noch etliche Quadratmeter an hochwertig(st)em Outboard nötig war, um das Ganze produktionsreif oder zumindest "schön" im weitetesten Sinne klingen zu lassen. Gerade um die technischen und klanglichen Unzulänglichkeiten zu übertünchen. Stichwort Nebengeräusche, beschnittene Höhen, nicht besonders linearer Frequenzgang, lange Hallfahnen auf die viel zu kurzen Samples.

JJ und Trevor sagten in einem Interview sinngemäß, daß die Klangqualität des Fairlights erschreckend beschissen war für den Gegenwert eines Hauses. Art of Noise ist dann eher aus "Verzweiflung" entstanden und um sich über dieses Mega-Produktionstool lustig zu machen.
 
Färbung als Stilmittel ist vollkommen ok. Heute.

Was die meisten vergessen, daß gerade beim Fairlight (vor Series III) noch etliche Quadratmeter an hochwertig(st)em Outboard nötig war, um das Ganze produktionsreif oder zumindest "schön" im weitetesten Sinne klingen zu lassen. Gerade um die technischen und klanglichen Unzulänglichkeiten zu übertünchen.

Fairlight ohne Quantec QRS, AMS RMX oder Eventide 2016 war undenkbar.

Andererseits gilt diese Umgebung für die meisten Instrumente -- ein CS80 ohne 224er Hallfahne klingt auch nicht sonderlich spektakulär, und jede Tröte klingt im Kölner Dom eindrucksvoller als auf dem Bahnhofsklo.

Stichwort Nebengeräusche, beschnittene Höhen, nicht besonders linearer Frequenzgang, lange Hallfahnen auf die viel zu kurzen Samples.

JJ und Trevor sagten in einem Interview sinngemäß, daß die Klangqualität des Fairlights erschreckend beschissen war für den Gegenwert eines Hauses. Art of Noise ist dann eher aus "Verzweiflung" entstanden und um sich über dieses Mega-Produktionstool lustig zu machen.

Die Novität und der Preis -- und damit einhergehend der Mythos -- waren beim Fairlight schon die halbe Miete: Es kamen kaum je genügend Normalsterbliche auch nur in die Nähe dieser Maschine, um sich entzaubern zu lassen.

Die Entzauberung setzte dann mit bezahlbarem Sampling für alle ein, als plötzlich alle schlechte Fairlight-Klänge für ihren S612 oder Mirage oder sonstwas hatten.

Stephen
 
Die Novität und der Preis -- und damit einhergehend der Mythos -- waren beim Fairlight schon die halbe Miete: Es kamen kaum je genügend Normalsterbliche auch nur in die Nähe dieser Maschine, um sich entzaubern zu lassen.
Und das erklärt auch die heutige Verzückung, wenn die Namen der sagenumwobenen Instrumente fallen.

Für gut klingendes Vintagesampling geht z.B. ein EMAX I besser. Also, wenn man das unbedingt haben muß/will/kann.
 
Ach ja, Entschleunigung.
Du drückst auf Save, gehst einen Kaffee oder Tee kochen und wenn du zurück kommst kannst du die zweite Diskette einlegen.
Meiner hatte die Daten auf diesen Streamer-Tapes, da konntest du den Kaffee sogar noch trinken (25 Minuten).

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Ich kann übrigens im Experiment den vielbeschworenen Unterschied zwischen 8 ubd 32 Bit nicht wirklich hören. Frage mich ob der überbewertet ist, und vermute daß die damalige Dynamikbearbeitung ne größere Rolle spielt.
 


Was für ein Pfund untenrum bei etwa 20:00 -- das fand ich am alten IIX immer beeindruckend. Da hat frühe Digitaltechnik einfach eine ganz eigene Qualität, da sie -- im Gegensatz zu modernen Digitalgeräten -- völlig roh und ungezähmt ist.

Das läßt sich auch von Linn LM-1, Emulator 1, PPG Wave und Waveterm oder Synclavier 2 behaupten.

Stephen
 
Ich kann übrigens im Experiment den vielbeschworenen Unterschied zwischen 8 ubd 32 Bit nicht wirklich hören. Frage mich ob der überbewertet ist, und vermute daß die damalige Dynamikbearbeitung ne größere Rolle spielt.
Also ob ich den Unterschied zwischen 16 und 32 Bit hören würde glaube ich nicht. Aber 8 Bit klingen schon hörbar anders als 16 Bit. Müssen natürlich beide sauber ausgesteuert sein. Nit 16 und nur erbärmlich geringe Aussteuerung, denn das ergebe mitunter auch nur 8 Bit genutzte Auflösung. Und natürlich gleiche Samplefrequenz.

Und wenn du dann einen Klang mit 8 oder 16 Bit einige Oktaven nach unten Transponiert, hörst du den Dreck der schlechteren Auflösung deutlicher, weil dann die Fehler mehr in unseren normalen Hörbereich wandern.
 


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