Being Karlheinz Stockhausen: Colab Projekt?

_thomas_

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Viel wird ja über ihn geredet. Und wenn es um experimentelle Musik geht, ist er die allererste Adresse. Viel mehr als seinen Namen wusste ich bisher nicht über ihn. Bis mich ein enthusiastischer Bekannter auf einem Stammtisch mal ein wenig in das Thema eingeführt hat. Insbesondere haben wir über "Aus den sieben Tagen" gesprochen. Das besondere an dieser Komposition ist, dass sie nicht aus Noten, sondern nur aus Texten/Anweisungen besteht. Er nannte es auch nicht improvisierte, sondern intuitive Musik. Es besteht also jede Menge Interpretationsspielraum.

Und das hat sich nun ein wenig in meinem Kopf festgesetzt.
1968AUS DEN SIEBEN TAGEN
15 Textkompositionen für Intuitive Musik
(einzeln aufführbar)
Nur mit Spezialensemble aufführbar; alle Stücke ohne Dir.; alle mit elektro-akust. Apparaturen. Dauern variabel. Vorhandene Ausgabe von 7 CDs: ca. 7 Stunden.
1. RICHTIGE DAUERN für ca. 4 Spieler
2. UNBEGRENZT für Ensemble
3. VERBINDUNG für Ensemble
4. TREFFPUNKT für Ensemble
5. NACHTMUSIK für Ensemble
6. ABWÄRTS für Ensemble
7. AUFWÄRTS für Ensemble
8. OBEN UND UNTEN (Theaterstück) Mann, Frau, Kind, 4 Instrumentalisten
9. INTENSITÄT für Ensemble
10. SETZ DIE SEGEL ZUR SONNE für Ensemble
11. KOMMUNION für Ensemble
12. LITANEI für Sprecher oder Chor
13. ES für Ensemble
14. GOLDSTAUB für Ensemble
15. ANKUNFT für Sprecher oder Sprech-Chor



Ich hätte Lust, das mal auszuprobieren. Allerdings ist das für ein Ensemble komponiert. Allein wird das also nix. Noch dazu ist das nicht in ein paar Tagen umzusetzen, wie das in den Challenges/Battles hier ja so üblich ist. Das ist also nichts für Ungeduldige die schnell fertig werden wollen. Eher etwas für Langläufer. Ich habe auch noch keine Idee, wie man das mit einer Online-Community umsetzen könnte. Und auch sonst gibt es jede Menge offene Fragen. Sollten sich aber ausreichend Interessent:innen finden, könnte am Ende ein nettes, kleines Album stehen.

Es bräuchte also so etwas wie einen harten Kern um das Projekt in Bewegung zu halten. Und wer ansonsten hier oder dort beitragen möchte, macht halt einfach mal mit.

Wer von euch kann sich das vorstellen?
 
Willst du mir damit sagen, dass das ein alter Hut ist?
nein, wie kommst du darauf? ich wollte nur nett sein und ein paar musikalische beispiele anbieten.

deine idee ist übrigens wieder mal eine schöne anregung zur zusammenarbeit. wenn wir in einer stadt wohnten, wäre ich dabei. so muss ich mir das ganze durch den kopf gehen lassen. vielleicht finden sich ja einige, die das tatsächlich online aufführen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht uninteressant. Planst Du das incl. 4 Tage ohne Essen ;-) Hier ein WDR3 Beitrag dazu:
 
Ja, da muss man das klassische Verständnis von Musik über Bord gehen lassen. Es ist "intuitiv". Im Grunde eine Kommunikation im Ensemble.

das ist so ungefähr das problem, auf was du hier im forum stoßen würdest. erstens kein verständis für musik, und wenn doch mal, dann nicht bereit es wieder zu vergessen. :)

ich halte es aber auch ganz generell für nicht so ganz einfach ein solches metakonzept, was für berufsmusiker in einem orchester erfunden wurde, auf synthesizer- und computermusik zu übertragen.
 
Stockhausen geht gar nicht


du sollst das doch nicht multiplizieren!

aber ich fand das interview schon damals sehr geil. :P


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cosmos und damian, joseph beuys, ca. 1975
 
Stockhausen geht gar nicht
Ich bin mir sicher, dass auch ich in meinem Leben schon sehr viel echt Dummes gesagt (und auch getan) habe. Daher breche ich den Stab nicht über andere. Ich nehme stark an, dass er die Anschläge genauso furchtbar fand wie die meisten andern Menschen auch, impulsiv einem Gedanken gefolgt ist und sich einfach nur verrannt hat. Passiert jedem mal...
Planst Du das incl. 4 Tage ohne Essen
Man muss es ja nicht nicht ganz so extrem betreiben. Am Schluss müssen auch keine sieben Stunden heraus kommen. Sicher wird man sich (virtuell) ein paar Mal treffen müssen. Mich lockt die Herausforderung, sehr genau zuhören zu müssen um dann spontan meiner Intuition zu folgen. Man verbindet sich also mit den Mitspielern und sich selbst. Eiskalter Logiker der ich bin, wird das nicht ganz einfach für mich. Es ist mir auch fast egal, was am Schluss dabei herauskommt. Die (neue) Erfahrung die man damit macht wird sich im Ergebnis widerspiegeln.
ich halte es aber auch ganz generell für nicht so ganz einfach ein solches metakonzept, was für berufsmusiker in einem orchester erfunden wurde, auf synthesizer- und computermusik zu übertragen.
Ich denke, dass genau das bei "Aus den sieben Tagen" nicht die geringste Rolle spielt, da es keine klassische Partitur gibt. Da steht der Berufsmusiker genauso wie der ambitionierte Hobbyist wie der Ochs vorm Berg. Im Grunde muss man nicht mal Musiker, sondern lediglich in der Lage sein, für einen unbestimmten Zeitraum einen Klang zu produzieren.
Richtige Dauern:

play a sound
play it for so long
until you feel
that you should stop

again play a sound
play it for so long
until you feel
that you should stop

and so on

stop
when you feel
that you should stop

but whether you play or stop
keep listening to the others

At best play
when people are listening

do not rehearse

As the intuitive text score (below left) indicates, this piece frees the performer to play sounds at any time for as long as they want, as long as it feels RIGHT (particularly in relation to sounds occurring before, after and concurrently).
Da lässt sich doch was draus machen. Oder nicht? Hier gab's schon Battles mit wesentlich ungenaueren Angaben. ;-) Aber um es für die Teilnehmenden etwas einzugrenzen, könnte man sich für jedes Stück auf maximal ein oder zwei Klanggeneratoren pro Teilnehmer.

Mir ist schon klar, dass es da ein paar Hürden gibt. Vor Allem in den Köpfen.

1. Man muss mal seinen mehr oder weniger breit angelegten Pfad verlassen. Das erfordert ein wenig Überwindung, da neues Terrain ja auch immer mit Unsicherheiten verbunden ist.

2. Ich selbst bin ein eher introvertierter Mensch und arbeite auch liebend gern in meinem Kämmerlein alleine vor mich hin. Das bringt mir ein paar Vorteile. Wie zum Beispiel, dass ich nicht in direkter Konkurrenz stehe und mich mit anderen vergleichen muss. Ich habe lediglich ein paar Basics drauf. Völlig unzureichend für klassische Musik. Aber ich habe anscheinend auch kein echtes Interesse daran, sonst würde ich da mehr investieren. Aber bei dieser Stockhausen-Partitur spielt das bildungsbürgerliche Verständnis von Musik überhaupt keine Rolle. Keine Noten, keine Melodien oder Akkorde, kein Takt oder Rhythmus. Hier ist ein ganz anderes Können gefragt. Ob ich mich darauf einlassen kann? Keine Ahnung, aber ich würde es gern versuchen.

3. Das ist tatsächlich live mit anderen. Da scheut die introvertierte Natur erstmal ein wenig. Also ich auf jeden Fall. Aber ich weiß auch, dass jede neue Erfahrung mich weiterbringt. Nur der erste Schritt erfordert etwas Mut. Ich stelle mir das alles ziemlich cool vor. Wer weiß schon, was daraus wird? Vielleicht nur eine schöne Zeit die man mit seinem Hobby verbringt, vielleicht sogar ein Album. Vielleicht aber auch ein Fail. Ich persönlich sehe das Team bereits auf Welt-Tournee. Spässle...

4. Technische Hürden: Die Orga würde wohl größtenteils ich übernehmen. Ich mache so etwas sowieso den ganzen Tag, daher ist der Aufwand für mich nicht ganz so groß. Eine Collab-Plattform haben wir, dank @fairplay , bereits. Online-Meetings kann ich organisieren. Wenn es passen sollte, könnte man sich aber auch mal live irgendwo in einem Keller oder Wohnzimmer treffen und eine Session machen.

Trotzdem habe ich ohne verlässliche Mitstreiter (oben erwähnter Kern) keine Lust immer wieder alle zu motivieren. Das sage ich auch ganz ehrlich. Und wenn man dann merkt, dass es doch nicht umsetzbar ist, dann lässt man es halt. Es gibt ja keine Notwendigkeiten oder gar Druck. Jeder hat so seinen alltäglichen Stress, und da muss es sich einfach einfügen. Und wenn es nicht passt, passt es halt nicht. Ich bin bereit Zeit zu investieren weil mich das interessiert.
 
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Ich finde bei diesem Projekt so einiges spannend. Stille - Aktion - Ton- Gefühl. Das spricht mich total an.

Das du dieses Projekt organisieren willst , ist eine so tolle Aktion, vielen Dank. Da würde es bei mir schon nicht klappen.

Ansonsten kann doch jeder der Teilnehmer Aufgaben übernehmen. Besprechungskäffchen bei der Superbooth?
 
Also meine (wenigen) bisherigen Erfahrungen mit "wir machen mal alle zusammen Jam, jeder mit seinem/n "Gerät(en)" rein ins Mischpult, keiner sitzt an diesem, alle drauf los, klangen ab mehr als 3-4 Mitspielern irgendwie immer schnell ..... so wie Stockhausen-Krach :selfhammer:
 
Was hat das jetzt mit diesem Projekt zu tun ....

…bezieht sich diese Frage auf meine Antwort an @deeptune , der meinte, dass ein gemeinsames Spielen ohne Master am Mischer immer nur in Chaos endet? - eine Aussage, welche durch ein einziges Gegenbeispiel - welches ich in meiner Antwort präsentiert habe - widerlegt ist?…
 


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