Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM
tom f schrieb:
betrachte das als "zugsepitzt" - ist aber nicht persönlich - und ja extra dafür ausgelagert.
Nein, nehme ich auch nicht persönlich. Und zugespitzt ist ja in Ordnung.
Damit kein falscher Eindruck entsteht:
Mir liegt nichts daran, Moog zu verteidigen oder dergleichen. Ich habe lediglich Verständnis dafür, warum sich einige Leute einen Minimoog anschaffen möchten und warum der so viel kostet wie er aufgrund seiner Fertigung nunmal kostet, das ist alles. Ich würde nicht einmal behaupten, dass man ihn braucht - außer man möchte eben diesen spezifischen Klang, aber da ist dann die Diskussion auch nicht anders als im Falle von Steinway vs. Yamaha vs. Bösendorfer, etc.
Die Musik wird auf jedenfall nicht automatisch besser durch einen Minimoog, aber wenn ihn jemand allein aufgrund seines Klangs lieber für seine Zwecke nutzt, dann ist das doch vollkommen in Ordnung.
Was ich neben der Keyboard-Synthesizer-Kombination als dasjenige meinte, was sich exemplarisch durchgesetzt hat, ist übrigens die subtraktive Synthese.
Du schreibst zum Thema Recycling:
tom f schrieb:
das stimmt nur solange die leute halt "einfach" wollen weil es ihnen als das nonplusultra verkauft wird... und wo man angeblich "egal was man macht" klangliche gratifikation erfährt.
Und das halte ich derzeit für einen ganz entscheidenden Punkt. Diese Erwartungshaltung von "instant gratification". Neulich habe ich diesen Podcast vom BBoy Tech Report geschaut, eine Sendung, die dem DrumBrute gewidmet war und in die man Glen Darcy von Arturia geladen hatte. Da gab es dann an einer Stelle einen leicht abfälligen Kommentar zum Tempest, weil er für ein Instrument stünde, das zu viele Möglichkeiten bietet. Der allgemeine Konsens schien zu sein, dass man doch lieber limitierte Instrumente anbieten solle, da man so doch schneller zum Ziel gelange und nicht durch die ganzen anderen Möglichkeiten unnötig abgelenkt werde. Und das scheint mir eine Konsumentenhaltung zu sein, die in den letzten Jahren von Arturia, Korg und Roland begriffen wurde. Seitdem wird der Markt entsprechend zugeballert. Für Einsteiger, Kids oder pure Nostalgiker ist das natürlich toll. Für diejenigen, die sich noch für etwas anderes interessieren, bleiben fast nur noch Boutique-Hersteller.
Beispiel: Desktop Evolver. Das ist bzw. war ein relativ preisgünstiger Kasten mit relativ viel Synthesizer drin. Als der rauskam, waren die Reaktionen erst mal recht positiv. Erst als der Analog-Hype mehr und mehr zunahm, wurde der Evolver zunehmend daran gemessen, wie gut er denn analoge Oldschool-Sounds produzieren kann, was natürlich völlig absurd ist. Irgendwie blieb der Evolver dann so eine Nerd-Kiste. (Der Poly Evolver wird wahrscheinlich wie der Prophet VS irgendwann eine gute Ebay-Karriere hinlegen.)
Dave Smith oder irgendwer könnte natürlich mal wieder etwas Ähnliches auf den Markt bringen, ein experimentierfreudiges Modul, das auch dem Einsteiger preislich nicht unbedingt wehtut. Das Problem ist nur, dass eine sehr breite Käuferschicht einen zunehmend konservativen Geschmack entwickelt hat. Innovationen oder einfach nur anders angelegte Produkte gehen dann eher mal unter oder können bezüglich der durch den Analog-Hype begründeten Erwartungshaltung nicht mit den vollanalogen Miniaturen mithalten, die den Einsteigermarkt zum Großteil prägen.