Düstere Ambient-, Drone- und Experimental-Sounds aus Hannover. Stefan Voß heißt der Künstler hinter Argyre Planitia und präsentiert uns sein drittes Album nach „The Atomic Age“ (2018) und „Tenth Region Of The Night“ (2020). Das neue Album „The Great Dark Spot“ hat neun Tracks und eine Spielzeit von 73 Minuten.
Woher kommt der seltsame Projektname? Nun, Argyre Planitia ist eine Ebene im Argyre-Einschlagskrater im südlichen Hochland des Planeten Mars. Der Name stammt von einer Karte, die 1877 von einem gewissen Giovanni Schiaparelli angefertigt wurde, und bezieht sich auf Argyre, eine mythische Insel aus Silber in der griechischen Mythologie. Das Becken ist etwa 1.800 km breit und liegt etwa 5,2 km unterhalb der umliegenden Ebenen. Er ist nach Hellas der zweittiefste Einschlagskrater auf dem Mars. Das Becken wurde vor etwa 3,9 Milliarden Jahren durch einen riesigen Einschlag geformt.
Zu diesem Album gehört auch eine Geschichte. Es ist auf der Innenseite des Digipaks aufgedruckt und lautet grob übersetzt: „Um die letzten Eismonde der riesigen Gasplaneten kreisend, treiben uns Orbitalenergie und Drehimpuls voran. Der Große Dunkle Fleck öffnet sich vor uns und überschwemmt unsere Sicht mit seiner immensen Präsenz. Eine plötzliche Welle aus stürmischem Lärm, Impulsen und kosmischer Interferenz ergießt sich durch die Systeme des Raumschiffs. Die Bordcomputer wandeln die Masse an Daten in Klang um, während wir aufmerksam den troposphärischen Übertragungen lauschen.“ Es wird Sie nicht überraschen, dass der begleitende Soundtrack wie eine Art kosmisches dunkles Ambient klingt und das Ganze mir eine Art „ Major Tom lost in space“-Gefühl (vgl. David Bowie und Peter Schilling, wo das nichts mit Musik zu tun hat, der Vergleich ist rein thematisch).
Mein Lieblingstrack ist zweifellos „Messina Chasmata“: rhythmisch und mit einer subkutanen Drohung imprägniert, ist es ein sehr aufregender Track mit sogar einem rituellen Touch. Auch die drohende Bedrohung durch „Pharos Crater“ klingt ziemlich beeindruckend und schon der dritte Track „Cryovulcanic Activity“ klang sehr fesselnd und mysteriös. „Verona Rupes“, eine weitere Tour de Force, steht für tintenschwarzes Drone Dark Ambient. Der vorletzte Track „Cthulhu Macula“ ist für mich der beklemmendste Track. Die anderen Tracks heißen „Jupiter Transit Station“ (der Eröffnungstrack), „Subglacial Ocean“, „Lakes Of Titan“ und „Unidentified Transmission“ (der Schlusstrack).
Der dunkle Ambient auf diesem Album ist voll von satten Basstönen, elegischen Drones und eisigen Klängen. In Tracks wie „Cryovolcanic Activity“, „Pharos Crater“ und „Messina Chasmata“ tauchen gelegentlich aufwändige, atmosphärische Perkussionseffekte auf. All diese Elemente werden auf geniale Weise miteinander verschmolzen, um den Hörer in die entlegensten Winkel unseres Sonnensystems zu führen. Die pechschwarzen Klänge konzentrieren sich in erster Linie auf die Schaffung von Atmosphäre, mit einer kleineren, aber nicht unwichtigen Rolle für den Rhythmus und einer bescheidenen, aber sicherlich nicht fehlenden Rolle für die Melodie.
Wir haben kürzlich Ajnas Album „The Enigma Of Sirius“ für dasselbe Label (Winter-Light aus dem holländischen Haarlem) rezensiert, das in denselben kosmischen Deep-Ambient- und Dark-Ambient-Atmosphären lebt. Wir haben dieses Album mit „The Place Where the Black Stars Hang“ des walisischen Dark-Ambient-Musikers Lustmord verglichen, für mich das Referenzalbum in diesem Genre. Und ja, auch dieser „The Great Dark Spot“ von Argyre Planitia hält dem Vergleich mit dem erwähnten Meilenstein im Cosmic-Dark-Ambient-Genre stand. Für Fans des Genres ist dies eine sehr schöne Ergänzung.