Illya F schrieb:
Wer nicht auf Einnahmen aus seiner Musik angewiesen ist, also nicht seine Kosten durch diese bestreiten muss, der sollte sich doch zumindest auch als Freizeit & Hobby-Musiker annähernd in die Lage derjenigen versetzten können die das müssen. Diese Fähigkeit scheint mir aber bei vielen, die im Netz umher geistern, gänzlich zu fehlen
Dankeschön für das Verständnis.
Den verlinkten Bericht von nmz.de sollte man ruhig mal lesen. Es ist ja nicht so, dass alleine Youtube in diesem Spiel die "Bösen" wären, auch die Argumente mancher Vertreter der Majorfirmen gehen einem gehörig auf die Eier. Die Wahrheit ist aber, dass seit ca. 2000 kontinuierlich an der Preisschraube nach unten gedreht wird, und zwar bei den Einnahmen und Beteiligungen von Komponisten, Autoren, Produzenten und Künstlern. Wir machen einfach immer mehr Zugeständnisse, Vorschüsse werden ohnehin nur in Ausnahmefällen gezahlt und wenn, dann liegen sie bei maximal einem 10tel dessen, was früher Gang und Gäbe war. Bei teilweise Abverkaufs-Preisen von 10 cent und weniger pro MP3 (wie bei Media Markt oder Amazon oftmals praktiziert) kann man sich gerne mal ausrechnen, wieviel beim Künstler denn noch hängenbleibt, Diese Dienste wie Spotify sind ein böser Witz, die digitalen Vertriebe machen sich ebenso die Taschen voll. Dabei rede ich jetzt gerade mal von denjenigen, die im weitesten Sinne Unterhaltungsmusik machen. Bei Filmmusikern sieht es ja teilweise noch viel schlimmer aus. Da darf man dann erst einmal komplett unbezahlt in Vorleistung gehen, Vorschläge einreichen und testweise Szenen vertonen, in einer Art Bewerbungsrunde. Und das gerne auch bei öffentlich rechtlichen Produktionen! Abgelehnt? Pech gehabt.
Aber zum Thema: Wer bekommt also die Kohle, vom Content aus fremder Leistung? Es sind die Provider, File-Hoster, Sharing Dienste, Download Abo Betreiber, IT Riesen usw.
Man erinnere sich mal an die Slogans, wie damals DSL Anschlüsse verkauft wurden: "Jetzt Filme, Spiele und Musik herunterladen" natürlich nur legale Inhalte, klar ...- oder Beschreibungen auf Websites der Provider, welches die besten Filesharing Programme sind, Anleitungen, links usw, usw, das könnte man hier endlos so weiter beschreiben. Aber hey, alles schon vergessen. Und diese Typen müssten eigentlich zur Kasse gebeten werden. Macht aber keiner, weil - hey - es geht um Arbeitsplätze! Hoho, und Steuergelder!! Und der Musiker, Programmierer, Regisseur tröstet sich mit dem Gedanken: "Das Geld ist ja nicht weg, es hat nur jemand anderes". Selbständigkeit ist kein Arbeitsplatz.
Und vor diesem Hintergrund applaudieren dann noch sogenannte "Musikerkollegen" Youtube in diesem Streit, ohne mal was zu hinterfragen ... und dies, weil sie entweder schlicht keine Ahnung von der Materie haben, oder selbst Musik vielleicht nur aus Spaß machen (einige darunter wissen auch genau, dass sie für den kommerziellen Weg schlichtweg nicht gut genug sind) und sich freuen, wenn sie auf einem Gig vor 20 Leuten mal die Getränke kostenlos bekommen, mit ihren "Releases" ohnehin kaum auf 1000 Klicks bei Youtube kommen, den läppischen Gema Mitgliedsbeitrag nicht einmal einspielen würden und deshalb nicht einmal erahnen können, wie es sich anfühlt, wenn die eigene Musik alleine bei Youtube mehrere Millionen mal angeklickt wurde und sich in sämtlichen Rapidzippyfilehosteroneklickmichjetztscheißdiensten findet - ohne jegliche Bezahlung dafür zu bekommen und ohne jemals irgendjemandem Erlaubnis erteilt zu haben, diese Inhalte hochzuladen.
Es geht doch längst nicht mehr nur um Geld, es geht ums Prinzip, um eine Haltung.
Die beliebtesten Add Ons für Firefox sind übrigens Youtube Downloader-Tools und solche, mit denen man sich die Musik der Clips als mp3 speichern kann. Und das Allerschlimmste ist das Argument, dass Youtube billige Werbung für den Künstler sei. Zynismus pur. Ein Dreck ist das. Werbung, das ist etwas, dass mir als Konsument aufgezwungen wird und nicht etwas, das ich mir zur Unterhaltung ansehe und wonach ich per Suchmaske noch selbst fahnde. DAS nennt sich Service.
Aber so sieht es aus. In einer Neidgesellschaft kann sich keine Lobby dafür bilden. Denn: Was erfolgreich ist, ist verdächtig und muss ja per se schon scheiße sein. Und überhaupt, die eigene Musik hätte es ja viel mehr verdient, erfolgreich zu sein. Nieder mit dem Urheberrecht, nieder mit den Majors und konsequenterweise: Nieder auch mit Qualität (denn diese bezahlt ja dann auch niemand mehr).
Wir freuen uns stattdessen auf die ach so tollen Ergüsse von Klimperern, die nicht mal das "C" auf ihrem Keyboard finden und Tonart für Töpferkunst halten. Vielleich ist ja wenigstens noch ein unterhaltsamer Depp dazwischen oder ein reicher Erbe, der zufällig auch noch Talent hat. Hurrah, schöne neue Welt.
So wird man niemals geschlossen gegen die IT Riesen ankommen können.
Okay, wer bis hier durchgehalten hat: Sorry für die lange Abhandlung, Zynismus und auch Polemik, aber es geht mir einfach auf den Sack, dass man gegen diese populistische Scheiße nicht wirklich ankommt und niemand sich mehr 5 Minuten Zeit zum Nachdenken nimmt.
Hier noch ein Zitat von Facebook, dies hat neulich ein sehr bekannter Produzenten-Kollege dort gepostet und ich finde, er trifft den Nagel auf den Kopf:
Gegen die "Alles Umsonst"-Einstellung im Internet kann man eh nichts mehr machen - da ist das Kind schon lange im Brunnen und damit hab ich im Prinzip auch kein Problem. Aber die Fakten zu verdrehen und die Schöpfer von Kunst als die Bösen darzustellen regt mich endlos auf. Das ist so als wenn eine Bierbrauereie mir freundlicherweise Bier (ist ja auch Promotion für das Bier) für meine Party erstmal auf Kommission ins Wohnzimmer stellt und wenn wir besoffen sind gucken wir mal was wir dafür bezahlen. Und schreiben natürlich nicht auf wer was und wieviel getrunken hat - ist ja zu viel Arbeit beim saufen ! Dann gibt mir die Bierbrauerei beim nächsten Mal natürlich erst mal kein Bier mehr aber ich rege mich völlig darüber auf und hetze dann meine Freunde auf, ein paar Molotowcocktails auf die Brauerei zu schmeißen. UND GENAU DAS BESCHREIBT DIE SITUATION !
Edit/Nachtrag: Und genau aus diesen Gründen bin ich froh, dass wir einen Verein wie die Gema haben, der diesen Nutznießern und Schmarotzern im Namen ALLER Musiker endlich mal die Stirn bietet. Ansonsten dürfte jeder als Einzelkämpfer zusehen, wie er klarkommt.