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Tim Kleinert
...
Edit:
DISCLAIMER: Das "Es gilt ernst" bitte nicht zu ernst nehmen. Es ging mir einfach mal darum, nicht mehr einfach nur zu labern (was ich ja selber oft auch tue), sondern auch mal zu machen und den Klang für sich sprechen lassen.
Vorgeschichte:
Ich hab' letzthin mich gefragt, ob ein Echt-Analoger in meinen rein Software-basierten Produktionen einen Klanggewinn bringen würde -die letzte Meile so quasi. So habe ich mir von einem guten Freund einen Andromeda geliehen, mit Kaufoption.
Angesichts dessen, und auch angesichts dieses Threads...
https://www.sequencer.de/synthesizer/viewtopic.php?t=31187
...wollte ich mal herausfinden, ob sich die (Wieder-)Anschaffung eines Alesis Andromedas, oder generell eines Analogsynthesizers, lohnen würde. "Klingt digital schon analog?" Können Äpfel wie Birnen schmecken? ...anstatt wieder endlos nur mit Worten um sich zu werfen, wollte ich jetzt einfach mal den Sound sprechen lassen. So habe gestern Nacht einen ausführlichen Test gemacht, und den auch klanglich dokumentiert.
Testvorgabe:
Als Kontrahend zum Andromeda habe ich den GFore Minimonsta gewählt, und zwar auf aufgrund dieses Amazona-Beitrags:
http://www.amazona.de/index.php?page=26&file=2&article_id=2233&page_num=1
Die Überlegung war: Wenn der Andromeda wie ein Minimoog klingen kann, dann ein Minimonsta (der ja eine digitale Minimoog-Kopie ist) vielleicht auch wie ein Andromeda. Das war somit die Testvorgabe.
Testbedingungen:
-Alesis Andromeda: Gut aufgewärmt und 1x getuned, gut eingepegelt aufgenommen mit 44.1/24 über eine RME Multiface 2, angesteuert über MIDI, unbearbeitet
-GForce Minimonsta: Dessen Oszillatoren driften im Ggs. zu den VCOs des Andromedas nicht. Hingegen stellt der Minimonsta für jeden Parameter einen eigenen LFO zur Verfügung. So wurden dessen Oszillatorfrequenzen mit einer langsamen (Freq. >10 Sekunden) geglätteten Zufalls-LFO im minimalen Centbereich moduliert, um dasselbe Verhalten zu erhalten. Ansonsten komplett unbearbeitet.
-Beide Synths spielen die exakt gleichen MIDI-Sequenzen ab. Im Falle einer Parameterautomation wurden die Modulationsbereiche zunächst identisch abgeglichen und mit denselben MIDI-Controllern gesteuert.
-Beide Synths arbeiten mit absolut identischer Struktur und wurden auf den gemeinsamen Nenner reduziert (d.h. der Andro darf kein PWM machen etc. , der Minimonsta darf seinen dritten Oszillator nicht einsetzen). Es kamen auch keine Synthese-"Tricks" (anfetten perFilter-Feedback etc.) zum Einsatz. Alles wurde lediglich mit klanglichem Abgleich per Gehör angepasst. Beide Synths sind genau gleich eingepegelt und getuned.
-Da beide Synths polyphon sind, sind auch 2 polyphone Beispiele dabei.
-Das resultierende Audiofile wurde mit 320 kbps als mp3 gerendert. (Gibt halt ca. 8MB zum runterladen.)
Das Testergebnis:
Das Folgende Sachen gibt es zu hören:
1.) Sequenz mit Filter-Env-Sweep
2.) Bassfigur mit manueller Filter-Env-Modulation
3.) polyphoner Chord-Sound mit charakteristischem Filter-LFO-Sweep
4.) Filter-FM-Demonstration
5.) Bass-Sequenz
6.) Lead-Melodie
7.) Filter-Resonanz-Sweep mit Resonanz nahe an der Selbstoszillation
8.) Polyphone 80ies Akkordsequenz (leider etwas leise geraten)
9.) Osc-FM Demonstration
Die Reihenfolge ist immer dieselbe: Zuerst Andromeda, gefolgt von Minimonsta.
Hier das Audiofile zum runterladen:
http://www.file-upload.net/download-1596832/Andromeda_vs_Minimonsta.mp3.html
Fazit:
Ich hätte noch mehr Beispiele machen können, aber ich sah irgendwann keinen Sinn mehr darin. Für mich persönlich ist das Fazit niederschmetternd, und die Frage "Kann digital analog klingen" ist für mich mit diesem Test endgültig und für immer vom Tisch! Die Antwort ist: JA! Die Audiobeispiele sprechen für sich. Klar gibt es minimalste Abweichungen. Aber die sind derart mikroskopisch klein, dass ein Daraufherumreiten meiner Meinung nach reine Korinthenkackerei bar jeglicher musikalischen Relevanz ist. Für's Musikmachen ist das absolut unerheblich. Ausserdem klingt ja auch kein Analogsynth exakt wie ein anderer.
Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Sounds der Synthies abzuspeichern um sie den unverbesserlichen Zweiflern zur Verfügung stellen zu können. Aufgrund dessen, dass eben kein Andromeda exakt wie der andere klingt, wäre das eh nicht sinnvoll. Wer meint das hier geschummelt wurde, der ist herzlich bei mir zuhause zu einer Demonstration eingeladen -PM genügt. Alle Andromeda-Besitzer lade ich auch ein, sich die Demoversion des Minimonsta herunterzuladen, und das selber zu testen. (Es versteht sich hierbei natürlich von selbst, dass die Parameter der beiden Kontrahenden nicht gleich skaliert sind, und per Gehör abgeglichen werden müssen.)
Auch möchte ich hiermit die Behauptung vehement in Frage stellen, wonach nur bei Echt-Analogen minimalste Reglerbewegungen grosse Wirkung haben. Das Sättigungsverhalten des Minimonsta-Filters lässt sich sehr differenziert kontrollieren, und selbst kleinste Veränderungen an den Oszillatorpegeln und der Resonanz haben hörbare Wirkung. Dies war ohnehin bei fast allen Beispielen der Weg, um bei der klanglichen Abgleichung die letzte Meile zu erreichen. Genau hinhören und sorgfältig regeln zahlen sich auch bei gut gemachten digitalen Algorithmen aus.
Was ich hingegen ausdrücklich nicht in Frage stellen möchte, ist die Daseinsberechtigung von analoger Hardware. Diese ist meiner Meinung nach ledglich mit rein klanglichen Argumenten nicht (mehr) stützbar. Und das ist auch gut so. Ich finde einen Minimoog ja auch ein schönes und tolles Instrument. Die Frage muss sich einfach jeder selber stellen: Geht es mir rein pragmatisch nur um den Klang, oder will ich auch eben dieses "Instrumenten-Feeling" haben?
Für mich persönlich ist der Fall klar: der Andro geht zurück zu seinem Besitzer. Und ich investiere in einen guten Controller -vermutlich die neue Generation der Novation-Dinger. Denn egal ob digital oder analog -Schraubspass bleibt Schraubspass.
best,
tim
DISCLAIMER: Das "Es gilt ernst" bitte nicht zu ernst nehmen. Es ging mir einfach mal darum, nicht mehr einfach nur zu labern (was ich ja selber oft auch tue), sondern auch mal zu machen und den Klang für sich sprechen lassen.
Vorgeschichte:
Ich hab' letzthin mich gefragt, ob ein Echt-Analoger in meinen rein Software-basierten Produktionen einen Klanggewinn bringen würde -die letzte Meile so quasi. So habe ich mir von einem guten Freund einen Andromeda geliehen, mit Kaufoption.
Angesichts dessen, und auch angesichts dieses Threads...
https://www.sequencer.de/synthesizer/viewtopic.php?t=31187
...wollte ich mal herausfinden, ob sich die (Wieder-)Anschaffung eines Alesis Andromedas, oder generell eines Analogsynthesizers, lohnen würde. "Klingt digital schon analog?" Können Äpfel wie Birnen schmecken? ...anstatt wieder endlos nur mit Worten um sich zu werfen, wollte ich jetzt einfach mal den Sound sprechen lassen. So habe gestern Nacht einen ausführlichen Test gemacht, und den auch klanglich dokumentiert.
Testvorgabe:
Als Kontrahend zum Andromeda habe ich den GFore Minimonsta gewählt, und zwar auf aufgrund dieses Amazona-Beitrags:
http://www.amazona.de/index.php?page=26&file=2&article_id=2233&page_num=1
Die Überlegung war: Wenn der Andromeda wie ein Minimoog klingen kann, dann ein Minimonsta (der ja eine digitale Minimoog-Kopie ist) vielleicht auch wie ein Andromeda. Das war somit die Testvorgabe.
Testbedingungen:
-Alesis Andromeda: Gut aufgewärmt und 1x getuned, gut eingepegelt aufgenommen mit 44.1/24 über eine RME Multiface 2, angesteuert über MIDI, unbearbeitet
-GForce Minimonsta: Dessen Oszillatoren driften im Ggs. zu den VCOs des Andromedas nicht. Hingegen stellt der Minimonsta für jeden Parameter einen eigenen LFO zur Verfügung. So wurden dessen Oszillatorfrequenzen mit einer langsamen (Freq. >10 Sekunden) geglätteten Zufalls-LFO im minimalen Centbereich moduliert, um dasselbe Verhalten zu erhalten. Ansonsten komplett unbearbeitet.
-Beide Synths spielen die exakt gleichen MIDI-Sequenzen ab. Im Falle einer Parameterautomation wurden die Modulationsbereiche zunächst identisch abgeglichen und mit denselben MIDI-Controllern gesteuert.
-Beide Synths arbeiten mit absolut identischer Struktur und wurden auf den gemeinsamen Nenner reduziert (d.h. der Andro darf kein PWM machen etc. , der Minimonsta darf seinen dritten Oszillator nicht einsetzen). Es kamen auch keine Synthese-"Tricks" (anfetten perFilter-Feedback etc.) zum Einsatz. Alles wurde lediglich mit klanglichem Abgleich per Gehör angepasst. Beide Synths sind genau gleich eingepegelt und getuned.
-Da beide Synths polyphon sind, sind auch 2 polyphone Beispiele dabei.
-Das resultierende Audiofile wurde mit 320 kbps als mp3 gerendert. (Gibt halt ca. 8MB zum runterladen.)
Das Testergebnis:
Das Folgende Sachen gibt es zu hören:
1.) Sequenz mit Filter-Env-Sweep
2.) Bassfigur mit manueller Filter-Env-Modulation
3.) polyphoner Chord-Sound mit charakteristischem Filter-LFO-Sweep
4.) Filter-FM-Demonstration
5.) Bass-Sequenz
6.) Lead-Melodie
7.) Filter-Resonanz-Sweep mit Resonanz nahe an der Selbstoszillation
8.) Polyphone 80ies Akkordsequenz (leider etwas leise geraten)
9.) Osc-FM Demonstration
Die Reihenfolge ist immer dieselbe: Zuerst Andromeda, gefolgt von Minimonsta.
Hier das Audiofile zum runterladen:
http://www.file-upload.net/download-1596832/Andromeda_vs_Minimonsta.mp3.html
Fazit:
Ich hätte noch mehr Beispiele machen können, aber ich sah irgendwann keinen Sinn mehr darin. Für mich persönlich ist das Fazit niederschmetternd, und die Frage "Kann digital analog klingen" ist für mich mit diesem Test endgültig und für immer vom Tisch! Die Antwort ist: JA! Die Audiobeispiele sprechen für sich. Klar gibt es minimalste Abweichungen. Aber die sind derart mikroskopisch klein, dass ein Daraufherumreiten meiner Meinung nach reine Korinthenkackerei bar jeglicher musikalischen Relevanz ist. Für's Musikmachen ist das absolut unerheblich. Ausserdem klingt ja auch kein Analogsynth exakt wie ein anderer.
Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Sounds der Synthies abzuspeichern um sie den unverbesserlichen Zweiflern zur Verfügung stellen zu können. Aufgrund dessen, dass eben kein Andromeda exakt wie der andere klingt, wäre das eh nicht sinnvoll. Wer meint das hier geschummelt wurde, der ist herzlich bei mir zuhause zu einer Demonstration eingeladen -PM genügt. Alle Andromeda-Besitzer lade ich auch ein, sich die Demoversion des Minimonsta herunterzuladen, und das selber zu testen. (Es versteht sich hierbei natürlich von selbst, dass die Parameter der beiden Kontrahenden nicht gleich skaliert sind, und per Gehör abgeglichen werden müssen.)
Auch möchte ich hiermit die Behauptung vehement in Frage stellen, wonach nur bei Echt-Analogen minimalste Reglerbewegungen grosse Wirkung haben. Das Sättigungsverhalten des Minimonsta-Filters lässt sich sehr differenziert kontrollieren, und selbst kleinste Veränderungen an den Oszillatorpegeln und der Resonanz haben hörbare Wirkung. Dies war ohnehin bei fast allen Beispielen der Weg, um bei der klanglichen Abgleichung die letzte Meile zu erreichen. Genau hinhören und sorgfältig regeln zahlen sich auch bei gut gemachten digitalen Algorithmen aus.
Was ich hingegen ausdrücklich nicht in Frage stellen möchte, ist die Daseinsberechtigung von analoger Hardware. Diese ist meiner Meinung nach ledglich mit rein klanglichen Argumenten nicht (mehr) stützbar. Und das ist auch gut so. Ich finde einen Minimoog ja auch ein schönes und tolles Instrument. Die Frage muss sich einfach jeder selber stellen: Geht es mir rein pragmatisch nur um den Klang, oder will ich auch eben dieses "Instrumenten-Feeling" haben?
Für mich persönlich ist der Fall klar: der Andro geht zurück zu seinem Besitzer. Und ich investiere in einen guten Controller -vermutlich die neue Generation der Novation-Dinger. Denn egal ob digital oder analog -Schraubspass bleibt Schraubspass.
best,
tim