RIP
Moogulator schrieb:
Mir kommts so vor, als würde hier einer geadelt für etwas, was er SO garnicht unbedingt angedacht hatte. Vollkommen überbewertet von der entsprechenden Konsumszene.
Schon erstaunlich.
Gute Beobachtung, das mit der Überbewertung sehe ich zum Teil auch so. Allerdings kann man schon Respekt für ihn haben, gerade weil er selbst seinen Respekt gegenüber der psychedelischen Erfahrung nie verloren hat.
Dass er die "nicht angedacht" hatte und dennoch eine sachliche und verantwortungsbewusste Haltung ihr gegenüber behalten hat, spricht meiner Meinung nach auch für ihn.
Über die Gefahren von LSD und anderer Drogen ist hier schon viel Richtiges gesagt worden, und wenn man bedenkt, dass man
vor der ersten Erfahrung mit Psychedelika die eigene latente Neigung zu psychotischen Reaktionen nicht wirklich kennt oder einschätzen kann, bleibt eigentlich nur, ernsthaft vor Experimenten zu warnen.
Allerdings würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich meine eigenen, vor laaanger Zeit durchgeführten Experimente bereuen würde.
Ich gehe keineswegs so weit zu behaupten, dass die psychedelische Erfahrung eine Art Instant-"Erleuchtung" hervorbringen kann... der Begriff "Erleuchtung" entstammt dem Themenfeld Buddhismus/Meditation/Zen usw., und eine Erfahrung als "Erleuchtung" zu werten, wird da ja auch sozusagen erst von höherer Stelle (Meister) autorisiert - insofern muss man sich überlegen, ob man diesen Begriff verwenden will, obwohl man dabei vielleicht etwas ganz anderes meint.
Ich neige dazu, in diesem Zusammenhang eher subjektivistisch zu denken... Die "Politisierung" (ein besserer Begriff fällt mir nicht ein, sorry) einer radikal subjektiven Erfahrung durch Hippiebewegung, Techno-Zippies der 90er, oben genannte Konsumszene etc. halte ich mittlerweile für eher kritikwürdig und ist überhaupt nicht mein Ding.
Was ich aber zugeben muss (sonst käme ich mir wie ein Heuchler vor), ist, dass besagte Substanzen (also Psychedelika wie LSD, Psylocybin etc.) eine Möglichkeit bieten, Funktionsweisen des Gehirns sozusagen von innen kennenzulernen. Das Gehirn betrachtet sich selbst - emotionale Vorgänge, vor langer Zeit erfolgte Prägungen und andere Daten lassen sich (sozusagen gleichzeitig subjektiv und objektiv) "erkennen".
Deshalb sprachen Leute wie Stanislav Grof auch von "Modellpsychose". Dass man sich da auf gefährliches Terrain begibt, ist klar.
Aber solche innerpsychischen Mechanismen und die darauf aufbauenden emotionalen Probleme zB im Umgang mit anderen Menschen einmal in ihrer Essenz gesehen und erkannt zu haben, lässt einen Ähnliches auch in Anderen erkennen. Ich denke, dass gerade eine solche Erkenntnis einen davon abhalten kann, neurotische Verhaltensweisen zu perpetuieren, gerade weil man diese erkennt - in sich selbst und auch in anderen. Da bekommt das vermeintlich "Irrationale" der psychedelischen Erfahrung geradezu einen "vernünftigen" Sinn. Vorraussetzung ist dabei natürlich die Fähigkeit zu einer kritisch-rationalen Haltung und möglichst auch professionelle therapeutische Begleitung/Betreuung.
Bei aller wohlbegründeten Skepsis bzw. Versachlichung und Demystifizierung, und unter allen wissenschaftlichen Vorbehalten muss man, glaube ich, dieses Potential anerkennen.
Man muss auch sehen, dass es die Neugier nach dem, was die Natur™ so alles zu bieten hat, nun mal gibt - eine "Verbotene Früchte"-Moral finde ich da zumindest schwierig. Eher: Aufklärung.
Aber da ich jemand mit psychedelischen Erfahrungen bin, bleibt mir die Erfahrung der Nicht-Erfahrung natürlich verwehrt - insofern habe ich kein Recht, einem Nicht-Psychedelik-Erfahrenen der psychedelischen Erfahrung äquivalente Erfahrungen abzusprechen - in der Tat glaube ich, dass jede andere tiefgehende Erfahrung, die man im Leben so machen kann, grundsätzlich zu gleich(wertig)en Erkenntnissen führen kann und führt.
Vor die hypothetische Wahl gestellt "soll man LSD empfehlen oder eher davon abraten", würde ich natürlich abraten, ganz klar, schon aus Sicherheitsgründen. Unterm Strich, und vor dem Hintergrund der Opfer (also Leute, bei denen der Gebrauch zu bleibenden Schäden geführt hat) könnte man wohl gar nicht anders.
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