Die GX1 scheint also ein bisschen Diva zu sein.
Diva ist kein Ausdruck. Als Gordon Reid seine gekriegt hat, wurde ihm gesagt, sollte er sie erstmal ein paar Wochen (!) stehen und sich akklimatisieren lassen.
Einen GX-1, der letztlich der Testballon für den späteren CS-80 war, baut er nicht nach, aber ein CS-80 Klon ist in Arbeit, und der hat ja die gleiche Klangerzeugung drin.
Nicht ganz, die GX-1 ist ungleich komplexer, vor allem erstmal auf Oszillatorebene.
Beim CS-80 kannst du Sägezahn und Puls schalten sowie Noise vor und Sinus nach den Filtern zumischen.
Bei der GX-1 kannst du Sägezahn, Sägezahn mit nachgeschaltetem Hochpaß und Puls schalten sowie Puls mit nachgeschaltetem Bandpaß, Dreieck, Sinus und Noise jeweils vor den Filtern zumischen.
Beide Hauptfilter der GX-1 haben Cutoff-Frequenzen, die über zehn Oktaven gehen können: von 25 Hz bis 25 kHz. Das ist Ultraschall, ja.
Außerdem hat die GX-1 wahlweise noch ein nachschaltbares Bandpaßfilter für beide Tones eines Manuals zusammen. Somit hast du beim CS-80 pro Stimme bei zwei gestackten Tones vier und bei der GX-1 bis zu neun Filter – im Baß bis zu 13.
Die GX-1 hat die schnellsten Hüllkurven, die je in einem Polysynth verbaut wurden: Ein kompletter Durchlauf läßt sich meines Wissens herunterregeln auf 20 Millisekunden (10 Attack, 10 Decay/Release).
Die Filterhüllkurve beim CS-80 ist meines Wissens polyphon; bei der GX-1 ist sie paraphon, also nur einmal pro Tone (= im oberen und unteren Manual acht Stimmen) vorhanden.
An der GX-1 kann man höher stacken. Man hat zwar pro Manual nur zwei wählbare Tones (wobei im Baß Tone 2 immer gedoppelt ist), aber mit Manualkoppeln kann man die Klangerzeugung eines Manuals auf ein anderes legen:
- Lower to Upper: 4 polyphone Tones auf dem Obermanual
- Upper to Lower: 4 polyphone Tones auf dem Untermanual
- Lower to Pedal: 4 Tones, einer davon gedoppelt, auf dem Baß
- Solo to Upper: 2 polyphone Tones + 2 monophone Tones (nur auf den oberen drei Oktaven) auf dem Obermanual
- Kombination aus Lower to Upper und Solo to Upper: 4 polyphone Tones + 2 monophone Tones auf dem Obermanual
Die GX-1 hat im Gegensatz zum CS-80 keinen polyphonen Aftertouch, weil das einzige Manual mit Aftertouch das Solomanual ist, das auch als einziges Manual anschlagdynamisch ist. Dafür haben Solomanual und oberes Manual Horizontal Touch. Und der Ribbon ist kein Controller wie beim CS-80, sondern ein Bandmanual, das das Solomanual doppelt.
Zu guter Letzt darf man nicht außer acht lassen, daß die GX-1 keine Line-Ausgänge hat und traditionell über ihre TX-II-Röhrenkabinette abmikrofoniert wird, die über achtpolige Buchsen à la Leslie angeschlossen werden und sehr zum Sound beitragen. Mag sein, daß andere Künstler sich Adapterkabel haben anfertigen lassen, aber Benny Andersson hat immer die Kabinette abmikrofoniert. Die beiden Klinkenbuchsen sind Insertbuchsen für externe Effekte.