"Oldies bis zum Erbrechen" Analog zu Vintage Gear?

Tom Noise

Tom Noise

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Bezugnehmend auf diesen Thread viewtopic.php?f=34&t=55035&p=567907#p567900 mach ich hier mal ein neues Thema auf.

Der Bezug:
Klar, Musik ist einer ständigen Entwertung unterlegen, seit es sie im Überangebot gibt.
Daran nicht unschuldig sind die Radiostationen, die statt innovativer Mucke lieber Oldies bis zum Erbrechen wiederholen.

Irgendwie lese ich öfter den Ruf nach innovativer Musik und viele denken hier auch sicher so. Auf der anderen Seite ist aber Vintage Synthesizer Gear gefragt wie noch nie und jeder schwärmt von den ultimativen Analogmonstern der Vergangenheit. Fragen nach Klängen ("wie mach ich diesen Bass usw.") werden gestellt und als Referenz fast immer Tracks der 70er bis 90er Jahre zitiert ... Ganze Diskussionszweige beschäftigen sich mit Fotos von verwendeten Ausstellungsstücken bei einem TV Auftritt des Herrn Jarre. Noch besser, der Herr Jarre nimmt sein ganzes Museum mit auf Tournee und man hat in den nachfolgenden Diskussionen der Besucher fast das Gefühl, das JMJ beim Fotoschießen zu oft im Weg stand ;-) Überhaupt die Entwicklung der aktuellen Musikproduktionsmethoden: Die erfolgreichsten Plugins emulieren olle Hardware, Aufnahmestudios mit viel Vintagehardware kommen mit den Aufträgen kaum nach ...
Den Heroen der Jugend mit ihren Mitteln nachzueifern scheint ein höheres Ziel zu sein als innovative Musik zu machen. Sind wir alle also nicht Teil und (Mit-)Grund dieser Ausrichtung des Formatradios sowie dem Coverversion- und Retro-Wahn in der Musik?
 
ich teile die prämisse nicht:

denn "oldies" sind die tracks (aus den zig tausenden) die sich bewährt haben und damit "zeitlos" werden - ergo teil einer kultur sind und somit etwas positives darstellen worüber man dankbar sein kann...
ähnlich ist es mit instrumenten - wäre das klavier oder die gitarre so "doof" gäbe es die schon lange nichtmehr - ob es oin 10 jahren noch ein tenori-on geben wird bezweifle ich...

neu kann gut sein - muss aber nicht - denn wirklich gut ist nur "bewährt UND gut"

mfg
 
Das muss man differenzieren können.
-Wiederholt im Radio wird, weil das die Corporate Identity steigert und mehr Werbeeinnahmen bringt.

-Einen Retro - Wahn gibt es immer und überall , weil man meint, damals war man/ alles besser drauf.

-Lust auf Innovation haben die wenigsten, weil die Welt kompliziert geworden ist, man einer Reizüberflutung unterliegt und man nicht mehr Neues verarbeiten kann.

-Innovative Musik geht unter, weil sich keiner mehr Zeit nimmt, diese zu verstehen.
Als ich 1980 als DJ zum ersten Mal "Another Brick In The Wall Part I " spielte, wurde ich ausgebuht und man drohte mir sogar Prügel an, wenn ich den Quatsch nicht ausmache.
Das Album wurde später 23 Millionen Mal verkauft.
 
ps: man möge übrigens als "mensch" nicht einer naiven überheblichleit unterliegen: bereits die alten greichen haben zb so gut wie 99% der intellektuellen themen abgehandelt die heute noch die schlauen köpfe beschäftigen und die "franz a. sozial" (harz 4 alkoholiker) nicht mal im traum anzudeneken gedenkt ;-)
also mein fazit: der mensch ist auch nur ein affe - aber er bildet sich recht viel ein auf sich selbst...
und die meisten leute die nach innovativer musik schreien können wahrscheinlich nichtmal ein menuett komponieren - denn wäre es so könnten SIE die innovative musik machen und alles revolutionieren - also FAIL !
 
Taschenmusikant schrieb:
Das muss man differenzieren können.
-Wiederholt im Radio wird, weil das die Corporate Identity steigert und mehr Werbeeinnahmen bringt.
Einen Retro - Wahn gibt es immer und überall , weil man meint, damals war man/ alles besser drauf.
Lust auf Innovation haben die wenigsten, weil die Welt skompliziert geworden ist, man einer Reizüberflutung unterliegt und man nicht mehr Neues verarbeiten kann.
Innovative Musik geht unter, weil sich keiner mehr Zeit nimmt, diese zu verstehen.
Als ich 1980 zum ersten Mal "Another Brick In The Wall Part I " spielte, wurde ich ausgebuht und man drohte mir sogar Prügel an, wenn ich den Quatsch nicht ausmache.
Das Album wurde später 23 Millionen Mal verkauft.


naja . ganz so ist der mensch der werbetrommel trotzdem nicht ausgeliefert (hoffe ich ) denn spaceman von babylon zoo war auch ein geiler track - wurde aber trotzdem nicht zu einer "elvis mässigen scheibe"

muisk unterliegt ganz einfach auch einem recht bodenständigem geschmacksdarwinismus - und das finde ich gar nicht schlecht - stockhausen wird nie POP und wenn man auch den ganzen volkskörper drauf einschwören würde

der ganze intellektkram bei musik ist doch "eigentlich" falsch - bei musik geht es seit eh umd je um emotion - und da triggert man bekanntlich eher "einfache" kanäle

ich bin so geshen musik-populist und realdemokrat - für verkopften intellekt-scheiss hab ich nix übrig

übrigens berühren bach, mozart, bruckner oder wagner auch ohne jegliches intellektuelles getue oder background: gut ist gut und basta - wenn ich für stockhausen ein diplom brauche um den gut zu finden dann ist das rein "musiklaisch" was im argen ...seine leistung mag ja dann primär in anderen bereichen liegen - aber musik ist und bleibt die fortführung von balz- und kommunikationsritualen - das ist schön und gut und es ist nichts schlechtes daran ..
den der mensch muss auch kopulieren, essen, und abkoten usw...
 
witzigerweise machen die vintage studios ja musik, die keineswegs "oldie" sein soll, sondern wahnsinnig hip. eigentlich soll es ja nicht nach cheesy 70er klingen. (hardcastle, chic & co, mal ehrlich, das ist irgendwie nett aber echt oldie.)

die ganzen post-drum'n'bass sachen, die im forum oft musikalisch empfohlen werden, haben andererseits ja auch gar nicht viel mit vintage synths zu tun.

ich wäre auch sehr gespannt, eine musik zu hören, die eindeutig aus der jetzt-zeit ist, aber auf einem klassischen analogen, modularen synthesizer als hauptinstrument aufbaut. kenn sowas jemand?

sowas http://soundcloud.com/flamclap/in-the-pocket klingt für mich zeitgenössisch, das liegt aber eher an vielen ableton-live-cuts als an der art, wie das rhodes und der voyager ursprünglich eingespielt wurden.
 
Taschenmusikant schrieb:
-Lust auf Innovation haben die wenigsten, weil die Welt kompliziert geworden ist, man einer Reizüberflutung unterliegt und man nicht mehr Neues verarbeiten kann.

Ich glaube, da ist was dran.
 
fab schrieb:
ich wäre auch sehr gespannt, eine musik zu hören, die eindeutig aus der jetzt-zeit ist, aber auf einem klassischen analogen, modularen synthesizer als hauptinstrument aufbaut. kenn sowas jemand?
Da dürfte der Forums-Chef was auf Lager haben.
 
Jörg schrieb:
fab schrieb:
ich wäre auch sehr gespannt, eine musik zu hören, die eindeutig aus der jetzt-zeit ist, aber auf einem klassischen analogen, modularen synthesizer als hauptinstrument aufbaut. kenn sowas jemand?
Da dürfte der Forums-Chef was auf Lager haben.


meinst du sein emotional lauwarmes geknarz-fiepe? das hat doch schon der dirk mal recht treffend rezensiert - ich denke kam sollte isch da nichts vormachen.
aus diversen logischen gründen können doch nur musiklaisch (musiktheorethisch) geblidete menschen was "innovatives" schaffen das hand und fuss hat (ich zähle mich da gleich mal GAR NICHT dazu, nur damit das klar ist )
 
fab schrieb:
sowas http://soundcloud.com/flamclap/in-the-pocket klingt für mich zeitgenössisch, das liegt aber eher an vielen ableton-live-cuts als an der art, wie das rhodes und der voyager ursprünglich eingespielt wurden.

Das ist ein gutes Beispiel. Dieser Track besteht imho aus nichts als Zitaten und Versatzstücken und Querverweisen zur "guten alten Zeit". Die ganzen Edits machen es zwar definitiv modern, aber ist es das, was mit Innovation in der Musik gemeint ist?
 
noisefactory schrieb:
fab schrieb:
sowas http://soundcloud.com/flamclap/in-the-pocket klingt für mich zeitgenössisch, das liegt aber eher an vielen ableton-live-cuts als an der art, wie das rhodes und der voyager ursprünglich eingespielt wurden.

Das ist ein gutes Beispiel. Dieser Track besteht imho aus nichts als Zitaten und Versatzstücken und Querverweisen zur "guten alten Zeit". Die ganzen Edits machen es zwar moderner, aber ist es das, was mit Innovation in der Musik gemeint ist?


aber das ist es doch prof... das ist NORMAL und ist überall IMMER so - alles ander geht gar nicht ... was soll das sein das ohne "zitat" auskommt? dissoziatives ? ich finde das dogma falsch dass das zitat was schlechtes ist
 
tomflair schrieb:
aber das ist es doch prof... das ist NORMAL und ist überall IMMER so - alles ander geht gar nicht ... was soll das sein das ohne "zitat" auskommt? dissoziatives ? ich finde das dogma falsch dass das zitat was schlechtes ist

Du solltest mich nicht missverstehen: Ich frage wirklich mal ganz naiv in die Runde, weil mich das wirklich interessiert wie Ihr das seht. Für mich persönlich ist Innovation keine Voraussetzung für gute und interessante Musik. Ich mag Retro! Der allgemeine Ruf nach dem Neuen auf der einen und das Vintagefieber auf der anderen Seite passt für mich nur nicht wirklich zusammen. Vielleicht ist es auch nur meine Wahrnehmung?
 
Jörg schrieb:
Da dürfte der Forums-Chef was auf Lager haben.

du meinst aus eigenproduktion?

Dieser Track besteht imho aus nichts als Zitaten und Versatzstücken und Querverweisen zur "guten alten Zeit". Die ganzen Edits machen es zwar definitiv modern, aber ist es das, was mit Innovation in der Musik gemeint ist?

wahrscheinlich nicht, höchstens ein bisschen. jedenfalls nur im sinne von auseinandergeschnitten und zur collage wieder zusammengeklebt.

aber anderes bringt meinereiner erst recht nicht zustande, wenn ich mich ans rhodes setze. die turnarounds zum Fmi7 sind nunmal in den fingern. dann nochmal ein bisschen chromatisch verschieben und das wars. wenn ich übe will ich eigentlich dahin wo herbie hancock vor 35 jahren schon war. höchstens mit bisschen mehr breakbeat dazu (vielleicht kommen wir ja irgendwann auf 160 bpm an guten tagen). schlimm?

gut gefallen hat mir neulich im konzert

http://www.feindrehstar.de/

auch etwas ältere instrumente am start. ginge auch mit neuen, aber die alte kisten sehen staubiger aus. passt auf jeden besser.
 
das problem ist auch:

was neues (im sinne vom spielen ganz neuer patches oder ganz neuer instrumente) kann oft noch keiner. das müsste man sich erstmal ausdenken und dann noch lernen. ich bin weit entfernt davon ZEBRA wirklich zu beherrschen. vielleicht in zehn jahren, aber dann ist es ja schon vintage. wer kann ein haken continuum spielen?

neue instrumente die auf alt machen sind oft brauchbar - aber uncool. dann lieber die alten, da braucht man nichst neues lernen und sieht dabei nichtmal doof aus.

und dann gibts noch das ganze retro-fashion-ding, new und old mini, käfer und new beetle, manufactum, altbauwohnung mit fischgrätparkett, große orange lampen, arne-jacobsen-stühle...
 
fab schrieb:
du meinst aus eigenproduktion?
Ja.
Ich habe da irgendwo was auf Vinyl von ihm das nur mit seinem Modular gemacht ist.
Puhh also mein Geschmack ist das nicht, aber "modern" ist es ganz sicher.
 
Ich bin (auch?) der Meinung das "vintage" (fas ist für mich Ende 60'er bis max. Ende 80'er) Gear, nicht im Geringsten nach "retro" klingen muss, genauso wenig wie eine 303 nach klassischem Acid. :fawk:
Sicher macht es ab und zu Spass soundmässig in Erinnerungen zu schwelgen, das ist halt konditioniert. :mrgreen: Außer man/frau ist musikalischer Soziopath oder Chamäleon. :denk:
Klar hip ist hip und was z.B. Hr. Console mit seinem Acid Pauli Projekt gemacht hat war z.B. ein schöner Crossover:



Aber Add n to X waren z.B. das Paradebeispiel wie man klassische Vintage Synths (MS-20, EMS, SY, SH's etc.) "rocken" lassen kann:


Oder auch klassisch schön:
 
tomflair schrieb:
Innovative Musik geht unter, weil sich keiner mehr Zeit nimmt, diese zu verstehen.
Als ich 1980 als DJ zum ersten Mal "Another Brick In The Wall Part I " spielte, wurde ich ausgebuht und man drohte mir sogar Prügel an, wenn ich den Quatsch nicht ausmache.

ja, so is des. (und zu recht)

als ich mit 11 bei der abi abschluß-fete scorpio zum besten gegeben habe, konnte niemand was damit anfangen.
heute rappt jeder hans wurst :heul:

tomflair schrieb:
Das Album wurde später 23 Millionen Mal verkauft

des nennst du innovativ :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: wuahahahahahahaaaa

irgendwie les ich zuviel, und hör zu wenig...
 
tomflair schrieb:
ps: man möge übrigens als "mensch" nicht einer naiven überheblichleit unterliegen: bereits die alten greichen haben zb so gut wie 99% der intellektuellen themen abgehandelt die heute noch die schlauen köpfe beschäftigen und die "franz a. sozial" (harz 4 alkoholiker) nicht mal im traum anzudeneken gedenkt ;-)

Da magst du recht haben, aber das wenigste davon wurde aufgeschrieben und weiter gegeben, weil die Menschen meist das vernichten was sie nicht verstehen.

also mein fazit: der mensch ist auch nur ein affe - aber er bildet sich recht viel ein auf sich selbst...

Aber es gibt auch unter den haarlosen Affen welche die anderen klein halten wollen, um sich selbst besser zu fuehlen.

und die meisten leute die nach innovativer musik schreien können wahrscheinlich nichtmal ein menuett komponieren - denn wäre es so könnten SIE die innovative musik machen und alles revolutionieren - also FAIL !

Die meisten die Menuette komponieren koennen werden an komplexen Rhythmen scheitern, hat jeder seine Staerken und Schwaechen.
 
magic_erkan schrieb:
tomflair schrieb:
Innovative Musik geht unter, weil sich keiner mehr Zeit nimmt, diese zu verstehen.
Als ich 1980 als DJ zum ersten Mal "Another Brick In The Wall Part I " spielte, wurde ich ausgebuht und man drohte mir sogar Prügel an, wenn ich den Quatsch nicht ausmache.

ja, so is des. (und zu recht)

als ich mit 11 bei der abi abschluß-fete scorpio zum besten gegeben habe, konnte niemand was damit anfangen.
heute rappt jeder hans wurst :heul:

tomflair schrieb:
Das Album wurde später 23 Millionen Mal verkauft

des nennst du innovativ :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: wuahahahahahahaaaa

irgendwie les ich zuviel, und hör zu wenig...


hey - nix von dem zitierten ist von mir :)
 
Innovative Musik gibt es vielleicht erst, wenn es auch innovative neue Instrumente gibt - der Rest ergibt sich dann von selbst.
 
Chronoscope schrieb:
Innovative Musik gibt es vielleicht erst, wenn es auch innovative neue Instrumente gibt - der Rest ergibt sich dann von selbst.
der grösste gedankliche fehler den man machen kann...

die instrumente sind da, mehr wie genug, wer den instrumenten die schuld gibt, ist immer noch auf der suche nach dem big red button!
fig01thebrb.l.jpg

http://www.soundonsound.com/sos/jul04/articles/synthsecrets.htm
 
Soundwave schrieb:
Chronoscope schrieb:
Innovative Musik gibt es vielleicht erst, wenn es auch innovative neue Instrumente gibt - der Rest ergibt sich dann von selbst.
der grösste gedankliche fehler den man machen kann...

die instrumente sind da, mehr wie genug...


Ja wo denn??
Irgend so ein PlugIn oder ne Digitalkiste die sich dann anhört wie ein Minimoog oder ne 303?
War doch alles schon da!

In der Tat war es noch nie so einfach und billig Musik zu machen; die Vielzahl der Möglichkeiten und Klänge ist unglaublich......

Ausserdem, mit Vintage Gear soll man auch "Vintage-Musik" machen!
 
:shock: :roll:

wer es mit den mitteln von 1900, 1980 oder 2011 nicht schafft musik zu machen (wenn er es denn will) ist ein idiot

wenn ich mich hier noch länger mit gewissen themen "beschäftigte" haue ich wohl mal meine geräte in klf-manier einfach zu schrott...
musik ist overrated, gear auch, plugs sowieso - am besten nen bauernhof kaufen und mit freunden und tieren in einklang mit der natur leben
 
Nanana, nun mal nicht gleich depressiv werden. Ab an die Maschinen, geh zwirbeln, kick the silverbox! ;-)
 
fab schrieb:
ich wäre auch sehr gespannt, eine musik zu hören, die eindeutig aus der jetzt-zeit ist, aber auf einem klassischen analogen, modularen synthesizer als hauptinstrument aufbaut.



Der Bass stammt von einem Korg MS20.
 


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