Re: Zeitgenössische Elektronische Musik (aber...
falls Interesse an diesen news besteht habe ich aus meinem 'SWR newsletter f. Rentner'
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Nachruf: Armin Köhler ist tot
Was wir uns alle nicht vorstellen konnten, nicht glauben wollten, ist jetzt eingetreten. Armin Köhler ist nach langer, schwerer Krankheit von uns gegangen. Er wird uns als Mensch, Kollege und als leidenschaftlicher Kämpfer für die Musik unendlich fehlen. Seine Leidenschaft galt immer der Zukunft der Musik – nicht nur der Neuen mit großem N – und diese Zukunft wurde ihm jetzt so unerwartet wie traurig genommen. Ein Nachruf vom Kollegen Bernd Künzig.
Seit 1992 war Armin Köhler als Nachfolger von Josef Häusler der „Herr“ der Donaueschinger Musiktage. Die künstlerische Leitung dieses weltbedeutenden Forums der Neuen Musik war und ist unabdingbar mit dem SWR ver-bunden. Und Armin Köhler hat dies immer so verstanden. Deshalb war er auch ein leidenschaftlicher Rundfunk-redakteur, für den das Hörfunkprogramm und die Musik-tage eine unbedingte Einheit bildeten. Mit seinen beiden Serien der „Hörgeschichte der Musik des 20. Jahrhunderts“ und vor allem mit der auf die maßgeblichen Komponisten-persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgerichteten „Erlebten Geschichte“ hat er Rundfunk-geschichte geschrieben.
Er ging ein hohes Risiko ein
Die nicht nur informativen, sondern auch berührenden Gespräche mit Komponisten wären nie machbar gewesen, wenn Armin Köhler nicht auch eine vor allem menschliche, persönliche und freundschaftliche Beziehung zu diesen Persönlichkeiten aufgebaut hätte. Das war nicht zuletzt auch bei den diesjährigen Donaueschinger Musiktagen emotional zu erleben, wie er Künstler als Persönlichkeiten in das Zentrum des Festivaljahrgangs rückte. Dabei ist er ein hohes Risiko eingegangen, in dem er die Komponisten mit ihren anderen „Standbeinen“ der Malerei, der Zeichnung, der Fotografie der Skulptur und dem Schreiben in man-chen Fällen sogar erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Nicht alle haben das verstanden. Denn es ging ihm nicht um den Kunstmarktzirkus, sondern um den Menschen mit all seinen Fähigkeiten, Schwächen und Stärken, von dem Kunst ausgeht. In dieser Haltung war Armin Köhler ein wahrhafter Humanist. Und es war diese Haltung, die ihn in der Musikredaktion als wirkliche Persönlichkeit auszeichnete.
Er war nie ein „Chef“
Wie alle authentischen Persönlichkeiten hatte auch Armin Köhler seine Schwachpunkte. Die Geduld war nie eine seiner Tugenden. Aber die Ungeduld war immer sachlich begründet und entsprang nie einem persönlichen Konflikt. Er hat bis zuletzt für die Musik gebrannt, bis diese Flamme so plötzlich erstickt wurde. Mit manchen Entscheidungen des Hauses hat er gehadert, ja gelitten, wenngleich sie ihn nicht unmittelbar selbst betrafen. Aber er war dem SWR in nie zu erschütternder Loyalität verbunden. Und es war eine Loyalität, die immer den Menschen dieses Hauses galt, nie den bloßen Strukturen. Er war nie ein „Chef“; er war auch nie einfach nur der „Kollege“, nein er war in der Tat auch der Freund. Wenn überhaupt die Dummheit der „Funktionärsweisheit“, dass jeder ersetzbar sei, nicht zutrifft, dann im Falle von Armin Köhler. Er wird nicht zu ersetzen sein, weder als künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage, weder als Redakteur der neuen Musik, weder als Kollege, noch als Freund. Der Schmerz über diesen Verlust ist für viele von uns kaum zu ertragen. Aber wir sind auch unendlich dankbar, dass wir mit ihm arbeiten und ein Stück des Weges in die Zukunft der Musik mit ihm gemeinsam gehen durften.
Zur Person:
Armin Köhler, geboren 1952 in Aue/Sachsen. Seit 1992 Redaktionsleiter Neue Musik beim SWR in Baden-Baden und künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage. Zahlreiche Publikationen und Sendungen zur zeitgenössischen Musik. Als Redakteur, Autor und Regisseur u. a. verantwortlich für die 120-teilige Sendereihe „Vom Innen und Außen der Klänge. Die Hörgeschichte der Musik des 20. Jahrhunderts“ und für die Serie „Erlebte Geschichte“. Lehrtätigkeiten führten ihn zu den Darmstädter Ferienkursen, an die Musikhochschulen Basel, Dresden, Freiburg, Karlsruhe, Nürnberg, Peking, Trossingen, Wien, Zürich sowie an die Universitäten in Leipzig, Berlin und Zürich. Seit 2009 war er Kuratoriumsmitglied des Goetheinstituts München, seit 1994 des Experimentalstudios des SWR und seit 2009 zahlreicher Gremien des Deutschen Musikrats.