Ich habe meine Favoriten seinerzeit beim Lokalfunk kennenlernen dürfen. Wir hatten in den Schneide- und Regieräumen Klein & Hummel O96, und ich war völlig fertig, nachdem ich *die* Dinger gehört hatte. *Das* habe ich zuhause alles *nicht* gehört... da gingen Türen auf, und das alles ohne psychotrope Substanzen.
Das Wichtigste bei Monitoren ist, daß sie Dir nicht auf den Ohren liegen und auf Dauer ermüden. Ich mag aus diesem Grunde die Genelecs nicht; ich finde die K+H z. B. völlig unaufdringlich und beamtenmäßig nüchtern. Andere wirklich gute Monitore waren die Meyer Sound HD-1, die wirklich unglaublich massiv klangen für ihre Größe, aber aufgrund ihrer amerikanischen Herkunft ganz anders knallten. Das ist auch ein nicht zu unterschätzender Aspekt beim Monitorkauf: Wo kommen sie her? Jedes Land hat seine eigenen Ansprüche an Abmischungen bzw. Musikwiedergabe. Die Skandinavier klingen sehr kühl und unaufdringlich, die Briten eher mittig und auf Folk ausgelegt, die Teutonen sind eher klassisch-behördlich orientiert, die Amis machen gerne einen auf dicke Hose, die burgundisch geprägten Hersteller sind sehr auf Esprit aus... selbstverständlich alles meine subjektiven Beobachtungen

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Im Grunde sind Monitore nur in wenigen Aspekten gut entwickelten Hifiboxen überlegen: Die Dauerbelastbarkeit ist höher, die Impulsstabilität der Chassis und Gehäuse z. T. auch, die Endstufen sind bei aktiven Monitoren auf die Chassis abgestimmt, was natürlich auch einen wissenschaftlich nachvollziehbareren Klang von Monitor zu Monitor ermöglicht, das Abstrahlungsverhalten ist fokussierter und die Charakteristik ist nicht unbedingt auf *schön*, sondern auf *ehrlich* ausgelegt. Wobei ich Genelecs z. B. zu schön und gut klingend fand (eher für die dicke Negerlippe geeignet, finde ich), während die alten Tannoy Little Reds ziemlich neutral (für Klassik und akustischen Folk, z. B.), die ollen JBL 4311 ziemlich farblos klangen (zumindest für elektronisch erzeugte Musik). Bei letzteren konnte man am EQ schrauben, wie man wollte, sie klangen immer tot.
Wichtig ist, daß Du Dich auf Lautsprecher *einhörst* und weißt, wie Karajan, Motörhead, AC/DC, Led Zeppelin, Rick Rubin, Dust Brothers, Massive Attack, Peter Gabriel -- Deine Lieblingsplatten also -- und Dein eigenes Zeug auf ihnen klingt. Dann kannst Du auch auf Hifiboxen mischen, ohne zwangsläufig schlechte Resultate zu produzieren. Ich habe früher auf uralten Cantons aus den 70ern (LE600/900, mit Marantz PM-52) gemischt, und mir wurde allenthalben attestiert, daß meine Mixes sehr anständig klängen.
Der teuerste Analyzer ist kein Ersatz für das eigene Gehör, denn dem muß schlußendlich der Mix gefallen; ein z. B. völlig linearer Mix klingt nicht zwangsläufig gut (erzähl das mal einer King Tubby!). Der teuerste Klark-Analyzer und das teuerste Monitorpaar haben null Wert, wenn Du Dir durch jahrelanges, unmotiviert lautes Musikhören Deine Ohren geschossen hast und Dir komplett ganze Frequenzbänder fehlen, die Du zwangsläufig im EQ überbetonen mußt, um sie selbst überhaupt noch wahrnehmen zu können. Daher sollte mit dem Monitorkauf auch ein Hörtest einhergehen, damit man seine eigenen Fähigkeiten einigermaßen realistisch einzuschätzen vermag.
Was das Mischen mit Kopfhörern angeht, so gilt hier dieselbe Regel wie bei den Boxen: Du mußt sie kennen! Ich persönlich halte überhaupt nichts von den meisten angesagten Studiokopfhörern. Die AKG klingen durch die Bank fürchterlich mittig (okay für Stimmen beim Rundfunk und als Kontrolle "aha, jetzt Lala vorbei, jetzt ich sabbeln"), die Sennheiser sind völlig überzogen basslastig bis zur Kopfschmerzgrenze, die geschlossenen Beyerdynamics erzeugen Druck und Platzangst auf den Ohren und klingen für mich ziemlich erdrückend im unteren Ende, während ich die offene DTs ziemlich anstrengend fand.
Ich mische am liebsten mit Quartphone 90 bzw. 95 Kopfhörern ab; die gibt´s seit Jahren nicht mehr, aber sie sind einen Versuch wert. Sie liegen als halboffene Systeme recht angenehm auf den Ohren, sind nicht übertrieben basslastig (ohne dabei untenrum völlig zu fehlen), haben einen angenehmen Klang in den Mitten, die Höhen sind transparent, aber nicht schneidend. Ich habe, als ich noch keine richtigen Lautsprecher hatte, jahrelang mit denen mischen müssen, und die Mixes klangen immer gut. Die Hörer nehme ich auch immer auf die Bühne mit, weil ich sie kenne und mich auf sie verlassen kann. Und ob ich 250 Ohm Impedanz brauche, weiß ich nicht genau...
Am Ende ist alles eine Frage der Übung und der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, will sagen: Stehe ich meiner eigenen Arbeit kritisch genug gegenüber, um sie einigermaßen objektiv beurteilen zu können? Kann ich mir den Fehler eingestehen, mal beim Mix was versaubeutelt zu haben und bin ich bereit, meine Lektion daraus zu lernen, damit ich denselben Fehler nicht wiederhole, sondern stattdessen einen anderen mache?
Stephen