Der NL3 verschwand vom Produktekatalog weil er RoHS-unkompatible Bauteile enthielt, und ein Redesign zu teuer gekommen wäre. Der NL2X ist war/ist eine Neuauflage, wo dieser Issue bereits berücksichtigt wurde.
Ausserdem war der NL3 aufgrund der Hardware (Encoder-WYSIWYG-UI) einiges teurer -für viele vermutlich zu teuer. Und vielleicht auch zu komplex. Der Standard-VA-Klangbereich à la NL2 ist nämlich nur eine kleine Teilmenge dieses Synths. Die LFOs sind versteckte Mini-Hüllkurven, die Oszillatoren können zusammen mit der Osc -Mod-Sektion einfache aber durchaus brauchbare 4OP-FM machen. Dann auch Filter FM, Dual-Filter-Architektur (sogar mit Phasing und Kammfilter), 24 Stimmen, Unisono-Effekt, 4 Morphgruppen... Da steckt "unter der Haube" viel mehr als man anfänglich meinen würde. Das ist eh typisch für Clavia-Geräte und gilt übrigens neuerdings auch für den NordWave, dem sie im neuen OS neue Oszillatormodelle spendiert haben.
Klanglich wird der NL3 als "high-endiger" aber weniger "warm" als der NL2 bezeichnet. Und das ist, wenn man sich mehr mit ihm beschäftigt, einfach nicht wahr. Man muss halt unten den vielen Optionen halt das Richtige aussuchen (so wie das halt immer ist wenn ein Synth ein gewisses Mass an Komplexität aufweist.) Mit man dem Osc-Mod-Modus arbeitet, der Ringmodulation (mit einem separaten 3. Osc!) mit anschliessender Sättigung kombiniert (weiss nicht mehr wie der hiess), und dies durch den "distorted Lowpass" Filter schickt, fängt der ganz schön an zu drücken. Dazu noch leichte Verstimmung auf den Oscs durch Random-LFO im Env-Modus (liefert auf Tastendruck einen Zufallswert), und dann klingt er sehr vintage.
Aber dann auch sehr spacige luftige Klänge (dual filter), sehr "Digitales"...
Im Gegensatz dazu ist der NL2 ein "anschalten, schrauben, gut finden"-Teil. Was auch fein ist, und im Vergleich eben mehr "instant gratification" liefert. Und das mögen die meisten Leute einfach mehr.
Ich hatte beide, und der NL2 war mir einfach zu beschränkt. Den NL3 habe ich lange benutzt. Bis dann der G2X kam.
Die Modulars sind halt sehr aufwendig im R&D, und der Return-of-Investment ist halt vergleichsweise gering. Zumindest geringer als erwartet, was beim G2 definitiv an katastrophalem Fehlmarketing lag. Und mittlerweile verkaufen sich die Gigging-Keyboardist-Geräte (Stage, Electro 3, C1 Organ etc.) einfach viel viel besser. Der Stage ist ja fast omnipräsent auf Bühnen, das ist ja schon fast epidemisch.
Ich finde auch diese Geräte äusserst fein und gelungen und spiele sie gerne. Aber eben -andere Baustelle.
Tomas Johansson (Clavia Product Manager) hat mir aber erzählt, dass die Modulars die Lieblingskinder der Firma selber sind. Und dass sie derart viel Aufwand in die Entwicklung investiert haben, dass es dumm wäre, dies nicht weiterzuführen. Aber wie immer bei Clavia: keine Versprechen wann und ob.
Der NL3 bekommt meine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Das Ding klingt gut, ist viel flexibler als der Ersteindruck vermittelt, und die Bedienung... KONKURRENZLOS.