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Irgendwie hatte ich auf SPON bisher einen Nachruf auf Edgar Froese vermisst, oder vielleicht auch nur verpasst. Jetzt gibt es ihn. Anlass ist nicht sein Tod sondern die Veröffentlichung zweier Konzert-Bootlegs aus den 70ern. Weiß jemand näheres dazu?
Zu meiner Schüleraustauschzeit in Frankreich Ende der 70er war das Konzert in der Kathedrale von Reims oft Gesprächsthema und galt als legendär. Meine deutschen Klassenkameraden kannten TD überhaupt nicht und ich habe sie auch erst dort für mich entdeckt.
[...] Irgendwie hatte ich auf SPON bisher einen Nachruf auf Edgar Froese vermisst, oder vielleicht auch nur verpasst. Jetzt gibt es ihn. Anlass ist nicht sein Tod sondern die Veröffentlichung zweier Konzert-Bootlegs aus den 70ern. Weiß jemand näheres dazu? [...]
Nicht viel mehr als daß der Reims-Mitschnitt sowie der andere aus der Reihe der beim Tangerine Tree abgelegten Konzert-Bootlegs und Fantapes zu finden sind und bereits vor 20 Jahren mal unter dem Titel "Live! Improvised!" auf 2CD erschienen war.
Schöne Musik, auf jeden Fall. Da wäre ich gerne bei gewesen.
Die Klangqualität dieser Ausgabe von Reactive/Esoteric Recordings ist die beste, die ich jemals von diesem Konzert geboten bekommen habe.
Kann man sich gut anhören, was auch für Mannheim 1976 gilt.
Ende Januar kommt schon Vol.2 (Paris 1978 und Ostberlin 1980).
Edit: Der Spiegel verweist auf Amazon zu einem Preis von 44,99 €, bei JPC gibt es das 4-fach-Album für 36,99 €.
Nur hierzulande nahm man kaum Notiz von Edgar Froeses Abgang, was letztlich nur konsequent war, denn im Rest der Welt wurde Froese sein Leben lang mit deutlich mehr Aufmerksamkeit bedacht als in Deutschland, wo er mit seiner Band Tangerine Dream immer im Schatten von Kraftwerk stand.
In dem Satz, dass Tangerine Dream in Deutschland "immer" im Schatten von Kraftwerk gestanden haben sollen, vermisse ich eine zeitliche Einordnung, zur Begrüdnung hole ich etwas weiter aus.
Wenn ich Pascal Bussys Buch über Kraftwerk richtig in Erinnerung habe, hiess es darin sinngemäß, dass auch Kraftwerk über lange Jahre im Ausland weit mehr Aufmerksamkeit und Erfolg zuteil wurde als in Deutschland. Mit "Die Roboter" scheint sich das allmählich zu ändern, immerhin musste sie Dieter "Thomas" Heck aufgrund ihrer Chartposition in der "ZDF Hitparade" ansagen (ob man dies als zweifelhafte Form der Anerkennung werten will, sei dahingestellt, ein Erfolg war es sicherlich):
Ab der "Computerwelt" von 1981, die später (wann genau, habe ich auf die Schnelle nicht finden können) in Deutschland "vergoldet" wurde, spätestens ab dem Erfolg des Re-Releases von "Das Modell" im Fahrwasser der "Neuen Deutschen Welle" 1982, wird man wohl sagen können, dass Kraftwerk in Deutschland die gleiche Aufmerksamkeit erfuhr wie im Ausland – auch wenn der eine oder andere Auftritt in Deutschland im Rahmen der "Computerwelt"-Tournee nicht vor ausverkauften Rängen stattfand.
Wäre es also präziser zu sagen, dass in den Siebziger Jahren sowohl Kraftwerk als auch Tangerine Dream in Deutschland das gleiche Maß an vergleichbar geringer Aufmerksamkeit erfuhren, und sich das Blatt erst in den 80er Jahren zugunsten der Düsseldorfer wendete?
Da wir gerade dabei sind, noch ein Blick in die SPON-Kommentare zum Tangerine-Dream-Artikel:
Mit Kraftwerk kann man das nicht vergleichen; Söhne reicher Eltern, immer genug Kohle um sich selbst zu pushen. Froese und viele andere haben mit Null begonnen und sich alles selbst hart erarbeitet. Das spürt man auch, finde ich.
Ich weiss nicht, ob und welchen Einfluss es auf Kraftwerks Karriere gehabt hätte, wenn Ralf Hütter und Florian Schneider nicht aus begüterten Verhältnissen stammen würden. Ich meine mich aber an ein Interview mit Christoph Franke oder Johannes Schmoelling zu entsinnen, in dem es sinngemäß hieß, man habe bei Tangerine Dream dann auch noch diese und jene Soundtrack-Arbeit angenommen, weil ja noch der neue Emulator abbezahlt werden müsse.
Für mich bleibt festzuhalten, dass Tangerine Dream ungleich mehr Alben produziert haben als Kraftwerk. Aus dieser relativen "Flut" an Veröffentlichungen stechen für mich bei Tangerine Dream aber ebensoviele Alben als hörenswert heraus wie bei Kraftwerk.
TL;DR
Langer Rede kurzer Sinn: ich tue mich schwer damit, einer der beiden Gruppen mehr Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen als der anderen. YMMV.
Wann hätte man in der deutschen Boulevardpresse je eine kompetente Äußerung zu dieser Art von Musik lesen können? Der Mann hat sein Geschreibsel auch bloß mit Halbwissen aus Wikipedia angefüllt, zu einem größeren Ganzen zusammengeknüppelt und online gestellt. Ich glaube nicht, daß er in irgendeiner Weise profunde Kenntnisse der Materie hatte bis zu dem Zeitpunkt, als er von seinem Chefredakteur den Auftrag bekam, mal was zu recherchieren.
Das ist das, was man bekommt, wenn man Journalisten als 450-Euro-Kräfte behandelt und bezahlt.
serge schrieb:
Es ist – wieder einmal – kein Ruhmesblatt für SPON, sich mit der Würdigung von Edgar Froeses Musikprojekt nahezu ein Jahr Zeit zu lassen.
Nur hierzulande nahm man kaum Notiz von Edgar Froeses Abgang, was letztlich nur konsequent war, denn im Rest der Welt wurde Froese sein Leben lang mit deutlich mehr Aufmerksamkeit bedacht als in Deutschland, wo er mit seiner Band Tangerine Dream immer im Schatten von Kraftwerk stand.
Es ist ja auch schon sehr bezeichnend, daß der Autor die Ignoranz des Publikums und der Medien ankreidet, während er selbst als medialer Nachklapp was zum Jahresende schreibt. Für die Behauptung, daß Froese immer im Schatten von Kraftwerk stand, fehlt jeglicher Beweis. Hörensagen, Tautologie, was auch immer.
Feuilletonistischer Bullshit aus der Abteilung "Klugscheißen stinkt auch".
Meistens reden/schreiben Leute über solche Dinge, die selbst noch als Quark im Schaufenster gelegen haben, als sich diese Gruppen formiert und erste Tonträger in die Läden kamen.
Da muss man sich schon guten Glaubens seine Quellen suchen und sein Zeug zusammenstückeln.
Einfach lesen oder auch nicht lesen, durch die Kommentierung hier wird nichts besser.
Da hilft es nur, sofern man wirklich ein ernsthaftes Anliegen hat, den Autoren selbst anzuschreiben.
Der Tonträger ist wichtiger als jedweder Drumherum-Kommentar dazu.
Mir war's vor allem darum getan, hier im Forum Meinungen und Positionen hierzu zu lesen:
serge schrieb:
Wäre es also präziser zu sagen, dass in den Siebziger Jahren sowohl Kraftwerk als auch Tangerine Dream in Deutschland das gleiche Maß an vergleichbar geringer Aufmerksamkeit erfuhren, und sich das Blatt erst in den 80er Jahren zugunsten der Düsseldorfer wendete?
Mir war's vor allem darum getan, hier im Forum Meinungen und Positionen hierzu zu lesen:
serge schrieb:
Wäre es also präziser zu sagen, dass in den Siebziger Jahren sowohl Kraftwerk als auch Tangerine Dream in Deutschland das gleiche Maß an vergleichbar geringer Aufmerksamkeit erfuhren, und sich das Blatt erst in den 80er Jahren zugunsten der Düsseldorfer wendete?
Wie aus einschlägigen Threads hier im Forum zu entnehmen ist, haben Kraftwerk im Prinzip so ziemlich alles erfunden, vom Rad bis zum geschnitten Brot, und TD und Froese waren immer so scheiße, daß man sich nur wundern kann, wie die jemals so groß werden konnten.
Da hier im Forum diejenigen sitzen, die Ahnung haben, dürfte das dann ja wohl stimmen.
phaedra schrieb:
[...] Da hilft es nur, sofern man wirklich ein ernsthaftes Anliegen hat, den Autoren selbst anzuschreiben. [...]
Das könnte man machen, aber eine bei Journalisten leider nicht totzubekommende Grundhaltung lautet "Meine Meinung steht fest -- bitte verwirrt mich nicht mit Tatsachen".
Wie aus einschlägigen Threads hier im Forum zu entnehmen ist, haben Kraftwerk im Prinzip so ziemlich alles erfunden, vom Rad bis zum geschnitten Brot, und TD und Froese waren immer so scheiße, daß man sich nur wundern kann, wie die jemals so groß werden konnten.
Da hier im Forum diejenigen sitzen, die Ahnung haben, dürfte das dann ja wohl stimmen.
Kraftwerk waren halt eingängiger und leichter zu konsumieren, als TD.
Bei TD muss sich der Hörer viel mehr auf die Musik einlassen, eine Fähigkeit, die damals wie heute nicht jeder Hörer aufbringen kann/will.
Zudem kann man beide eben auch nicht vergleichen, es sind 2 völlig unterschiedliche Herangehensweisen an Musik.
Kraftwerk sind die minimalistischen Perfektionisten, man könnte sagen: Architekten eines Sounds und Stils.
TD sind Maler oder Bildhauer, sie zeichnen mal mit der Präzision eines Bleistifts oder eine Kalligraphie, mal haben sie einen etwas größeren Duktus. Mal schlicht in Grautönen oder düster, mal in den schönsten Farben.
Beide haben sie aber etwas gemeinsam: sie waren Pioniere und Propheten gleichermaßen.
[Wie aus einschlägigen Threads hier im Forum zu entnehmen ist, haben Kraftwerk im Prinzip so ziemlich alles erfunden, vom Rad bis zum geschnitten Brot, und TD und Froese waren immer so scheiße, daß man sich nur wundern kann, wie die jemals so groß werden konnten.
Da hier im Forum diejenigen sitzen, die Ahnung haben, dürfte das dann ja wohl stimmen.
Ich glaube, beide Bands haben ihren Anteil an der öffentlichen Aufmerksamkeit gehabt, so klein er zu Anfang auch gewesen sein mag. Beide Bands sind in den 1970ern groß geworden und haben sich mit der Ignoranz der Medien herumschlagen müssen. Beide Bands hatten sich schon ihr Publikum außerhalb Deutschlands erspielt, vor allem in Frankreich, Großbritannien und den USA, bevor sich überhaupt jemand in Deutschland für eine der beiden Bands ernsthaft zu interessieren begann. Beide Bands haben ihre Wurzeln in demselben Humus, nämlich dem einer allgemeinen Aufbruchsstimmung der Jugend im Nachkriegsdeutschland, die die bestehenden Verhältnisse und die eigene, jüngere Geschichte infrage stellte. Beide Bands haben dann einen unterschiedlichen Weg genommen, um ihren Status auszubauen -- TD im Bereich der Filmmusik, Kraftwerk im Bereich der Popmusik. Daß es mal 1982 eine kurzzeitige Überschneidung in den Hitparaden gab, ist eher zufällig und dem Zeitgeist geschuldet. Oder einfach nur ein Glücksfall.
Die eine Band in den Schatten der anderen stellen zu wollen, ist so, als würde ich sagen, Amon Düül in München und CAN in Köln haben sich gegenseitig in den Schatten gestellt. Das kam alles aus einer gemeinsamen Bewegung, aus demselben Misthaufen, nur die Blüten, die die Pflänzchen dann austrieben, waren anders.
Die Frage, die der Herr Journalist nicht beantwortet, ist, welchen Schatten er denn meint. Den Schatten des kommerziellen Erfolges? Den Schatten der künstlerisch-ästhetischen Wertigkeit? Den Schatten der künstlerischen Langlebigkeit? Den Schatten der medialen Präsenz? Wen interessiert's? Ist das wichtig?
Nein.
Wichtig ist nur, daß die Musik gemacht wurde. Alles andere ist Nebensache.
Alles andere ist Quartettspielen im Physikunterricht, mit SST-Super-Spitzen-Trumpf und zwölf Zylinder sticht.
Vielleicht kann mir jemand zu der schwarzen 4 LP Box etwas sagen, ist eine italienische Pressung.
Lohnt sich die wegen der Live Mitschnitte ?
Ich habe mir jetzt 2 schöne Mitschnitte auf LP von lilith ( russischen Label ) gekauft.
"Mystirius Semblance at Strand " und " Deep Run to Vegas "
Die sind ganz gut.
Ich finde Kraftwerk mit TD zu vergleichen ist wie der Apfel/Birnen Vergleich. Die einen machen Pop Musik, TD hatte immer einen klassischen Touch. Den obigen Vergleich mit Architektur und Bildhauerei fand ich übrigens sehr zutreffend. Die einzige Schnittstelle beider Bands liegt doch eher im Instrumentarium. Aber auch hier mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, TD haben experimentiert, auch mit einem klassischen Orchester.
Warum nur immer die Journaille solche Vergleiche ins Feld führen muß? Um sich selbst auf die Schulter zu klopfen, wie weit ihr Horizont doch ist -- und ihr Geist doch so beschränkt?
Ich finde Kraftwerk mit TD zu vergleichen ist wie der Apfel/Birnen Vergleich. Die einen machen Pop Musik, TD hatte immer einen klassischen Touch. Den obigen Vergleich mit Architektur und Bildhauerei fand ich übrigens sehr zutreffend. Die einzige Schnittstelle beider Bands liegt doch eher im Instrumentarium. Aber auch hier mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, TD haben experimentiert, auch mit einem klassischen Orchester.