Sustain-Controller: was macht dein Synth daraus?

GegenKlang

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Paramusischer Synthackster
Dass ein Synth sich nicht so mächtig verhalten kann wie ein akustischer Flügel, ist mir klar. Aber wie nähert sich deine(r) dem Effekt an, was passiert im Gerät, im Plugin? Falls du es weißt.

Ich nehme an, genau weiß ich es nicht, das würd mir die Frage ersparen, die Antworten bewegen sich überwiegend im folgenden Gebiet:

Mein Synth (Name) ...
  • unterstützt den Controller leider nicht
  • hat nur full sustain, verschiebt das Note-Off-Event quasi auf das Loslassen des Pedals, MIDI-technisch auf das Unterschreiten des Controllerwerts bei einer (einstellbaren?) Schwelle.
  • verlängert die Releasephasen aller beteiligten Layer d.h. schiebt eine Strecke konstanter Stärke oder langsamen Abschwellens ab Position 0 bis 1 * release time (=1-n/127, n sei dabei der Controllerwert)
  • irgendwas anderes oder ist konfigurierbar, bitte erläutern falls bekannt.
Der dritte Punkt stellt auch dar, wie ich plane das an meinem Zeug umzusetzen, auch wenn ich nicht an 127 Stufen gebunden bin, sondern den ganzen relationalen Zahlenraum zwischen 0 und 1 zur Verfügung hätte. 127 Stufen könnte ich aber auch nicht unterscheiden im Gehör.
 
ich kenne (zumindest aus dem Gedächtnis) von meinen Hardwaresynths nur Punkt 2 (sprich: Verlängern der Sustainphase bis Note-Off UND Pedal losgelassen).

Wenn Du das über eine Verlängerung der Releasephasen machen willst, müsstest du ja bei allen beteiligten Hüllkurven sofort von Sustain auf Release umschalten und "verlierst" den Trigger der Note-Off-Events. Die Basis wäre also m.E. schon die übliche Verlängerung der Sustainphase plus zusätzlich aktivierten Makroparameter oder Controller, der dann über eine Modmatrix alles mögliche auslösen kann (z.B. auch ein oder mehrere LFOs, zusätzliche Hüllkurven oder was auch immer) - solange das Pedal gedrückt bleibt. Fragt sich, was passiert, wenn du das Pedal loslässt, während die Note noch gehalten wird: sofort zurückschalten zum "normalen" Sustainmodus? Oder Übergang zur Release-Phase unter Beibehaltung des zusätzlichen Triggers?
 
müsstest du ja bei allen beteiligten Hüllkurven sofort von Sustain auf Release umschalten und "verlierst" den Trigger der Note-Off-Events.
Habe eh nur bei der Haupthüllkurve für jeden Layer ADSR-phasengebundene Segmentierung.

Assozierte Hüllkurven – Mod-Index Envs der FM/AM, Pitchbend – sind frei gestaltbar die Anzahl und Form etwaiger Segmente betreffend. Ihre Längen reichen streng proportional gestreckt oder gestaucht von der Auslösung bis zum Ende der Releasephase, das schon bei Auslösung bekannt ist.

Wie viel vom Anfang der assoziierten Hüllkurven, samt Modulationsverhalten also in der Sustainphase hörbar ist, hängt von der Stärke der Dämpfung ab. Besagte assoziierte Hüllkurven wären identisch bei einem Ton der Länge 1.286s und einem anderen Ton der Länge 0.5s Sustain + 0.786s sustained Release.

Dass die Haupthüllkurve es aufteilt, mit einer Decayphase nach dem Attack und – bei einer Dämpfung <100% – einer Decayphase beim Release, ist noch gar nicht bekannt, wenn die Schwingung berechnet wird.

Zurück zuerhältlichem Gear: Der Synthmusiker wird also eher nicht pedalisieren, wenn er Melodien spielt? Sustain bei Sekunden, melodischen Halb- und Ganztonintervallen, kommt halt beim Hören dissonant. Kann man wollen, muss man aber nicht.
Der akustische Pianist hat da entschieden mehr Gestaltungsspielräume, schiel da schon gern (und etwas neidisch, zugegeben, rüber.
 
Assozierte Hüllkurven – Mod-Index Envs der FM/AM, Pitchbend – sind frei gestaltbar die Anzahl und Form etwaiger Segmente betreffend. Ihre Längen reichen streng proportional gestreckt oder gestaucht von der Auslösung bis zum Ende der Releasephase, das schon bei Auslösung bekannt ist.
Auch bei Hüllkurven jenseits von ADSR mit beliebig vielen Segmenten und Formen lässt sich idr. ein Punkt bzw. eine Phase definieren, die bei länger gedrückter Taste bis zum Loslassen gehalten wird, ebenso wie eine Phase, die beginnt, wenn die Taste losgelassen wird (ggf. unabhängig davon, wo man sich - gerade bei loopbaren Hüllkurven - gerade befindet).

Letztendlich willst du bei gehaltenem Pedal in irgendeiner Form den Ablauf oder die Form der Hüllkkurve ändern. Ob dies unbedingt in Richtung Simulation einer akustisch angeregten Saite nahe kommen soll, oder auch was völlig anderes sein kann, würde ich zunächst offen lassen. Beim Synthesizer ist es ja (heutzutage) nicht mehr die Regel, dass das Ziel die Simulation akustischer Instrumente ist.

Dass eine Sustainphase natürlich eine Steigung (sowohl positiv als auch negativ) ebenso wie eine Krümmung haben kann, ist trivial (schon der Deepmind unterstützt das). Also wäre vermutlich einer der einfachsten Ansätze, diese beiden Parameter (und ggf. auch die der Releasephase, die sich nach Loslassen anschließt) bei gehaltenem Pedal zu ändern.

zyklisch an- und abschwellendes würde ich eher über zugeschaltene LFOs als über eine Änderung des Loopverhaltens der Hüllkurve machen. Aber man könnte bei gedrücktem Sustainpedal natürlich auch einfach auf eine alternative Envelope "umschalten".

Zurück zuerhältlichem Gear: Der Synthmusiker wird also eher nicht pedalisieren, wenn er Melodien spielt? Sustain bei Sekunden, melodischen Halb- und Ganztonintervallen, kommt halt beim Hören dissonant. Kann man wollen, muss man aber nicht.
Ich unterstelle mal, dass viele Synthspieler das nicht tun. Ich selbst komme halbwegs vom Piano (über 10 Jahre Klavierunterricht), nutze das Sustainpedal aber kaum noch mit Synthesizern. Wenn dann beim polyphonen Spiel mit entsprechenden Sounds (und das sind dann auch tatsächlich eher welche ohne (höheres) Sustainlevel (wenn wir vom VCA reden).

Ich würde da übrigend generell nicht zwischen "Haupt"-Envelope und anderen trennen, denn neben dem Lautstärkeverlauf sind andere Klangverläufe ebenso wichtig (aber vielleicht denke ich da auch zu sehr vom Synth her, wo es typisch ist, dass sich VCA- und FCV-Envelopes in Zeiten und Leveln unterscheiden, und du aktuell mehr vom Klavier, wo sich Klang und Lautstärke vielleicht synchronisierter verändern).

Der akustische Pianist hat da entschieden mehr Gestaltungsspielräume, schiel da schon gern (und etwas neidisch, zugegeben, rüber.
Ich würde sagen, er hat andere Spielräume. 🤷‍♂️ So hat er idr. weder Modwheel, Pitchbend noch Aftertouch und auch keine weiteren Makroparameter, die er während des Spiels verändern kann. (Er kann natürlich ein paar Helfer einstellen, die bei Bedarf eingreifen, kleine Glöckchen oder Alufolie auf die Saiten des Flügels legen etc.)
 
übrigens: wenn das Ziel in Richtung Akustiksimulation gehen soll, würde ich mich mit physical Modelling befassen - da gibt es ja inzwischen auch einiges an Literatur und Algorithmen für. Beim Klavier/Flügel schwingen bei gedrücktem Sustainpedal ja auch alle anderen Saiten (benachbarte stärker als weiter entfernte) mit, weil sie nicht mehr gedämpft werden. Das will man ja ggf. auch simulieren. Hat dann aber mit den klassischen Syntheseformen nicht mehr soo viel zu tun.
 
Wenn wir schon in der Synthetik sind, muss man nicht bestimmte akustische Instrumente täuschend echt simulieren. Das kann jedes Digitalpiano besser als ich es je schaffen könnte, als meine Motivation dazu reicht. Es reicht (mir) schon akustische Plausibilität. Kann (in meinem Fall) schon synthetisch sein und bleiben und muss Musiker der simulierten Instrumenten nicht überzeugen, wozu auch – am Ende auch ne Sache des Respekts.

Physical modelling Ansätze orientieren sich jeweils ja immer an bestimmten Instrumentengattungen. Mit allen Beschränkungen.

Eine Sustain-Pedalisierung mit kontinuierlichem Dämpfungsgrad soll ja aber auch für einen Querflöten- oder Harfenton nicht undenkbar sein. Synthetik muss schon auch den Anspruch haben, Instrumentengattungen überbrücken zu können. Dass dafür Authentizität aufgegeben werden muss ist klar.

Bei einem Flügel ist die Wirkung eines Sustain-Pedals ja sehr reverb-artig. Zumindest das rechte Pedal als globaler Entdämpfer, bei dem die 88 freischwingenden Saiten eine Art Raum bilden, der nachhallt, jede Saite mit den primär, sekundär, tertiär, ..., n-är angeschlagenden resoniert.
Viele Flügel haben noch ein mittleres Pedal, das sobald getreten nur die Dämpfer der aktuell gedrückten Tasten obenhält. Ich glaube zu sagen, dass ich dieses Pedal simulieren möchte und auf den gesamten Klangkosmos ausweiten möchte, stimmt eher. Während der Pianist nur ein solches Pedal hat, ist der (nicht in Echtzeit-produzierten) Synthetik keine solche Grenze gesetzt, da kann jede Taste ihr Sostenuto-Effekt haben.
 
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Eine Sustain-Pedalisierung mit kontinuierlichem Dämpfungsgrad soll ja aber auch für einen Querflöten-
klar, ich würd's auch generisch halten. Der Sinn vom Sustainpedal-Controller bei Querflöte und co. erschließt sich mir zwar nicht ganz, da man sowieso die ganze Zeit Lautstärke und diverse Expressionparameter mit dem Mund (bzw. diversen Spielhilfen, wenn kein Blaswandler zur Hand) steuert. Wie sinnvoll das Sustainpedal bei monofonen Patches ist, sei auch mal dahingestellt - da spiele ich entweder Legato oder nicht, und den Rest erledigen Spielhilfen bzw. die CC-Automation.

Viele Flügel haben noch ein mittleres Pedal, das sobald getreten nur die Dämpfer der aktuell gedrückten Tasten obenhält. Ich glaube zu sagen, dass ich dieses Pedal simulieren möchte und auf den gesamten Klangkosmos ausweiten möchte, stimmt eher.
verstehe.
 
Der Deepmind kennt neben Sustain (einfach) und Sostenuto auch noch: Takt eintappen, ARP starten, Control-Seq. starten und ARP+Seq. starten.

Sostenuto macht am meisten Sinn: Basston/-akkord halten, linke Hand sofort wieder frei, ohne dass der Rest (Lead zB) verhallt/-schmiert wird.

Das Sustainpedal wird beim Klavier ja hauptsächlich als Bindepedal genutzt, was beim Synth meist gar nicht nötig ist, denn schon bei kurzem Attack und Decay/Release gehen die Töne weich ineinander über, zudem gibt es noch wahlweise Portamento dazu.

Deepmind hat noch Anschluss für ein Expressionpedal, das kann man als Mod.quelle beliebig nutzen und auch schlauerweise direkt zu Portatime, Aftertouch, Vol., Breathc., Modwheel mappen, so dass man Patches, die für eine dieser Funktionen ein Routing haben, nicht extra umstellen muss.
 


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