Spieltechnik Haken Continuum

T

Turing

Thou shalt not loop
Hallo zusammen,

seit einiger Zeit liebäugele ich mit der Anschaffung eines Haken Audio Slim Continuum 46s8x:

Haken Audio Slim Continuum 46s8x


Der Grund, bisher spielte ich auf zwei Joué-Controllern mit Scaler bzw. Keys-Auflage:

Joue-Scaler.jpg
Bei diesen schätze ich die feinfühlige Ansprache und gute Steuerbarkeit von Y-Position (CC74) und Vibrato.
Die Joué-Controller verwende ich ausschließlich im "Absolute Y"-Modus, bei dem die Anschlagsposition der "Taste" in Y-Richtung unmittelbar dem CC74-Wert beim Erklingen der Note entspricht.
(Es gibt auch einen "Relative Y"-Mode, bei dem jede Note z.B. mit einem CC74-Wert von 64 startet und dann erst durch späteres Ändern der Y-Position des Fingers im Timbre verändert wird. Für diesen Modus habe ich keine Verwendung).
Nachteilig am Joué mit dem Scaler-/Keys-Modul (das als einziges den Absolute-Y-Modus kann) ist der geringe Tonumfang, die schlechte Unterscheidbarkeit der Tasten und (aus praktischen Gründen) die Einschränkung auf diatonische Skalen. Zwar könnte man auf eine chromatische Skala umschalten, aber dann schafft jeder Controller kaum 1,5 Oktaven, und eine Orientierung wird noch einmal schwieriger.

Deshalb also der Wunsch nach einem Haken Slim Continuum. Mit dem 46s8x könnte ich einen Tonumfang von fast 4 Oktaven abdecken, könnte die volle chromatische Skala nutzen und hätte durch die farbliche Unterscheidung der weißen/schwarzen Tasten bzw. hier roten/schwarzen Segmente eine bessere Orientierung. Das 70er-Modell ist mir zu teuer, die 46er-Ausführung immer noch schmerzhaft, aber im Moment sehe ich keine Alternative.

Ich plane, das Continuum Fingerboard als reinen MPE-Controller zu nutzen. Die Nutzung erfolgt überwiegend mit meinem eigenen Softynth, den ich an Besonderheiten des Controllers anpassen kann, sofern nötig. Am Eagan Matrix-Tonerzeuger habe ich kein Interesse bzw. es fehlt mir die Zeit für die Beschäftigung.
Das Continuum möchte ich so einstellen, dass (wie oben beschrieben) ein absoluter Y-Modus für CC74 genutzt wird. Die Tonhöhe soll beim Tastendruck zuerst exakt der nominellen Tonhöhe der "Taste" entsprechen. Erst im Anschluss sollen seitliche Bewegungen des Fingers zu einem Vibrato oder Pitchbend führen. Diese Einstellung sollte die saubere Intonation von Akkorden erleichtern. Nach Lektüre der Beschreibung sollte ein derartiger Modus existieren.

Was könnt ihr mir als Continuum-Nutzer über das Gerät sagen?
  • Ist eine Nutzung in der beschriebenen Weise (Reaktion auf Pitchbend erst nach dem erfolgten Anschlag) sinnvoll möglich, welche Erfahrungen habt ihr damit?
  • Wie feinfühlig reagiert das Continuum auf den Anschlag und auf Bewegungen der Finger?
    Muss man da eher kräftig rangehen, oder ist Feinmotorik angesagt?
Daneben interessiert mich, ob es - altmodisch ausgedrückt - bereits "Schulen" für das Spielen auf dem Continuum gibt, d.h. eine etablierte und praktikable Spieltechnik.
Idealerweise würde ich gerne lernen, das Instrument blind zu spielen - d.h. ich bräuchte eine Systematik, wie man so darauf spielt, dass man die Orientierung behält, eine saubere Artikulation hat und glatte Übergänge zwischen Noten oder Akkorden hinbekommt.
Auf der Haken-Seite habe ich zwar Youtube-Beiträge gefunden, ich frage mich nur, ob jemand das Thema Spieltechnik schon systematischer aufgearbeitet hat.

Wie habt ihr selbst das Spielen gelernt? Kommt man gut mit dem Fingerboard zurecht? Wie seid ihr vorgegangen, um das Spielen auf dem Continuum zu lernen und wie habt Ihr Sicherheit (Treffsicherheit, Flüssigkeit im Spiel...) gewonnen?

Ich hoffe, Ihr könnt mir ein paar Tipps geben und Erfahrungen teilen!
 
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Wahrscheinlich kennst du dieses Video schon, aber vielleicht ist das für die anderen ebenfalls interessant. Josh Madoff ist ein sehr guter Erklärer:

Josh Madoff: Counterpoint and Polyphonic Playing On Continuum - ContinuuCon 2024

Am Schluss des unterhaltsamen und lehrreichen Videos geht er auch auf Haken CVC ein. Natürlich braucht man dann eine Modularsystem (auch bis zu vier Stimmen Polyphonie), aber da du ja selbst Hand an den Einzelsignalen legen möchtest, ist dies ebenfalls interessant.
Eine Alternative ist noch OSMOSE von Expressive E.
 
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Was könnt ihr mir als Continuum-Nutzer über das Gerät sagen?
Da kann man viel drüber reden, aber Jeder empfindet das etwas anders.
Du solltest es einfach ausprobieren, alles andere wird dir nix bringen.
Das Spielen ist gewöhnungsbedürftig und die Lernkurve ist deutlich höher, als beispielsweise beim Osmose.
Wenn dir das Große zu teuer ist, dann schau auf dem Gebrauchtmarkt.
Auf jeden Fall würde ich vom Half Size abraten, denn mit beiden Händen Akkorde zu transponieren ist da kaum noch möglich.
Hatte auch überlegt, als Zweit-Fingerboard für Live ein Half Size zu kaufen, es ist aber dann doch ein großes Slim geworden (ist aber deutlich kürzer als das FS).
Ich nutze das Continuum nur selten als Controller und verwende überwiegend die internen Sounds.
Mein aktuelles Setup schaut so aus:
Continuum Full Size
Continuum 70s6X


Continuum 1+2.JPG
 
Das finde ich nicht, da beim Osmose eine Achse komplett fehlt, was ein ausdrucksstarkes Spiel ja deutlich einschränkt.
Ja beim Osmose fehlt genau die Y-Achse, die mir am wichtigsten ist.
Es gibt auch bei Osmose alle drei Achsen X,Y und Z. Diese werden aber physisch anders abgebildet wie beim Haken Controller. Man sieht das auch schön im Haken Editor beim Spielen (oben im Surface-Bereich).

Es gibt die bekannten seitliche Bewegungen als eine Achse. Dann eine ersten Druckbereich als zweite Achse, der beim Haken laut Editor dem Drücken auf die Fläche entspricht und zuguterletzt einen zweiten Druckbereich als dritte Achse, der beim Haken dem Bewegen des Fingers in die Tiefe entspricht. Beim Haken kann man aber auch noch in die Oberfläche reindrücken, während der Finger im hinteren Bereich ist. Das widerum kann dann Osmose nicht, denn man kann die diese Achse erst auslösen wenn die Achse des ersten Druckbereichs der Taste ihren Maximalwert hat.
 
Es gibt auch bei Osmose alle drei Achsen X,Y und Z. Diese werden aber physisch anders abgebildet wie beim Haken Controller. Man sieht das auch schön im Haken Editor beim Spielen (oben im Surface-Bereich).

Es gibt die bekannten seitliche Bewegungen als eine Achse. Dann eine ersten Druckbereich als zweite Achse, der beim Haken laut Editor dem Drücken auf die Fläche entspricht und zuguterletzt einen zweiten Druckbereich als dritte Achse, der beim Haken dem Bewegen des Fingers in die Tiefe entspricht. Beim Haken kann man aber auch noch in die Oberfläche reindrücken, während der Finger im hinteren Bereich ist. Das widerum kann dann Osmose nicht, denn man kann die diese Achse erst auslösen wenn die Achse des ersten Druckbereichs der Taste ihren Maximalwert hat.
Das ist nicht das, was Bernie meint. Mit dem Osmose kann man eben nicht von a-moll nach d-moll und zurück pitchen/morphen/spielen. Das ist schon verblüffend. Noch mehr, wenn man etwa zwischen Dur und Moll switcht. Das geht dann auch nicht mehr mit polyphonem Pitch Bend.
 
Das ist nicht das, was Bernie meint. Mit dem Osmose kann man eben nicht von a-moll nach d-moll und zurück pitchen/morphen/spielen. Das ist schon verblüffend. Noch mehr, wenn man etwa zwischen Dur und Moll switcht. Das geht dann auch nicht mehr mit polyphonem Pitch Bend.
Ach so, aber das ist ja klar wegen der glatten Oberfläche. Es stimmt aber nicht, dass bei Osmose eine Achse fehlen würde und man deswegen weniger ausdrucksvoll spielen könnte. Durch die Haken-Hardware sind aber natürlich noch einige Sachen möglich, die Osmose nicht kann.
 
Ich nutze die Y Achse aber nur im absolute Mode, d.h. die Anschlagsposition (näher am Spieler oder weiter hinten) soll direkt beim Erklingen der Note in den passenden CC74-Wert umgesetzt werden.
Was ich nicht suche, ist eine nachträgliche Justierung des Y-Werts.
Das Continuum ist schon genau das, was ich haben möchte, und nicht ein Osmose-Keyboard.
 
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Ach so, aber das ist ja klar wegen der glatten Oberfläche. Es stimmt aber nicht, dass bei Osmose eine Achse fehlen würde und man deswegen weniger ausdrucksvoll spielen könnte. Durch die Haken-Hardware sind aber natürlich noch einige Sachen möglich, die Osmose nicht kann.
Diese 3te Achse, also vom Köroer weg und zurück, nutze ich gerne fürs Filter. Ich kann einen Akkord stufenlos transponieren und gleichzeitig das Filter öffnen oder schließen. Noch abgefahrener wird es, wenn man mit beiden Händen spielt, das geht nur mit dem Continuum.
 
Diese 3te Achse, also vom Köroer weg und zurück, nutze ich gerne fürs Filter.
Das ginge ja bei der Osmose auch noch ...
Ich kann einen Akkord stufenlos transponieren und gleichzeitig das Filter öffnen oder schließen. Noch abgefahrener wird es, wenn man mit beiden Händen spielt, das geht nur mit dem Continuum.
... aber spätestens da ist dann bei Osmose Schluss ;-)

@Turing hat aber ja schon erklärt worauf es ihm ankommt und da passt Osmose dann nicht.
 
Das ginge ja bei der Osmose auch noch ...

... aber spätestens da ist dann bei Osmose Schluss ;-)

@Turing hat aber ja schon erklärt worauf es ihm ankommt und da passt Osmose dann nicht.
Ich nutze das Continuum über 20 Jahre und habe mir da meine eigene Spieltechnik angeeignet. Hier sind so viele Dinge möglich, die auch mit dem Osmose nicht gehen.
Die Möglichkeiten sind so gewaltig, das mich externe Klangerzeuger nicht interessieren.
Und wenn mir das alles nicht reicht, habe ich noch die beiden Fusspedale, die sollte man auch als Osmose-User haben.
 
Ja beim Osmose fehlt genau die Y-Achse, die mir am wichtigsten ist.
Ich nutze die Y Achse aber nur im absolute Mode, d.h. die Anschlagsposition (näher am Spieler oder weiter hinten) soll direkt beim Erklingen der Note in den passenden CC74-Wert umgesetzt werden.
Was ich nicht suche, ist eine nachträgliche Justierung des Y-Werts.
Das Continuum ist schon genau das, was ich haben möchte, und nicht ein Osmose-Keyboard.
Das erscheint mir widersprüchlich. Gerade die nachträgliche Veränderung des y-Wertes macht den Reiz aus.
Wenn du schon die Vorteile des Continuum suchst, dann ist das eher kontraproduktiv.

Abgesehen davon habe ich Osmose als Alternative angegeben, da du in deinen Einstieg völllig offen gelassen hast, wie du das Continuum nutzen möchtest, außer durch Andeutungen, dass du die interne Soundengine nicht nutzen möchtest, sondern eine eigene Programmierung.
Bernies Antowrt, dass ein kleines Continuum sich musikalisch längst nicht so variabel spielen lässt, ist durchaus einleuchtend.
Osmose besitzt in der Tat natürlich die y-Komponente (hauptsächlich Veränderung des Klangs).
Viel wichtiger ist der Einwand, dass Continuum es möglich macht, dass man Akkorde über das ganze Continuum ziehen kann.
Osmose betont gerade aber den „Nachteil”, dass Continuum extrem schwer zu erlernen ist, wenn es um die Treffsicherheit von Akkorden (x-Komponente) angeht. Du hast das in deiner ersten Post ausdrücklich betont und hier hat Osmose klare Vorteile.
Josh zeigt diese spezielle Spielweise des Continuums in anderen Videos (bei der Vorstellung des Continuum mini) sehr eindrucksvoll, wie er die nötige etwas starr anmutende Fingerhaltung immer und immer wieder einübt. Es ist einfach eine andere Spielweise.

Der Hinweis von Bernie, dass man Osmose immer mit zwei Pedalen spielen sollte, finde ich sehr sinnvoll. Das war die erste Ergänzung, die ich gemacht habe (Jedes Keyboard hat in meinem Studio zwei Pedale).

Meiner Meinung nach sollte Osmose sogar vier Pedal-Anschlüsse haben.
Ich finde es toll, dass Haken das Osmose unterstützt, da sich für die gemeinsame Klangbasis viel mehr Nutzer gewinnen lassen.
 
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Die nachträgliche Änderung nutze ich auch, aber das Entscheidende für mich ist, dass der Initialwert passt. So kann ich direkt beim Anschlag auswählen, wie ein Ton klingen soll.
Das mache ich mit den Joués ständig so und möchte es einfach auf einen chromatischen Controller übertragen.
 
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Osmose betont gerade aber den „Nachteil”, dass Continuum extrem schwer zu erlenen ist, wenn es um die Treffsicherheit von Akkorden (x-Komponente) angeht.
Mit Akkorden habe ich auch immer zu kämpfen, zumal ich absichtlich keine Quantisierung nutze.
Es macht den Klang lebendiger, wenn nicht alles perfekt "auf dem Punkt" getuned ist.

Ich wurde schon öfter gefragt, warum ich denn zwei Continuum nutze, da gibt es aber gute Gründe für.
Bei dem alten Full Size Continuum wurde die Druckfarbe der Halbtöne recht dick aufgetragen und ist etwas rauh.
Man kann also wunderbar auch die Töne treffen, ohne ständig hinzuschauen, auch Akkorde sind damit leichter zu spielen..
Das neuere Continuum hat eine völlig glatte Oberfläche, man spürt da also nichts.
Dafür sieht man am Display sehr schön, wie sauber man die Töne trifft, hat auch was.

Mit dem Osmose kann man eben auch mal treffsicher einen Boogie oder ein Synthiesolo spielen, das geht mit dem Fingerboard weniger gut.
Eigentlich müsste man Beides haben ...
 
Im Continuum Manual wird ja ein Mehrfach-Fußschalter beschrieben, mit dem man im Trautonium-Stil schnell in andere Oktaven springen kann. Nutzt jemand von Euch diese Technik und wie gut funktioniert das?
 


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