Mal was von mir dazu.
Ich fotografiere seit ca. 1977, zuerst mit ner Pocket, dann Sucherkamera und danach recht schnell Spiegelreflex, seit 2005 mit DSLRs. Letztes Jahr war mir die Schlepperei zuviel geworden und ich dachte, nach 7 Jahren mit der gleichen Kamera könnte ich mir was Neueres gönnen, was auch bei hohen ISO besser ist als meine DSLR, daher hab ich alles verkauft und bin auf Spiegellos mit der Fuji X-T1 gegangen.
Die gefiel mir nicht nur optisch sehr gut, sondern auch von der Bedieung her, weil beinahe wie eine analoge, manuelle Spiegelreflex, denn da hat man einen Blendenring und auch ein Zeitenrad. Der elektronische Sucher ist sehr gut, vor allem kann man ihn auf ein kleineres Format stellen, dann ist er für Brillenträger leichter zu überblicken.
Leider hellt er sich zwar im Dunkeln auf, aber nicht bei hellem Sonnenlicht. Die Kamera wurde durch die ganzen Firmwareupdates immer besser und auch der autofocus bekam seit der 4.0 einen ordentlichen Schub, allerdings muß man ihn da auf Continous stellen, also Dauernd, um ihn voll auszureizen. Das nuckelt den eh schon kleinen Akku NOCH schneller leer, und bei Single-AF schafft es die Kamera auch bei wirklich guten Licht oft einfach nicht, zuverlässig auf ein sich nicht bewegendes Objekt zu fokussieren. Meine alte DSLR von 2006 dagegen trifft da immer.
High ISO ist bei dem Ding ein Traum, sogar ISO64000 sind ohne Schnmerzen nutzbar, und das hat mich doch recht lange bei der Kamera verweilen lassen.
Kommen wir zu den dicken Minuspunkten.
Den AF hatte ich schon genannt. Der Nachteil gegenüber den DSLRs spürt man hier besonders deutlich, denn da sind zwar Phasendetektoren auf dem Sensor integriert, nur eben keine Kreuzssensoren, und man muß ständig an der Größe der AF-Felder schrauben, damit sie überhaupt fokussiert.
Belichtungsmessung: die Matrixmessung haut sehr gerne daneben, da muß Fuji dran arbeiten, kann Nikon deutlich besser. Habe meist mittenbetonte Messung genommen, bei meiner Nikonbasierten DSLR war Matrix der Standard und traf immer.
Farben: das ist mein persönlicher Hauptminuspunkt. Ich kam von einer Fuji-DSLR, die auf Nikon basiert, aber einen anderen Digitalteil hat, sprich: Sensor. Deren Farben entsprechen den Fuji Filmen, die ich gerne verwendet habe. Die X-T1 ist leider nicht in der Lage, da auch nur annähernd heranzukommen, außer man verwendet RAW und fummelt an jedem einzelnen Bild rum, was ich nicht einsehe. Aus der DSLR kamen die Farben genau so raus, wie ich sie haben wollte, und das in JPG. Habe versucht, die X-T1 so einzustellen, aber das ging einfach nicht, vor allem bei den Hauttönen nicht. Liegt auch am Getrickse bei der Belichtung, um die hohen ISO zu erreichen, sieht dann oft aus, als hätte da jemand in Photoshop mit dem Werkzeug Tiefen/Lichter zuviel geschraubt. Gradationskurven, wie man sie bei den OM-Ds einstellen kann, gibt's da nicht.
System und Objektive: Fuji X ist teuer. Inzwischen gibt's genug Objektive, die sind zwar genauso teuer wie die Topmodelle der DSLR-Systeme, ohne aber deren optische Qualität zu bieten.
Das 2,8-4/18-55 Kitobjektiv ist zudem eine üble Gegenlichtmimose, sollte bei einem Objektiv für 500€ nicht sein. Das teure 18-135 ist da zwar besser, aber auch nicht frei davon, und deutlich anfälliger als das billige 18-105 von Nikon, mit dem ich nie solche Probleme hatte.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich bin nach 1 Jahr Haßliebe und Kampf wieder zur DSLR zurück, hab mir quasi meine alte Kamera wiedergeholt und durch eine Fuji X20 ergänzt, die schon in der Grundeinstellung schönere Farben macht als die große X-T1. Das hätte mir eigentlich bei den ersten Testfotos schon zu denken geben sollen ...
Spiegellos ist, je nach Anforderung, sicher eine mögliche Alternative zu einer DSLR, aber eben nicht immer und schon garnicht alle Systeme.
Gerade wer einen wirklich präzisen AF braucht, der wird mit besonders mit einer Fuji X nicht glücklich werden, da hat die Sony Alpha 6000 am ehesten die Nase vorn.
Wirklich gut aufgestellt ist Olympus und Panasonic mit dem mFT-System, da schon länger auf dem Markt und daher auch eine große Objektivauswahl von gleich zwei Herstellern, ebenso bei den Kameras.
Wer was universelles für Unterwegs sucht, ist mit einer OM-D E-M10 sicher nicht schlecht beraten. Die Sony Alpha 6000 als aktuelles Topmodell der NEX-Serie ohne Nex-Namen hat leider das Problem des seltsamen Objektivangebots, besonders wenn man auf Zooms Wert legt. Fans von Festbrennweiten kommen da eher auf ihre Kosten, oder Fans von adaptierten Fremdobjektiven.
Gerade letzteres ist ein großer Vorteil dieser Systeme, denn das geht da deutlich besser als bei den meisten DSLRs, wo Nikon das Schlußlicht bildet, da deren Auflagemaß sich schlecht zum adaptieren eignet und zudem Nikon im Gegensatz zu anderen Herstellern die Arbeitsblendenmessung verweigert, weil sie entweder auf dem Ai-Kuppler der alten Objektive oder einer elektronischen Anbindung bestehen.
Wer derzeit eine wirklich gute DSLR zu einem guten Preis mit ordentlichen High ISO sucht, der dürfte bei der Pentax K3 fündig werden, dort kann man auch Altglas aus dem eigenen Haus gut verwenden, so vorhanden.