siel orchestra upgrades?

Usenet, genau. Das gabs schon lange vor www. Hab mich allerdings in der von Dir genannten NG nie rumgetrieben :)

Dann hat Sander also nur die Texte aus dem Archiv verwendet und besitzt die Kisten garnicht selbst? Pfff.
 
Mir gehts um den Cruise - und mir war zunächst nicht klar, ob die Nichtmischbarkeit von Piano und Brass bei meinem Exemplar ein Defekt oder eine gewollte Eigenschaft ist. Inzwischen zeichnet sich ab, dass anscheinend alle Cruise sich so verhalten, ebenso ARP Quartet und Orchestra 1 - Orchestra 2 hingegen das Mischen ermöglicht. Durch einen Vergleich der Schaltungen hoffe ich jetzt, der Ursache auf den Grund gehen zu können, d.h. die entsprechenden Änderungen im Schaltungsdesign des Orchestra 2 ausfindig zu machen. Dann reicht vielleicht eine simple Mod beim Cruise aus, um letztlich tatsächlich alle Sektionen mischen zu können.

Die andere Sache war das Retriggern der Brass-VCF-Hüllkurve bei jedem Anschlag, hier wurde in einem Keyboards Love the machines- Bericht davon gesprochen, dass dies eine spezielle Eigenschaft des Cruise sei und es gab auch ein entsprechendes mp3. Allerdings scheint dies wirklich ein Einzelfall zu sein - dieses Triggerverhalten konnte mir noch kein User von irgendeinem der genannten Siel- Geräte bestätigen.

Da ich ursprünglich wie gesagt von einem Defekt bei meinem Cruise ausging, vermutete ich einen Zusammenhang zwischen beiden Sachen - den scheint es wohl nicht zu geben.

Aber ich forsche weiter :)
Danke schonmal fürs umfangreiche Feedback !
 
Die Mischbarkeit der Sektionen beim Orchestra liegt an einem anderen Aufbau.

Beim Crusie werden alle Umschaltungen über zumeist aus Einzelgattern aufgebaute Flipflops., die wiederum CMOS-Schalter ansteuern, realisiert. Die Ausgänge der Sektionen selbst landen in einer einfachen Mischstufe. Brass und Piano dürften alleine schon deshalb nicht mischbar sein, weil sie einfach nur festverdrahtete Verschaltungen von Widerständen etc. aufrufen, das Ganze über die schon besagte feste Logik. Warum man im Jahr 1981 so ein TTL-Grab baut (ok, sind CMOS-Gatter, aber trotzdem), wo doch zu dieser Zeit schon kostengünstige Mikrocontroller verfügbar waren, will mir nicht so wirklich in den Kopf, zumal die Tastaturabfrage ja über eine Diodenmatrix und einen Chip erfolgt, der sowas wie ein Prozessor zu sein scheint, den ich aber nicht zuordnen kann. Siel hat da offenbar gerne Exoten eingesetzt, siehe Prozessor beim Opera 6. Könnte auch ein ASIC sein, sowas war aber damals teurer als ein uC und lohnte sich wirklich nur bei sehr großen Stückzahlen.

Ok, Chip gefunden, ist tatsächlich ein Spezialteil von SGS und nennt sich M110B1 - Monophonic Synthesizer and Keyboard Processor. Steckt in allen möglichen Keyboards vor allem italienischer Herkunft und ist hier gelistet: http://www.vintagechip.altervista.org/

Das Ding fragt nicht nur die Tastatur ab, sondern stellt auch 2 Signale bereit, die für die externe Erzeugung einer Sägezahnwellenform gebraucht werden, entweder umschaltbar oder mit allen Fußlagen von 4'-32' gleichzeitig - man muß nur entsprechend beschalten. Der Crusie nutzt das allerdings ganz anders als in der Applikationsschaltung angegeben.

Um zu verstehen, wie der Crusie funktioniert, sollte man die Funktionsweise dieses Chips kennen, das erleichtert doch Einiges.

Datenblatt gibts hier: http://www.milton.arachsys.com/nj71/pdf/m110.pdf
 
  • hilfreich
M.i.a.u.: oli
SGS M110 - klar, der macht den Monosynth, aber die Problematik um die es hier geht, betrifft den polyphonen Part - das läuft über einen S50242 und TDA1008 Frequenzteiler - hier geht es aber eher um die nachgeschalteten Filter und Hüllkurven.
"Brass und Piano dürften alleine schon deshalb nicht mischbar sein, weil sie einfach nur festverdrahtete Verschaltungen von Widerständen etc. aufrufen"
stimmt nicht ganz, denn das Signal für den Brass durchläuft z.B. als einziges ein VCF, welches ansonsten brachliegt - beim Aktivieren von "Piano" wird die Eckfrequenz des Filters auf 0 gesetzt (möglicherweise durch einen Schaltungsfehler) - mir ist es z.B. gelungen durch Kappen der Steuerspannung des VCF Brass und Piano simultan hörbar zu machen, allerdings dann unter Verlust der Hüllkurve, was dem Brass etwas seinen "Brasscharakter" nahm...:)

Der SGS M110 ist ein interessantes Teil, ich habe gelesen , dass er auch im Jen SX 1000 zum Einsatz kommt - der hat allerdings auch PWM, frag mich wie das gehen soll ??
Was wäre mal ein cooler Ansatz zum Modden für den Cruise....
 
Die PWM im SX1000 ist einfach mittels nachgeschaltetem OPAmp als Differenzverstärker realisiert, siehe dessen Schaltplan:

http://manuals.fdiskc.com/tree/Jen/Jen% ... ematic.pdf

Die Triggersignale für die Hüllkurven kommen ja ebenfalls vom M110, möglicherweise erklärt sich da einiges im Datenblatt.

Diese Taster in der Polysektion und deren Flipflops sind ja als sogenannte Radiobuttons geschaltet, also sich selbst gegenseitig auslösend. Willst Du das ändern, müßtest Du die Logik erstmal aufdröseln, am besten mit einer Tabelle, aus der ersichtlich wird, wo bei welchem Pegel was geschaltet wird und welche Auswirkungen das dann hat.
 
Und er mischt doch?
Beobachtungen am lebenden Objekt mit gespitzten Ohren ergeben (Siel Cruise).
Piano:
- Brass zugeschaltet, alle Brass-Features disabled: Klingt nach Piano, wie zu erwarten
- Brass zugeschaltet, nur Trumpet aktiv: Klingt nach Piano pur
- Brass zugeschaltet, Trombone zusätzlich aktiv: Piano + leichte Bassanhebung
- Brass zugeschaltet, Trombone und Resonance aktiv: Piano + Bassanhebung
Es ist wohl so, daß die Piano-Hüllkurve die maßgebende ist, und Brass damit nicht 'hochkommt'.
Dieser Effekt ist auch zu bemerken, wenn man Brass und Strings mischt (also Reed und Piano OFF)
und bei den Strings den PERCUSSION Parameter aktiviert.
 
Burt schrieb:
Und er mischt doch?
Yep, genauso isses bei meinem auch, dasselbe klangliche Ergebnis - anscheinend sind unsere Synths alle völlig normal, kein Grund zur Sorge...
Er mischt doch, allerdings ist dem Brasssound ein zugedrehtes Filter im Weg ;-)
Die Bassanhebung ist das Gewummere was ganz unten vom Brass noch durchkommt.
Das Piano selbst läuft nicht durchs FIlter.
Wenn man Verbindung AS1 kappt (es reicht die zwei AS Kabel-Steckverbinder versetzt aufzusetzen) bleibt das Filter immer offen, dann gibt es auch generell keine VCF-Hüllkurve mehr - man hört dann ganz normal Piano + Sägezahnbrass ohne Hüllkurve.

String-Percussion und Piano gehen mit ihren Schaltsignalen auf verschiedene Eingänge von Dreifach ODER-Gattern eines 4075 (ICn5) und lösen in der nachfolgenden Kette dann wohl dasselbe aus.
In der folgenden Matrix werden anscheinend auch die Hüllkurvensteuersignale für Piano und Percussion generiert, wobei diese nicht aufs VCF gehen, sondern vorne zu den TDA1008ern (Kabel AV4 , AV6).
Irgendwo in der Verschaltung rund um Transistor Tn1...Tn8 (letztlich an Tn1) passiert die Erzeugung der Steuerspannung fürs VCF und hier liegt wahrscheinlich auch der Fehler - das auf null setzen bei aktiviertem Piano oder Percussion.
 
so, ein erster Erfolg - das Mischen von Brass und Piano geht jetzt !

Es ist dafür eine kleine Modifikation notwendig. Der Vergleich der Schaltungen von Orchestra 2 und Cruise hat ergeben, dass es beim Orchestra 2 doch ein paar Änderungen in der Schalt-Logik gab, die von der Verdrahtung recht umständlich auf den Cruise zu übertragen gewesen wären.
Ich hab daher stattdessen einen Workaround erstellt, der auf einfache Weise das Problem löst und nur 3 Dioden und 2 Widerstände benötigt.
Eine Leiterbahn hinter dem Inverter ICn7 muss durchtrennt werden (Leiterbahn aufkratzen, Durchkontaktierung entfernen - an der Stelle gibt es mehrere Möglichkeiten, siehe Bilder), um zur Entkopplung den 45k Widerstand einfügen zu können. Ansonsten sorgt eine AND-Schaltung mit Dioden dafür, dass, sobald die Brass & Piano Schaltstränge beide HIGH sind, der Eingang 6 von ICn3 ebenfalls auf HIGH gehalten wird. Im Normalzustand ist der Ausgang des Inverters bei aktivierter Brasssection HIGH, bei aktiviertem Piano und Piano/Brass-Mix jedoch LOW - bei LOW wird die Pianohüllkurve geschaltet und die VCF-Hüllkurve deaktiviert.
Durch die Modifikation bleibt bei aktiviertem Piano-Brass-Mix das VCF aktiv (d.h. Brass klingt genau wie immer) und die Hüllkurve der Pianosounds ändert sich in eine Art Gate mit Release - anscheinend hängt die Erzeugung der Hüllkurven sehr eng zusammen.
Finde ich aber nicht störend, da es ja ohnehin nicht wirklich ums Layern, sondern eher um das Mischen von Soundparametern geht.
Jedenfalls lassen sich jetzt wirklich alle 4 Sektionen mischen, ohne dass irgendetwas stummgeschaltet wird.
Anbei ein paar Bilder, ich hab das Ganze freischwebend auf der Platine platziert, geht sicher eleganter - aber es funktioniert.
Und der kleine "Schaltplan" etc.., falls es jemand nachbauen will.
Schaltung
Verdrahtung
Die Mod lässt sich mit Sicherheit 1:1 auf Orchestra 1 und ARP Quartet übertragen, wobei das Platinenlayout hier anders ist. Auch die Schaltpläne im Servicemanual sind völlig anders gezeichnet - aber letztlich doch fast identisch - hier muss man einfach mal genau drübergucken.

Die andere Sache - das Re-Triggern der Hüllkurve wie im Keyboards Demo - ist mir nach wie vor komplett rätselhaft. Ich konnte keine Möglichkeit finden, dieses in irgendweiner Weise zu erzeugen (wobei ich zugegebenermassen noch nicht alle Komponenten des Schaltungsdesigns komplett verstanden habe) .
Aber das ist mir jetzt auch nicht so wichtig, da ich das "Single-Trigger"-Verhalten eigentlich ganz OK finde.
So - und nun bleibt mein Cruise erstmal zu ;-)
Cruise_Mod_Bild1
Cruise_Mod_Bild2
Cruise_Mod_Bild3

edit: der Dioden-Typ ist natürlich ziemlich egal, ich hab die 1N4148 benutzt, weil ich davon etliche rumliegen hatte...jede andere tut es mit Sicherheit auch.
 
  • hilfreich
M.i.a.u.: oli
Mir fiel grad was auf - bei getretenem Sustainpedal lassen sich tatsächlich Envelope-Retrigger-Effekte erzeugen, die so klingen, wie das, was der Keyboards-Tester in seinem mp3 demonstriert hatte. In der langen Releasephase startet dann die Hüllkurve bei jedem Anschlag neu und so lassen sich mit dem Brasssound ganze Akkorde komplett neu auslösen. Vielleicht haben die das so erzeugt und nur nicht richtig beschrieben.

Ich hab übrigens eine grobe Schaltungsskizze für eine Modifikation der Split-Modi des Cruise bekommen, die ich noch analysieren und auswerten will - damit sollte es möglich sein, auch Kombinationen von Split und Layer umzusetzen. Mal gucken, ob ich es hinkriege, dann wird das meine nächste Cruise-Mod :)

Vielen Dank auch nochmal für die vielen wertvollen Hinweise und Tips zum Thema Section-Mix etc... das hat mir sehr geholfen !!
 
Cool! Leider habe ich kein Pedal, würde mir aber eins holen, wenn das mit dem Orchestra2 auch so funktionieren würde.

Ich glaube, ich bestell' einfach mal eins und probiere es aus.
 
einfach mal probieren - ein einfaches Sustainpedal mit Polaritätsumschaltung kostet bei Thomann unter 10 Euro und reicht hierfür völlig aus , und selbst ein besseres in Klavieroptik gibt's für 19,90.

Falls jemand an seinem Siel rumbastelt: die Flachkabel und Steckverbinder sind richtig mies, die Stecker haben schon mal Kontaktprobleme, ausserdem brechen die Kabel ganz gerne und mir ist es passiert, dass die Lötstelle von einer der Steckerleisten auf der Patine rausgehebelt wurde - und das ohne viel Kraftaufwand. Hier scheinen eingebaute Fehlerquellen zu liegen, wenn also nach dem Modding nix mehr spielt - Steckverbinder und bunte Kabel checken ;-) (und hinterher wieder richtigrum draufstecken, sind nicht verpolungssicher)

Ansonsten ist das Basteln im Siel Cruise ziemlich easy, da alles sehr weiträumig und übersichtlich ist. Und sämtliche ICs sind gesockelt - sehr servicefreundlich !
 
kleines Update: Durch eine winzige Änderung wird der "Strings-Percuss." Schalter mit eingebunden - d.h. beim Mix von Brass und Strings wird jetzt auch beim Hinzuschalten von "Percuss" Brass nicht mehr stummgeschaltet - es wird zwar keine percussive Hüllkurve erzeugt, aber der Stringsound wird im Mix etwas leiser, was ja auch vorteilhaft sein kein. Hierzu muss nur die Diode, die in der ersten Version das Schaltsignal vom Piano erhielt, stattdessen hinter das eine OR-Gatter von ICn5 (Pin9) gelegt werden, da hier schon die Schaltsignale von Piano und Percuss OR-verknüpft vorliegen. Jetzt gibt es bei keiner Mix-Kombination mehr eine Stummschaltung von Brass - was vorher noch bei Percuss der Fall gewesen wäre.
Und wie auch schon gesagt: am gesamten Verhalten des Cruise und sämtlicher Sounds ändert sich durch die Mod nichts, es hat nur Auswirkungen auf die Mix-Kombinationen Piano/Brass und String Percuss/Brass, die hierdurch erst möglich werden.
Schaltung V2
Verdrahtung V2
Cruise_Mod_v2_Bild1
Cruise_Mod_v2_Bild2
 
nach ein paar Jahren nun ein weiteres kleines Update meiner Siel Cruise Modifikation:

Beim gleichzeitigen Aktivieren verschiedener Sounds mit Brass kann der Pegel stark ansteigen und unter Umständen bei vielstimmigen Akkorden Verzerrungen hervorrufen, insbesondere die BBDs (TDA1022) scheinen hier empfindlich zu sein.
Um hier etwas Headroom zu erzeugen, habe ich durch Änderung von Rk160 (Parallel-Löten von 47k -> 32k) den Eingangspegel der Chorus-Schaltung abgesenkt, gleichzeitig durch Verringern von Rk 38, 39, 40 und 42 (R38,R39 jeweils 47k parallel , R40 10k parallel-> 28k, R42 200Ohm parallel) den Ausgangspegel wieder erhöht. Die Übersteuerungsgefahr wird deutlich reduziert, der Störpegel könnte leicht angestiegen sein, ist mir jedoch bislang nicht aufgefallen.

Bei der Gelegenheit habe ich den Regelbereich des „Animator“-Reglers durch Parallelschaltung von 20k zu Rk92 ( -> 8k) etwas erhöht .
schaltung headroom mod
schaltung animator mod
bild 5 widerstande - headroom
bild 1 widerstand - animator
 
Es gibt übrigens einen neuen Keyboards-Artikel, in dem die SIEL-Firmengeschichte und einzelne Synths beleuchtet werden:

 
Hier scheinen sich ja einige auszukennen mit dem Siel Cruise oder vergleichbaren Geräten:
Ich würde gerne den Poly Decay Footswitch so modifizieren, dass daraus ein "echtes Sustain Pedal" wird, also nicht nur ein maximal langes Sustain vom ADSR, sondern quasi ein "Dauer-Hold".
Ich habe ein wenig Elektronik Erfahrung, allerdings verstehe ich den Schaltplan nicht auf anhieb - mit alten Poly Synths der Art habe ich mich noch nie beschäftigt.
Es müsste doch irgendwo eine Art Keyboard "Gate" geben, das ich durch einen Fußschalter dauerhaft aktivieren kann. Kann mir da jemand mir entsprechender Schaltplankenntnis weiterhelfen?
 


Zurück
Oben