Aber es funktioniert, nicht zufällig, sondern aus Erfahrung. "Verletzung des Standards", was heißt das in der Praxis für den User? Klingelt dann die Polizei an der Tür und sagt: "Sie haben den Standard verletzt?"
Es hat bei dir zufällig funktioniert und du verwechselst das mit Erfahrung.
Dieser Zufall ist allerdings nicht auf andere Gerätekombinationen übertragbar und was noch viel heikler ist:
Je nach verwendetem System birgt das Aufschalten mehrerer MIDI-INs auf einen MIDI-OUT das Risiko der Überlastung und weil MIDI (im Gegensatz zu anderen seriellen Schnittstellen) keinen Ruhestrom hat, sondern nur bei Signalübertragung Strom über die Stromschleife sendet, kann es passieren, dass sich die Überlastung erst nach Wochen oder Monaten in der ungünstigsten aller denkbaren Situationen (also z.B. mitten im Live-Event) in der Form bemerkbar macht, dass der zugehörige Treiber-Pin des sendenden Gerätes durchbrennt.
Ich habe das (nicht mit MIDI, aber mit anderen Anwendungen) durchaus schon erlebt.
Bei meinen Projekten ist das in der Regel kein Beinbruch, weil die verwendeten Boards recht günstig sind und ich solche Fehler messtechnisch eingrenzen und die Chips auch selbst wechseln kann (und von den Fehlern meiner Kunden lebe), aber wenn's dir einen Synth oder ein MPC so killt, dann ist das ziemlich dumm gelaufen, denn die wechseln dir keinen Chip, da bezahlst du ein neues Board (mal abgesehen davon, dass du ggf. auf einer Bühne blöd da stehst).
Was dir auch passieren kann ist, dass es anfängt unzuverlässig zu laufen, also plötzlich hast du Aussetzer drin oder Notenhänger oder völlig falsch übertragene Werte. Da suchst du dir einen Wolf, wenn du nicht mehr dran denkst, dass du bereits bei der Verkabelung eine Fehlerquelle eingebaut hast.
D.h. da klingelt keine Polizei vorher an der Tür, die Verletzung eines Standards wird durch Defekt oder Unzuverlässigkeit bestraft.
Glück gehabt, würde ich sagen.. es gibt bei Midi Solutions ne Kompatibilitätsliste, die dürfte es nicht geben da MIDI ein Standard ist.
Der Trick mit der aktiven THRU-Box mit Stromversorgung über's MIDI-Kabel funktioniert nur, wenn der MIDI-Sender exakt so aufgebaut ist, wie die Beispielschaltungen, die man im Netz findet (also Schirm auf Ground, Pin4 via 200Ohm gegen +5V oder via 30Ohm gegen 3,3V, Signal wird durch Pin5 gegen Ground geschaltet). Das wiederum ist zwar weit verbreitet, aber keinesfalls Bestandteil des Standards, d.h. man könnte auch Pin5 fix auf Ground ziehen und das Signal übertragen, indem man Pin4 gegen +5V schaltet, denn spezifiziert ist nur die Stromschleife mit 5mA gegen 220Ohm + Fotodiode.
Deswegen braucht es eine Kompatibilitätsliste... also eine Liste der Geräte, die zufällig genau so ausgelegt sind, wie die weit verbreiteten Beispielschaltungen (siehe Link unten).
Und dann muss natürlich der Versorgungsstrom intern irgendwie gepuffert werden und man muss darauf hoffen, dass nicht zu viele Daten zu schnell hintereinander übertragen werden, damit die Lücken zwischen den Übertragungen groß genug sind, um den Puffer wieder zu füllen.
Kann funktionieren, unter bestimmten oder den meisten Umständen, muss aber nicht immer, denn vorgesehen ist das so nicht.
Kannst natürlich auch Glück haben, so rein zufällig, so wie man Glück haben kann, wenn man bei Rot ohne zu schauen über die Straße geht.
Aber eine Empfehlung ist es nicht wert. Ich würde eine MIDI-THRU Box nur mit eigener Stromversorgung einsetzen.
Die ausführliche technische Erklärung (incl. Schaltung und Dimensionierung und Beispielrechnungen) findest du in diesem Thread: