fab schrieb:
noisefactory: tolle sache, denn es zeigt mal wieder, dass man sogar mit freeware musikalisch eine menge erreichen kann. (was ja gar nicht in frage stellt, dass man sich auch mal so ne schon etwas ältere heimorgel kaufen kann, wenn man lust drauf hat.)
die halbwertszeit der erinnerung an diesen beitrag im forum schätze ich auf drei tage. dann wird jemand wieder behaupten er könne ja nichtmal anfangen solange er nicht wenigstens...hat aber spaß gemacht!
Lass den Leuten doch ihre subjektiven Präferenzen. Wenn jemand lieber mit Papier und Bleistift Partituren schreibt, obwohl das heutzutage mit guter Software definitiv speditiver von Statten geht, ist das doch OK so. Musikmachen ist (immer noch) eine Kunstform, die deshalb nicht auf Teufel komm raus nach pragmatisch-wirtschaftlichen Kriterien zu zweckoptimieren ist.
Ich habe letzthin ein Shootout gemacht zwischen Andromeda A6 und D-CAM Cypher, Fazit: Unentschieden. Hätte ich eigentlich aufnehmen und hier als Blindtest posten sollen, war nämlich einiges beeindruckender als meine Gegenüberstellung A6 vs. Minimonsta. Aber der A6 blieb trotzdem im Studio, und die Demoversion von D-CAM habe ich nicht autorisiert. Warum? Weil der A6 ein
Musikinstrument ist, und Cypher lediglich ein Klangerzeuger. Ich kann den A6 unter den Arm klemmen (OK, ist etwas schwer
), zum Proberaum rüberlaufen und direkt einen Amp anhängen und loslegen. Er startet binnen Sekunden auf. Er hat eine Tastatur, viele Regler und ein eigenes Display -ich kann ihn direkt am Gerät spielen und bedienen. Es ist diese Unmittelbarkeit, diese "Instrumentenhaftigkeit", die ich als Musiker brauche, und die mir Software-Technologie so nicht bieten kann. Und ich glaube, ich bin da nicht ganz allein.
Ein anderer Aspekt ist Wertbeständigkeit. Im Zeitalter der zunehmend unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Technologie und damit einhergehenden zunehmenden Austauschbarkeit und Beliebigkeit ist es einfach ein gutes Gefühl, ein Musikinstrument zu besitzen, welches nicht diesem (mir persönlich langsam suspekten) technologischen Steigerungsimperativ unterworfen ist. Analogtechnologie ist nicht (mehr) Moore's Law unterworfen, die meisten Schaltungsdesigns in Analogsynths sind nun schon über 40 Jahre alt. Es ist eine klassische Technologie, mit einer guten Mischung aus Vorzügen und Nachteilen, die von unserer Gesellschaft bereits absorbiert worden ist. Mit anderen Worten: eine super Basis zum Musik machen
anstatt sich stets vom neusten technologischen Firlefanz ablenken zu lassen.
Meiner Meinung nach sind dies die wahren Gründe, warum der Wert von Vintage-Synths global steigt und steigt. Der steigt nämlich nicht,
obwohl die Emulationen immer besser klingen, sondern
WEIL sie immer besser klingen.
Die gesellschaftliche Optionierung einer Commodity (in diesem Fall die analoge Klangqualität) und die dadurch entstehende Relativierung (denn was leicht verfügbar ist, ist nichts Besonderes mehr) bewirkt am Ende die kulturelle Rückbesinnung auf das Original, dessen Wert dadurch
steigt. Diese paradoxe Reaktion ist überall zu beobachten.
Wir leben im Zeitalter von iPod Nanos und free Downloads -und der Vinyl-Markt
wächst wieder. Same thing...