Reharmonisation

marcelfrehse

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Liebe Leute,

ich hab mal eine Frage. Wie würdet ihr Reharmonisation angehen? Ich hab von meinem Klavierlehrer gesagt bekommen, mich schnupperweise damit zu beschäftigen. Das interessiert mich auch sehr. Ich will es für den Anfang nicht zu kompliziert halten, sondern rein vom Verständnis her von den Prinzipien her verstehen und anwenden können.

Beispielsweise, mit einem ganz popeligen Beispiel, mit dem Lied "Winter ade, scheiden tut weh". Das ist ja von den Noten her ein ganz einfaches Stück. Nehmen wir jetzt an, ich will dem ganzen einen jazzigen Vibe verleihen, wie reharmonisiere ich das? Ich meine, dass ich das so verstanden habe, dass auf der Melodie oben (Violinschlüssel) Noten ergänzt werden müssten, und im Bass ggf. Akkorde usw. Das bietet sich ja auch bei diesem einfachen Stück an. Ich erhoffe mir dadurch, von den Prinzipien her neue Ideen und Funktionen für einge Stücke anwenden zu können.
 
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Reharmonisation ist ein kreativer Prozess, bei dem die harmonische Struktur eines Musikstücks neu gestaltet wird, um dessen Ausdruck und Atmosphäre zu verändern, ohne die eigentliche Melodie zu modifizieren. Dies kann auf viele verschiedene Arten geschehen und ist vor allem in Musikstilen wie Jazz, Pop, Gospel und Filmmusik verbreitet. Im Folgenden erkläre ich die wichtigsten Techniken der Reharmonisation, um besser zu verstehen, wie sie das Klangbild beeinflussen.

1. Ersatzakkorde (Substitution Chords)

Hierbei wird ein Akkord durch einen anderen ersetzt, der oft ähnliche Töne enthält, aber eine andere harmonische Färbung hinzufügt. Ein häufig genutzter Ersatzakkord ist der Tritonus-Substitution, bei der ein Dominant-Septakkord (z. B. G7) durch einen Akkord ersetzt wird, der einen Tritonus (drei Ganztonschritte) davon entfernt liegt (z. B. Db7). Dies erzeugt Spannung und kann für einen modernen, oft jazzigen Klang sorgen.

2. Sekundärdominanten

Sekundärdominanten sind Akkorde, die als Dominanten zu anderen Akkorden innerhalb der Tonart funktionieren. Sie werden „sekundär“ genannt, da sie nicht die Hauptdominante (V. Stufe) der Grundtonart sind, sondern die Dominanten zu anderen Akkorden. Ein Beispiel wäre, vor einem D-Moll-Akkord (II-Stufe in C-Dur) einen A7-Akkord (Dominante zu Dm) zu spielen. Dies fügt eine neue, oft unerwartete Spannung und Dynamik hinzu.

3. Modulationen und vorübergehende Tonartenwechsel

Durch Modulation kann ein Stück kurzfristig in eine andere Tonart wechseln. Das kann entweder subtil geschehen oder sehr offensichtlich und dramatisch wirken. Beispielsweise könnte ein Stück in C-Dur plötzlich für ein paar Takte nach Eb-Dur modulieren, was die Aufmerksamkeit des Hörers fesselt und neue harmonische Farbklänge ins Spiel bringt.

4. Verwendung von erweiterten und alterierten Akkorden

Erweiterte Akkorde (z. B. Akkorde mit 9., 11. oder 13. Stufen) und alterierte Akkorde (bei denen Töne wie die Quinte oder None erhöht oder erniedrigt werden) sorgen für mehr klangliche Tiefe und harmonische Komplexität. Ein G7-Akkord könnte so z. B. als G7b9 oder G7#11 gespielt werden. Diese Techniken verleihen dem Stück eine „dichte“ Klangtextur und sind besonders in modernen Jazzarrangements sehr beliebt.

5. Parallel- und Gegenbewegungen (Chromatische Stufen)

Chromatische oder diatonische Parallelbewegungen bieten oft subtile Reharmonisationseffekte. Durch die Verschiebung eines Akkords um einen Halbton (chromatisch) oder Ganzton (diatonisch) nach oben oder unten kann ein Stück dramatisch anders klingen, ohne dass die Melodie verändert wird. Diese Methode erzeugt ein Gefühl von „Wandern“ oder „Driften“ und wirkt besonders emotional.

6. Pedalpunkt und Dronenoten

Ein Pedalpunkt ist ein tiefer Ton, der durch eine Akkordfolge hindurch bestehen bleibt, was zu interessanten Spannungen führen kann, wenn sich die Harmonien darüber verändern. Diese Technik wird häufig in Kirchenmusik, Klassik und Filmmusik eingesetzt, um eine gefühlvolle, fast meditative Wirkung zu erzielen.

7. Austausch von Moll- und Dur-Akkorden (Modal Interchange)

Modal Interchange nutzt Akkorde aus parallelen Tonarten (z. B. C-Dur und C-Moll), um neue emotionale Farben zu schaffen. In einem Stück in C-Dur könnte plötzlich ein Ab-Dur-Akkord auftauchen (aus C-Moll entlehnt), was ein intensives Gefühl erzeugt, ohne die Grundtonart zu verlassen.

Diese Techniken können einzeln oder in Kombination verwendet werden, um den emotionalen Charakter eines Musikstücks zu verstärken oder ihm eine unerwartete Wendung zu geben. Erfahrene Musiker und Arrangeure entwickeln so oft ganz eigene Reharmonisationen, die einem bekannten Stück eine einzigartige neue Identität verleihen.

(Quelle: ChatGPT)
 
Da gibts wohl Bücher die das Beschreiben, ich mach mir ehrlich gesagt keine Gedanken darüber wie das funktioniert und lasse das meine Fantasie/Vorstellungskraft die Variationen erledigen, für das was ich so mache reicht das scheinbar gerade noch so ;-) und die Sachen aus meinen Kopf auf die Tasten und damit in den PC zu bringen dauert meist länger als sie mir vorzustellen.

 
ich bin kein jazzer und könnte zumindesten keine tiefergehenden details auflisten, welceh ansätze es in diesem beriech gibt, denn ich mache mir da auch nur meine eigenen regeln.

vom grundsatz her trifft post #2 nämlich zu - es gibt keine regeln, man kann die harmonischen zusammenhänge auch komplett gegen ganz andere austauschen, hauptsache es funktioniert noch irgendwie.

wobei es bei den übliche pop sing remixen schon schön wäre, wenn die neuen harmonien nicht völlig mit denen kollidieren, die ein zuhörer, der das original kennt, beim hören unwillkürlich im kopf hat.


am anfang würde ich immer mal ausprobieren jeweils kleinstmögliche veränderungen der akkorde vorzunehmen.

zum beispiel indem man aus C-Dur C-Dur+7 macht. oder indem man den akkord eine quinte hoch oder eine quinte runter pitcht.
als nächtes kann man eine terzverschiebung probieren, wobei man dabei den modus so wählt, dass immer 2 der noten aus dem original erhalten bleiben.

bei der phrasierung ist es dann ähnlich. wenn z.b. eine melodie auf dem grundton bzw tonika öffnet und später wieder schließt, würde ich das in der bearbeitung erst mal so lassen und nur den weg dahin variieren.

oder wenn du denkst eine bestimmte stelle im refrain ist irgendwie die wichtigste, der höhepunkt, dann lässt man das erst mal nahe am original und haut die ganz kranken sachen eher in die pausen.

viele solcher remixe sind ziemlich schrecklich, aber es begegnen einem auch immer wieder wahre perlen, die das potential haben das original gut zu ergänzen, neu zu interpretieren, oder die gar besser sind.
 
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