Recapping - wann es Sinn macht

Blaise

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Im Zuge des Umbau meines ASR10 (SD Card) habe ich überlegt - ein prophylaktisches Recapping vorzunehmen.
Inwieweit ist dies sinnvoll?

Ich habe kürzlich erstmals von "Low-ESR-Elektrolytkondensatoren" gelesen..
Kann ich das so verstehen - das ich bedenkenlos einen Standardelko mit bestimmten Werten immer gegen einen LowESR mit den selben Werten austauschen kann?
Speziell im Bezug auf den ASR habe ich gelesen - das ein Netzteilrecapping sinnvoll wäre und sogar die Betriebstemperatur absenkt. Das hat mein Interesse geweckt.
Über einen Netzteilwechsel hatte ich auch kurz nachgedacht.. was mir dann allerdings zu kompliziert schien.
(Habe mich nicht weiter damit befasst)

Und - ist es unbedenklich nur einzelne Baugruppen zu "recappen"? Oder sollte ich wenn - dann alle im Gerät befindlichen Elkos tauschen?

Ein Recapping habe ich selbst noch nicht durchgeführt. Es könnte in Zukunft aber nicht verkehrt sein sich mit dieser Materie vertraut gemacht zu haben, wenn meine anderen Oldtimer einen solchen Service benötigen.

Einen schönen Sonntag an alle 8)
 
Ich würde der Prozedur im Service Manual folgen und die verschiedenen Spannungen messen und bei den analogen Gleichspannungen (-VA1, -VA2, +VA1, +VA2) mit einem Oszi noch den Ripple messen. Wenn das alles im Lot ist, der ASR10 ohne Probleme läuft und klanglich unauffällig ist, dann würde ich nichts machen.

Man findet online ein paar Hinweise auf hohe Temperatur im Gerät und dass die Elkos "nur" für 85 Grad ausgelegt seien.

Aber es schadet auch nichts die Elkos 1:1 zu tauschen, dann ist es eine Frage des Geldes, welche MTBF man sich kauft. Wenn Du statt 85 Grad 105 Grad Typen nimmst, wird sich die MTBF ca. vervierfachen.

Links mit Info:
http://www.mpc-forums.com/viewtopic.php ... &start=945
http://www.mzee.com/forum/threads/enson ... de.372669/
http://www.puls-power.ch/pdf/fa_lebenserwartung.pdf
 
Zitat : Kann ich das so verstehen - das ich bedenkenlos einen Standardelko mit bestimmten Werten immer gegen einen LowESR mit den selben Werten austauschen kann?

Ja kann man , z.B. mit dieser Kondensator Baureihe von PANASONIC : http://www.reichelt.de/Elkos-radial-105-C-5000-10000h/2/index.html?&ACTION=2&LA=3&GROUPID=5513

Alle im Gerät befindlichen ELKOS tauschen ?
Na ja , da hat jeder so seine eigene Meinung , ob das sinvoll ist oder nicht !
z.B. :http://www.hifi-forum.de/viewthread-108-70.html
Ich persönlich tausche bei Reparaturen an div. Geräten nur den defekt ermittelten ELKO aus , und lasse die anderen so wie sie sind.
 
Recapping - als sinnvolle Maßnahme - hat seinen Ursprung in großen, professionellen Mischpulten. Die waren 24/7 unter Strom, und die heizen ihre Platinen ordentlich, weil sie sehr dicht gepackt sind.
Da hat man also den Sonderfall, dass die ganzen kleinen Elkos auch ordentlich warm werden. Davon sind eine Menge dann auch noch im Audio-Pfad. (Mit entsprechend nervigen "Kanal geht noch so dreiviertel"-Fehlern. )

Das kommt in allen anderen Geräten so eigentlich nicht vor. Dort werden immer nur die Netzteilelkos gut geheizt - und nur die fallen dann auch mal aus. (Gerne auch gezielt nur "der beheizte"...)

Die meisten Geräte werden ja auch nur eingeschaltet, wenn sie mal benutzt werden. Ohne das "Dauerheizen" hat man aber das Alterungsproblem *viel* weniger.
 
Hallo,
ich in zwar neu in diesem Forum, habe aber einige Erfahrung in Puncto Recapping von verschiedenen Hifi-Geräten, meist CD-Player aus den 80er Jahren, gesammelt.

Wie ich schon in meinem ersten Beitrag zu diesem Forum schrieb, mache ich, seitdem ich die alten, ausgelöteten Elkos mit einem Kapazitätsmessgerät geprüft habe, grundsätzlich immer ein Recapping.

Die Elkos in der Nähe von Wärmequellen (Netzteil) waren früher wie alle anderen nur für 85°C ausgelegt, d.h. die Lebensdauerangabe bezog sich darauf, wie lange der Elko bei 85°C Umgebungstemperatur brauchbar bleibt, selbst, wenn das Gerät nicht wissentlich eingeschaltet ist, sondern auf Standby steht, wobei das Netzteil trotzdem arbeitet.

Diese Kondensatoren hatten nur noch 50-60% ihrer ursprünglichen Kapazität. Soll heißen, im Netzteil ist z.B. ein 6800µF-Elko eingebaut. Nach all den Jahren sind es aber nur noch 3400µF, was auch bei der Auslegung der Schaltung nicht berücksichtigt worden sein kann.
Geräte von damals waren zwar, nicht wie die Geräte von heute, auf Langlebigkeit ausgelegt (damit wurde sogar in den 1970er Jahren Werbung gemacht), aber an 35 Jahre Betrieb dachte damals auch niemand.
Ein Sonderfall sind noch Tantal-Elkos, diese haben einen festen Elektrolyten und man sollte meinen, da passiert nie etwas. Aber leider produzieren diese im Alter einen kompletten Kurzschluss, lassen also komplett alles durch wie eine Drahtbrücke und machen vieles kaputt.
Hier empfielt es sich, diese gegen entsprechene Elkos zu tauschen, diese trocknen nach 30 Jahren eben "nur" aus.

Selbst Kondensatoren (Elkos), die 35 Jahre lang uneingebaut und unbenutzt im Schrank liegen, trocknen aus. Bei höherer Temperatur
umso schneller.

Bei Geräten mit digitaler Signalverarbeitung hört man lange nichts vom größer werdenen Netzbrummen, weil der Netztei-Elko die Restwelligkeit nicht mehr genügend im Zaum halten kann. Es schleichen sich aber dadurch Störungen in das Nutzsignal ein, welches die digitale Verarbeitung durchläuft. Irgendwann sind diese nicht dazu gehörenden Signalanteile störend und können nicht mehr kompensiert werden (Fehlerkorrektur, z.B. beim CD-Player). So wird das Ausgangssignal verfälscht, auch bei Synthesizern.
Bei analogen Geräten zeigt sich erhöhtes Netzbrummen und instabiliät der Schaltung, z.B. der Steuerung.
Analoge Synthesizer sind in den Klangerzeugenden Stufen auf richtige Kondensator-Werte angewiesen. Vor 35 Jahren gemachte und festgehaltene Einstellungen, um eine Klangeinstellung wiederzufinden, lassen sich so nicht mehr reproduzieren und der Synth arbeitet in einem verschobenen Bereich.

Soweit meine Erfahrungen. Ich kann bei so alten Geräten daher nur dazu raten, zumindest das Netzteil mit neuen Elkos auszustatten und alte Tantalelkos zu tauschen.

Gruß ins Forum,
DUAL-Chris
 


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