Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes
Dark Walter schrieb:
Vielen Dank für eure Antworten. Ich hab beim lesen festgestellt das mein Frage nicht ganz zielführend war. Mir ging es dabei mehr darum ob es sich (workflow ausser acht) klanglich noch lohnt in ein altes Eventide oder Lexicon zu investieren. Viele Hersteller bieten ja heute ihre legendären Algorithmen als Plugin an.
Die Wahrheit liegt wie immer im Auge des Betrachters. Will heissen, der eigene Anspruch, die Ziele und die Wege, diese zu erreichen beeinflussen individuell die Antwort.
Analog-Teil und Wandler:
Die alten Flagschiffe und ansonsten jeder Harware FX hat einen analogen Teil und AD/DA Wandler, die zwischen analog und digital übersetzen. Je nach Gerät wird da unterschiedlicher Aufwand getrieben, manchmal sind z.B. Übertrager im Signalweg. Die Wandler unterscheiden sich von heute üblichen Wandlern, in der Genauigkeit, in der Bit-Tiefe, in der Technologie. Die Anti-Aliasing und die Rekonstruktions-Filter waren damals i.d.R. analog, heute wird das mittels Oversampling Interpolating DACs gelöst.
In einigen Fällen, hier habe ich z.B. den H3000 im Blick, sind die Wandler mit variabler Clock-Rate ausgestattet (-> Pitch-Shifting lässt grüssen), das können die aktuellen Chips nicht.
All das muss also bei einer Umsetzung in Software simuliert werden. Die Simulation ist nicht zwingend perfekt und vor allem kostet sie wertvolle Rechenzeit, hier wird als i.d.R. mit Näherungen gearbeitet.
Algorithmen und Umsetzung:
Klar, ein Algorithmus in einem digitalen FX ist digital. Somit kann man ihn einfach in Software umzetzen. Je nach Architektur des Originals kann das durchaus einigen Aufwand bedeuten, weil die modernen CPUs eben eine andere Architektur haben und manches im Original auch per digitaler Hardware realisiert wurde. Das muss dann auch wieder simuliert werden. Siehe oben.
Auch wird nicht notwendigerweise jeder jemals von z.B. Lexicon in einer Hardware eingesetzte Algorithmus in einem Lexicon Plugin implementiert, oder die Wertebereiche weichen voneinander ab.
Das betrifft sogar den Bereich der Hardware. Wer z.B. denkt, dass ein Quantec Yardstick 1:1 den Quantec QRS emulieren und ersetzen kann, der irrt. Zwar ist der Basis-Algorithmus der gleiche, aber der Yardstick macht das alles viel besser und höher und weiter. Leider klingt er anders.
Verfügbare Software-Umsetzungen:
Es gibt zwar jede Menge Umsetzungen von FX Hardware, aber es wird nicht alles abgedeckt. So gibt es meines Wissens keine Emulation von Dynacord DRP20, DRS 78 oder DRP 16. Im Bereich Ursa Major gibt es zwar die SST-282 Space Station als TDM Plugin, aber das Stargate 323 gibt es nur in Hardware. Diese Liste kann man sicher noch verlängern, Quantec QRS oder auch ein Alesis Quadraverb stehen jedenfalls auch darauf. Bricasti M7 schon gar nicht.
Von Eventide gibt es einiges, aber z.B. der H3000 wird nur teilweise als Plugin zur Verfügung gestellt.
Original vs. Kopie:
Wer ein Original hat, stellt sich nie die Frage, ob es wie das Original klingt. Auch wenn die Kopie 1:1 wie das Original klingt, es ist immer eine Kopie. Das geht nun mehr ins philosophische...
Non functional:
Die Varianten haben jeweils ihnen eigene Vor- und Nachteile, ein Plugin wird wohl eher nicht kaputtgehen, dafür läuft die Hardware auch beim Wechsel des Betriebssystems.
Konkret noch zum Lexicon PCM Native Reverb Plug-in Bundle. Wenn man sich die Beschreibungen im Handbuch ansieht, so sind das alles moderne Algorithmen, die denen vom PCM 96 ähneln. Das sind aber bei weitem nicht die legendären Algorithmen, von denen Du sprichst. Viele Reverb-Sounds, die man typischerweise mit Lexicon verbindet, kommen aus dem 224 oder dessen Nachfolgern 224 X oder 224 XL, oder dem 480L. Da gibt es zwar auch so manche Emulation bei UAD oder anderswo, aber nicht bei Lexicon.