Öffentliches Geld, öffentlicher Code

Da gibt's sicher viele Grenzbereiche und Grauzonen - man kann ja auch nicht einfach "vergessen" wie man ein Problem schonmal erfolgreich gelöst hat. Wenn dann ein anderer Kunde etwas ähnliches braucht, geht's auch mit Sicherheit schneller... Ich denk mal viel fällt da aber unter "Stand der Technik", d.h. wenn ich für einen Kunden mal ein Rad gebaut hab, darf ich trotzdem jederzeit auch für andere Kunden wieder Räder bauen. Ich darf halt nicht "meinen" alten Bauplan (= Quellcode) 1:1 übernehmen, aber das wird sowieso nur selten funktionieren, weil ja doch jedes Rad irgendwie anders ist und an einem anderen Fahrzeug funktionieren soll ;-)

Die DSGVO hat im Idealfall eher wenig mit dem Quellcode zu tun, sondern nur mit den irgendwo in einer Datenbank abgelegten Daten. Dass jemand personenbezogene Daten fest in seinen Quellcode einbaut sollte nicht vorkommen - aber andererseits überrascht mich auch nur noch wenig ;-) Ich würde aber auch fast wetten, dass die wenigsten Behörden (wie auch Firmen) genau wissen, wo überall meine personenbezogene Daten gespeichert sein könnten - da gibt's soviele redundante Systeme, Backups, alte Magnetbänder im Keller usw. dass es eigentlich fast ein Ding der Unmöglichkeit ist auf Anfrage wirklich alles zu löschen.
 
@DSGVO meinte ich eher das diese ja irgend etwas mir garantiert.
Wie können aber Internetseiten/Behörden/Finanzamt/... mir etwas über meine angesammelten Daten garantieren wenn sie selbst nicht wissen was der Code, den sie für die Verwaltung dieses Vorgangs verwenden, macht?
Oder ist das egal?
 
@Universitäten: viele gute Open Source Software kommt ja auch aus Universitäten...

Ich denke aber auch, dass grundsätzlich alle Forschungsergebnisse frei zugänglich sein sollten. Das System für Publikationen von wissenschaftlichen Arbeiten ist ja auch völligst verkorkst: mit öffentlichem Geld wird Forschung betrieben, diese wird mit weiterem öffentlichen Geld begutachtet und dann bei irgendwelchen "renommierten" Verlagen veröffentlicht. Diese Verlage interessieren sich oft einen Dreck für den Inhalt und machen dann in der Regel nichts weiter als das Zeug "unter ihrem guten Namen" zu drucken bzw. zum Download anzubieten. An den Universitäten werden dann wieder *Unsummen* an öffentlichem Geld ausgegeben, damit sie ihre eigenen Forschungsergebnisse wieder lesen können... Gibt natürlich auch schon viele Bestrebungen da was zu ändern (Stichwort "Open Access"), aber die Macht der Verlage ist da schon groß - teilweise wird dann sogar auch noch für die Veröffentlichung selbst gezahlt..
 
@psicolor das ist alles richtig was du schreibst. Aber es geht ja nicht darum, dass der Kunde den Quellcode kriegt, sondern darum, dass er ihn veröffentlicht. Wären deine Softwareunternehmen wirklich damit einverstanden, dass ihr Quellcode bei der Konkurrenz landet, oder hätten sie dafür extra Geld verlangt?

Nein, leider sind besagte Unternehmen eben nicht damit einverstanden, dass der Quellcode bei der Konkurrenz landet.
Eben weil in diesem Shisdem bedauerlicherweise Gruppen, die das selbe Ziel verfolgen, nicht als Kollegen sondern als Konkurrenten betrachtet werden.
Anstatt miteinander zu arbeiten macht man einen Spiel draus, bei dem es nicht darum geht ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern nur darum, besser als der andere zu sein. Und wie man aus zahlreichen Gesellschaftsspielen weis, ist eine gute Strategie dazu dem Gegner zu Schaden. In der Softwareindustrie macht man das, indem man seinen Quellcode verheimlicht.
 
Wenn ein Softwareunternehmen etwas für einen Kunden entwickelt, gehen die Rechte so gut wie immer auf den Kunden über und es hat ausschließlich der Kunde das Recht zu entscheiden, was mit *seinem* Code passiert!

Abgefahren, wir leben in verschiedenen Universen!
 
Abgefahren, wir leben in verschiedenen Universen!

Ich denke, man muss unterscheiden zwischen Produkt- und Projektentwicklung. Das Unternehmen, für das ich arbeite, macht Produktentwicklung: Wir entwickeln und vertreiben ein Produkt, das schon seit Jahrzehnten ausgebaut wird und in dem viel Expertise steckt. Wir haben verschiedene Kunden, die Lizenzen für dasselbe Produkt bekommen. Diese Kunden haben keinen Anspruch auf den Source Code. Sie bezahlen aber auch nicht die gesamte Entwicklungszeit, die in die Herstellung des Codes geflossen ist.

Wenn wir aber für ein Modul, dessen Entwicklung sich leicht auslagern lässt, ein anderes Unternehmen oder einen Freelancer beauftragen, dieses im Rahmen eines Projekts umzusetzen, erwarten wir natürlich am Ende, den Source Code zu bekommen. In diesem Fall bezahlen wir direkt die gesamte Entwicklungszeit, damit ist der Anspruch auf den Code auch deutlich verständlicher.

Das sind natürlich zwei vollkommen unterschiedliche Perspektiven. Ich denke nicht, dass jemand ernsthaft fordern würde, dass z.B. Microsoft seinen Code für Office offen legen muss, weil eine Behörde eine Lizenz für das Produkt Office gekauft hat (wobei man durchaus fordern könnte, das eine Behörde nur solche Softwareprodukte verwendet, die ihren Code offen legen, aber das ist ein anderes Thema). Aber wenn dieselbe Behörde die Umsetzung eines Stücks Software in Auftrag gibt, dann sieht es schon ganz anders aus.

Meinem Verständnis nach geht es bei dieser Initiative ähnlich wie bei Open Access darum, dass durch steuerfinanzierte Arbeitszeit geschaffene Erzeugnisse der Öffentlichkeit am Ende auch zugänglich gemacht werden. Finde ich nachvollziehbar.
 
Abgefahren, wir leben in verschiedenen Universen!

Also wenn man in meinem Universum Leute für ihre Arbeit bezahlt, darf man am Ende auch das Ergebnis behalten ;-)

Aber ja, wahrscheinlich meinst du die Lizenzierung eines *Produktes*, der Kollege eins weiter oben hat den Unterschied ja schon ausführlich beschrieben...
 


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