Vorischt - Langer Post !
Aber dafür schreib ich auch was zu One-Shot Triggern
Mein Senf dazu:
Zunächst mal: der OT lässt sich, wie alle Elektron-Maschinen, extrem vielseitig verwenden. Die reine Lehre gibt es nicht. Ich find es aber gut, wenn mann einfach mal Ansätze und Konzepte beschreibt, also wie hab ich den OT eingerichtet um was damit zu machen etc.
Von daher Daumen hoch für das Starten dieses Threads und an alle Beitragenden !
Ich hab den OT nun auch schon eine ganze Weile, aber erst in jüngerer Zeit intensiv damit beschäftigt und so einige Aha-Erlebnisse gehabt.
Anregungen dazu kamen vor allem durch
- das "Thoughts about the OT" PDF aus dem Elektron-Users Forum (siehe einen Post vor diesem!)
- gezieltes Suchen und nachlesen im Handbuch (was bedeutet/macht Funktion xy ?)
- sowie längeres Durchstöbern des Elektron-Users Forums, man muss etwas durchkämmen, aber viele gute Hinweise finden sich dort!
Ich arbeite mich mal von außen nach innen (top-down) vor:
[Set]
Ich arbeite z. Zt. nur mit einem Set, die Details hat Tiefenrausch schon gut beschrieben.
[Projects]
Ich habe die Projekte nach Zweck eingeteilt, z.B.
- LiveSongs: 8 Spuren von Songs, die ich Live gebaut hab, sozusagen Live minimal als Hardware
- PercLoops: selbst gebaute/gesampelte PercussionLoops werden stumpf abgespielt
- Spielwiese: frei zum improvisieren etc, gehe ich gleich mehr drauf ein.
Wichtig: ein Wechseln des Projektes braucht Ladezeit, d.h. für durchgängige Beschallung sollte möglichst alles in einem Projekt sein (mein Ansatz).
[Samples]
Die Samples für die Projekte kommen fast alle vom Rechner.
Im Falle der LiveSongs und PercLoops sind es am Rechner (in Live) fertig bearbeitete Loops.
Auf der CF-Karte habe ich eine ähnliche Ordner-Struktur wie auf dem Rechner, also ein Ordner pro Song, einer für 909-Loops, einer für Electribe-Loops usw.
Für die Spielwiese ist es ein Mischmasch.
Mein Ansatz hier vor allem: Sachen beim Jammen aufnehmen oder vorhandene Loops neu verwurschteln. Dazu nehme ich komplette Loops von meinen LiveSongs, slice sie und nehme so z.B. nur einzelne Noten oder Akkorde. Grundidee: aus vorhandenem Material etwas komplett anderes machen. Z.B ein Loop laden, slicen oder Start willkürlich auswählen und dann mit dem OT-Keyboard spielen (Function + Cursor hoch/runter zum wechseln des Trigger-Modus in "Chromatic").
[Banks]
Innerhalb eines Projekts habe ich pro Bank eine für mich "logische" Einheit. Das sind im Falle der LiveSongs und der Spielwiese pro Bank ein Song.
Bei den PercLoops sind es pro Bank z.B. Electribe Loops, 909 Loops, akustische Loops, aggefahrene Glitch-Loops, tieffrequente Loops usw. Nutze das lediglich um beim Jammen mal etwas mehr Percussion einzufliegen, in der Regel aber nur 1-2 Loops.
[Spuren]
Die Audiospuren 1-4 sind meist eher melodische Material, 5-7 percussives.
Spur 8 hab ich als Master eingestellt.
Dies wird für das ganze Projekt global eingestellt !
Auf den MIDI-Spuren liegen bislang nur ein paar einfache Drumtrigger für meine Drumstation, um mal schnell einen 909 4/4 Groove dazuzugeben.
[Patterns]
Ab hier beschreibe ich mal der Einfachheit halber nur noch die Spielwiese, kann man entsprechend auch auf die LiveSongs übertragen.
Die 16 Patterns innerhalb einer Bank spielen mehr oder weniger alle das gleiche Stück, jedoch in unterschiedlicher Art.
So ist z.B. A01 ein Intro, A02 das Grundgerüst, A03 der volle Track usw. (vergleichbar mit Szenen in Ableton Live).
Zudem hab ich die Patterns zweigeteilt. A01 bis A08 sind verschiedene Phasen des Stücks , dagegen sind A09 bis A15 sind Breaks oder Fill-Ins (dazu später noch mehr), A16 ist ein spezielles Recorder-Pattern (auch s.u.).
Wichtig: die Patterns enthalten nur die Noten/Sample-Trigger und Parameter-Locks, ich vergleiche sie daher am einfachsten mit MIDI-Clips in Ableton Live. Jedes Pattern greift auf einen der vier Parts einer Bank zu.
[Parts]
Wenn das Pattern wie der MIDI-Clip in Live ist, dann ist der Part wie ein Instrument-Rack.
Pro Part sind die Maschinen für die 8 Audiotracks eingestellt. In der Regel nutze ich aber nur Part1 als Grundgerüst. Theoretisch können die anderen Parts komplett andere Samples nutzen. Beide können aber theoretisch vom gleichen Pattern (vgl. Clip) angespielt werden.
Um einem Pattern einen Part zuzuweisen: Parts aufrufen -> Part mit Cursor auswählen -> Enter/Yes.
Also z.B: A01 ist Part1 zugewiesen, A02 ist Part2 zugewiesen. Wechselt man nun zwischen A01 und A02 hin und her, wird der Part (also sprich die Konfiguration der Maschinen/Instrumente) nahtlos gewechselt. Wenn die Parts nicht explizit zugewiesen sind, wird standardmäßig immer Part1 genutzt.
Theoretisch könnte man so auch vier einzelne Stücke in einer Bank unterbringen.
Mein Ansatz wäre dann: A01-A04 zu Part1/Stück1, A05-A08 zu Part1/Stück2 usw.
[Breaks und Fill-Ins]
Wie oben erwähnt hab ich auf A09-A15 Breaks und Fill-Ins, die fast alle nur einen Takt lang sind.
Die Hauptpatterns (A01 bis A08) sind dagegen vier Takte lang.
Normalerweise wechselt der OT das Pattern erst am Ende, also wenn z.B. A01 alle vier Takte gespielt hat. Was aber, wenn der vierte Takt ein Fill-In soll, um in einen neuen Abschnitt zu leiten ? (der allseits beliebete Snare-Wirbel
)
Dazu muss folgendes eingestellt werden:
Im normalen Modus (Rec-Modus aus) [FUNCTION] + [EDIT] drücken.
Damit gelangt man in die Pattern-Setting.
Hier unter "Chain Behaviour" den Parameter "Use Pat Set." von "PLEN" auf "16/16" ändern.
Damit wird das Pattern schon am Ende jedes einzelnen Taktes gewechselt, egal ob das Pattern 1,2,3 oder 4 Takte lang ist. (Live-Vergleich: Clip Quantization)
So kann man relativ leicht Abwechslung in ein Stück bringen.
Interessant dabei: die Auswirkungen einer Scene blieben erhalten, d.h. man kann den Break mit einer szenengetriebenen Filterfahrt, Delay-Terror oder Reverb-Orgien verbinden.
[Recorder-Spur]
Auf Pattern A16 hab ich mir eine extra Recorder-Spur mit One-Shot Trigger eingerichtet.
Damit lässt sich beim Jammen schnell mal etwas taktgenau (!) von extern (Synth, Drumachine etc.) aufzeichnen und ggf. im OT zur weiteren Verwendung speichern.
Dazu nutze ich den Part 4, der extra dem Pattern A16 zugewiesen ist (siehe Parts).
Die Spur 7 wird per Part4 vom Sample auf den Recorder7 umgestellt. Das heisst, hier wird immer das abgespielt, was Recorder7 aufgenommen hat.
Das ginge im gleichen Part1 auch per P-Lock (Trigger halten + Level drehen!).
Spur 7 hat vier Takte / 64 Steps. Ich lasse zwei Takte /32 Steps aufzeichnen, spiele aber nur einen Takt / 16 Steps ab. So kann ich den Startpunkt innerhalb des aufgenommen Loops verschieben, sprich den Loop verschieben, ohne dass er innerhalb eines Taktes zu Ende läuft.
Der Recorder-Trigger sitzt auf der dritten Seite auf der 1, also Step 33. Dass heisst, im dritten und vierten Takt wird aufgezeichnent, so dass am Anfang der nächsten vier Takte dann das aufgezeichnete Sample bereit ist.
(Setzen der Recorder-Trigger: [Function] + [REC A/B], dann [REC]. Alternativ im REC modus mit Function + Edit die Trigger-Übersicht aufrufen, dann ganz unten die Rec-Trigger auswählen).
Im Sequenzer spielt die Spur dann immer einen eintaktigen Loop ab (also Trigger immer auf der 1 auf allen vier Pages).
Wichtig: das Sample wird erst abgespielt, wenn die Aufnahme durchglaufen ist.
[One-Shot Recorder-Trigger]
Der Recorder7 soll nur dann aufnehmen, wenn ich es explizit will. Alternativ kann man ihn auch kontinuierlich laufen lassen. Sogar auch im "normalen Part", wenn gar kein Recorder-Sample benutzt wird!
Zurück zum One-Shot Trigger:
Dieser wird so eingestellt: [Function] + entsprechenden Trig-Taster drücken (natürlich im entsprechenden REC-Modus).
Die Step-LED leuchtet dann gelb. Das lässt sich sowohl für Recorder-Trigger, als auch für normale Sample-Trigger einstellen. Für MIDI-Trigger leider (noch?) nicht.
Wenn die LED gelb blinkt, ist der Trigger inaktiv (not armed). Um ihn einmalig (one-shot) aktiv zu schalten (arm), innerhalb eines Tracks [Function] + [ENTER/YES] drücken, es erscheint "Arm Track" (oder so ...) und der Trigger wird einmal ausgeführt.
Es geht aber besser: im ganz normalen Betrieb einfach nur [ENTER/YES] drücken, dann kommt "Arm all" und es werden alle One-Shots einmal aktiviert.
Wozu nun das Ganze ?
Also, ich habe einen netten Synth-Loop laufen, den ich im OT nutzen will.
Dazu auf Pattern A16 wechseln, bis auf Spur7 spielt alles weiter (in der Regel das volle Stück).
Am Anfang des Patterns einmal [ENTER/YES] drücken, Recorder zeichnet in Takt 3+4 auf und beim nächsten Takt 1 ist der externe Loop mit dabei auf Spur7.
Will ich erneut etwas aufzeichnen, wieder mit [ENTER/YES] den One-Shot-Trigger aktivieren.
Die One-Shots lassen sich auch verwenden, um z.B. einen langes Break-Sample oder ganze Backing Tracks (mehr als 4 Takte) loszutreten.
Zu guter Letzt nochmal die Struktur zusammengefasst:
[Übersicht - Was gehört zu was?]
Ein Projekt enthält eine Flex-Sample-Liste (128) und eine Static-Sample-Liste (128).
Ein Projekt enthält 16 Banks.
Jede Bank enhält 4 Parts - diese sind vergleichbar mit den Kits der MD. Jede Bank kann nur die 4 eigenen Parts benutzen. Beim Wechsel der Bank wird auch der Part gewechselt.
Jede Bank enthält 16 Patterns. Dieses enthält nur (!) die Sequenzerspuren und P-Locks (vgl. z.B. MIDI-Clip in Ableton) Wichtig: das Pattern greift auf einen der vier Parts zu (vgl. InstrumentenRack in Live). Jede Bank enthält 16 Szenen, d.h. ich kann Patterns und Parts wechseln, die Szene aber bleibt.
Alles klar ?
Ist doch ganz schön lang geworden, hoffe, es hilft dem ein oder anderen !
Am Besten nochmal lesen, wenn man einen OT neben sich hat - frohes Schrauben