Hallo, alle miteinander! Ich bin Stefan, der Gründer von Re-Compose.
Ich bin begeistert von eurem Interesse an Liquid Notes und den vielen Posts auf diesem Forum. Danke dafür.
Hier ist eine Frage, die mich auf den Plan ruft, da sie eigentlich auf den Grund der Sache trifft:
Fluxus Anais schrieb:
An welcher Stelle des kreativen Schaffensprozesses setzt man sowas ein?
Ich starte mit einer kleinen Anekdote: Während meines Filmkompositionsstudiums in L.A. musste ich eine ganze Menge Partituren fürs Orchester schreiben, mit manchmal bis zu 60 Instrumenten, mitunter 3 Minuten Musik innerhalb eines Tages. Der Zeitdruck war mörderisch. Und da bleibt die Kreativität schnell mal auf der Strecke. Wir haben damals meistens erst die fertigen Stücke vom Papier in einen Sequenzer übertragen, um vorab einen Eindruck zu gewinnen, ob die Studioaufnahme gelingen würde. Das taten wir aber eben erst am Ende der Kompsitionskette, als letzten Soundcheck vor der Studioaufnahme.
Was mit gefehlt hat, war ein Tool wie Liquid Notes, das mir unkompliziert und schnell unterschiedliche Versionen desselben Stücks liefert. Es treibt an den Wahnsinn (und das ist noch freundlich beschrieben), die vielen Noten bei einem Akkordwechsel am Papier zu versetzen, speziell unter Zeitdruck. Da lässt man das dann lieber gleich und wählt die "langweiligere" ursprüngliche Version.
Heute hätte ich also zuerst eine Grundidee aufs Papier gescribbelt, hätte dann aber so schnell als möglich auf den Sequenzer gewechselt und dort weiterkomponiert. Mit Liquid Notes hätte ich dann die halbfertige Komposition analysiert, die ideale Akkordfolge gebastelt, am Ende um Begleitungen, Ornamente, sonstige Details ergänzt und anderes dort und da zurechtgerückt. Und dann hätte ich die einzelnen Instrumenteauszüge in Noten ausgedruckt. Danach ab ins Studio zur Orchesteraufnahme.
Für mich wäre das eine unglaubliche Erleichterung gewesen, ohne Einschränkung meiner Kreativität oder meines eigenen Könnens (ich höre die Änderungen auch gleich und kann wählen), und das Resultat ist professionell - so professionell, wie ich will.
Bei Re-Compose arbeiten wir natürlich auch mit Producern aus der elektronischen Musik, über die ganze Palette von House bis Goa-Trance. Dort eröffnen sich wieder ganz andere Anwendungen, weil auch die Wirkungsabsicht eine andere ist. Da bauen sich über längere Zeiträume Trancezustände auf, in denen man sich wohlfühlt und studenlang dahinschweben kann. Dort erzeugen ganz minimale tonale Änderungen eine unglaubliche Wirkung. Hier könnte man also beispielsweise nur durch die Änderung der Chord Tensions (Grad zwischen Dissonanz <--> Konsonanz) außerordentliche Effekte erzeugen, zB mit einer Atmo, die nach 16 Loops plötzlich so richtig schräg (aber subtil) reinfährt. Das lässt sich mit Liquid Notes ganz einfach machen. Ist nur so eine Idee von vielen in diesem Bereich. Oder man fügt eine unerwartete Modulation ein. Die muss gar nicht so ungewöhnlich sein, dass man ohne Liquid Notes nicht darauf kommen würde. Aber jetzt gehen gleich alle Instrumente im Arrangement mit. Ab 10 Tracks (oder weniger) mit tonalen Events macht das auf herkömmliche Art keine Freude. Das ist dasselbe Dilemma wie bei den oben beschriebenen Orchesterpartituren.
Liquid Notes kann euch überall von der begonnenen bis zur fertigen Produktion abholen. Man kann es nur ein bisschen oder ganz massiv einsetzen, je nachdem, wo und in welchem Ausmaß man eben Ideen für Harmonien, Skalen etc. benötigt: vom kleinen Skalpellschnitt bis zur kompletten Operation sozusagen. Ich bin mir sicher, es gibt dafür noch viele Anwendungsfälle, an die wir selbst noch nicht gedacht haben. Das macht es spannend und wird sicher auch die weiteren Entwicklungsschritte beeinflussen. Ich bin schon neugierig darauf ...
Soviel erstmal von mir. Wir freuen und über jedes Feedback und alle Fragen, und wir werden uns bemühen, möglichst viele davon zufriedenstellend zu beantworten.
Keep up the good music! 8)
Stefan