Ich habe zwar leider kein Modularsystem, aber ich finde Modularsysteme sehr faszinierend, weil die Technik relativ einfach und archaisch ist, was zur Folge hat, daß viele praktische Aspekte (Polyphonie, Sounds "wechseln", mehrere Spuren tracken zu müssen, oder Sampling betreiben müssen, weil die benötigten Sounds bei einem kleineren System vielleicht nicht gleichzeitig erzeugt werden können...) vergleichsweise umständlich sind, aber - sozusagen als Belohnung - die gestalterischen Freiheiten gleichzeitig immens sind. Ersteres fordert die Geduld, letzteres fordert die Kreativität. Insofern ist das - glaube ich - einfach ein recht anspruchsvolles Tool.
Ich finde, bei "alter" Technik ist es oft so, daß sie stärker den "Handwerksaspekt" fordert, (also: praktische Aspekte dauern länger, sind umständlicher) andererseits ist die Technik gerade deswegen relativ unaufdringlich, was Gestaltungsfreiräume betrifft: Wenn die Technik weniger Arbeit "automatisch" abnimmt, bedeutet das auch geringere Vorgaben, die aus der Kombination des vorhandenen technischen "Hilfsangebots" und der menschlichen "Faulheit" entstehen können. Moogulator widerspricht mir womöglich in diesem Punkt
Natürlich kann man sowas mit Selbstdisziplin vollständig umgehen, und muß sich von technisch naheliegenden Arbeitsweisen nicht im Ausdruck beeinflussen lassen. Aber mMn sind Menschen so gestrickt, daß sich das gegenseitig immer befruchtet - der Künstler und das Tool. Insofern erfordert es eine andere Disziplin, an einem Tool mit "naheliegenden", aber nicht zwingenden Vorgaben (Beispiel: Groovebox => 4/4) freiwillig dennoch den einfachen Weg zu verlassen, als von vorneherein ein Tool ganz ohne Vorgaben zu haben (ganz krass gesagt: Der leere Rahmen des Modularsystems) und zu einem mehrspurigen Arrangement völlig beliebige, aber dafür ggf. steinige Wege einzuschlagen. In letzterer Version ist es eher unwahrscheinlich, daß ohne inneres Konzept etwas musikalisch Brauchbares herauskommt. Und das ist vielleicht gar nicht schlecht.
Für mich wäre es ein Experiment wert: Ein Modular und einen Sampler, ein Mehrspurgerät, ein paar Effekte. Vom praktischen Aspekt die absolute Hölle im Vergleich zu einer DAW. Aber trotzdem sehr sexy. Ganz bestimmt verschieben sich durch ein solches Setup die Konzepte, im Vergleich zu der Musik, die einem bei der Benutzung einer Groovebox so "einfällt".
Ein weiterer - nostalgischer - Aspekt ist, daß eine bestimmte Arbeitsweise einen auch nähre an eine andere, ältere Zeit bringt, wenn man das will und drauf steht. Ich persönlich mag diesen ollen Nimbus, der dem ganzen anhaftet. Vielleicht mögen es ja welche, mit Techniken zu arbeiten, die ihre Kindheitshelden auch schon genutzt haben. Oft bringen identische Tools einen ja auch näher und einfacher an bestimmte Ergebnisse. Wenn man klingen will, wie aus den 60ern, dann geht das am einfachsten (oder "am stringentesten") mit Technik aus den 60ern. Gilt auch (und besonders) für Gitarristen.
Meine Erwartung an einen Modular wäre, Strukturen aufzubrechen, und mich in dieser Hinsicht zu inspirieren, und gleichzeitig zu mehr Selbständigkeit in der Konzeptualisierung von (Noten-)Musik, Klängen und deren Interaktion zu "nötigen"
Mal sehen, eines Tages habe ich ja vielleicht einen...