... @Marf - sowas meintest Du, oder?!...
Hallo aus dem Urlaub… erst mal möchte ich mal Stil vom Mittel trennen.
Zum Stil: Ja, mir sagt reduzierte Grafik und Animation wesentlich mehr zu. Eine fundiertes Konzept stringent durchgezogen. Wie man nun den Klang, Rhythmus und Spannungsbögen visualisiert ist ein eigenes und komplexes Thema, wenn es für den Betrachter zumindest nachvollziehbar, besser noch das Gehörte visuell unterstützen und intensivieren soll. Da mag der Musiker auch ganz andere Bilder zu seinen Klängen im Kopf haben und das sollte - denke ich - sich zumindest im Grundsatz decken.
Zu den Mitteln: Hier wären mir die verwendete Hardware oder Software erst mal egal. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ist m.E. das Gleiche wie mit Musik Gear. Hardware ist unmittelbar, direkt bedienbar, inspiriert, limitiert und fördert damit die Kreativität (bei mir zumindest) und macht live natürlich vieeel mehr her. Software kann schnell beliebig werden, wenn jemand wie ich als ungeschulter Autodidakt damit startet. Schnell verzettle ich mich da in den schier endlosen Möglichkeiten, was in Frust endet. Je mehr man aber ein Bild im Kopf hat, was man erreichen will, desto besser lässt sich Software einsetzen und auch ich fange an bestimmte Teile meines Live Setups mehr und mehr in ein iPad mit Controllern zu „virtualisieren“. Beim Thema Visualisierungen sieht das für mich hier ganz anders aus, da ich mich schon von Beruf wegen als Dipl. Des. viel intensiver mit dem Thema auseinandersetze und deutlich besser vorab einschätzen kann, was für mich funktioniert oder nicht. Daher würde ich da gleich zur Software greifen und in meinem Fall wäre vvvv.org das richtige Tool, da ich das eh schon drauf habe und so gut wie alles in Echtzeit generierbar sein dürfte, was heutige Rechner so hinbekommen können. Die Lernkurve ist allerdings heftig und der Weg steinig, sich das anzueignen. Dafür stehen einem dann fass alle Türen offen, die weit über die Generierung einer Animation hinaus gehen. Ist aber eben das gleiche Problem wie mit Musik aus dem Rechner: Man sollte vorher schon einen Plan haben, sonst verzettelt man sich.
Ich denke, hier muss jeder seinen individuellen Weg in einem entsprechenden Prozess finden um das zu erreichen, was für für sie/ihn und andere funktioniert. Anregungen, konstruktives Feedback und Meinungen sind da sehr hilfreich und wertvoll, wie man sie hier im Forum ja auch häufig bekommt.
Eine Sache noch, die für Live Visualisierung extrem wichtig ist: Die Latenz zwischen Klang und Bild. Bis der bereits gehörte Ton als Bild generiert und angezeigt wird, vergeht oft viel zu viel Zeit, um ein immersives Erlebnis zu schaffen. Daher würde ich hier primär mit Clock Signalen und Beatcountern arbeiten und sekundär Klanganalyse betreiben womit dann auch eine perfekt wahrgenommene Synchronisierung zwischen Bild und Ton machbar ist. Würde man also z.B. per FFT Analyse die Kick ermitteln, die Grafik rendern und an den Beamer schicken, käme das immer zu spät an und wirkt nicht. Selbst mit reinen Hardwarelösungen ist mindestens noch die durch digitale Technologie bedingte Latenz des Projektionssystems hinzuzurechnen, da hier analoge Hardware (z.B.Röhrenbeamer) wohl kaum mehr sinnvoll einsetzbar sind. Die Berechnung des Bildes muss im Live Kontext meist schon vor der Erzeugung des darzustellenen Klanges starten, um beides zeitgleich ausgespielt zu bekommen. Zwischen zwei Frames (dargestellten Bildern) liegen bei 60Hz schon über 16ms. Eine Latenz, bei der die meisten MusikerInnen schon die Augenbrauen hoch ziehen. Und ich kenne auch keinen Beamer oder Screen, der unter diesen Wert kommt.
So, jetzt geh ich einen Cappuccino am Strand trinken