Der Testbericht bei Amazona war mir persönlich inhaltlich nicht genügend, daher habe ich mir auch mal die Anleitung reingezogen.
Ich suche eigentlich seit langem einen Ersatz für die Analog Rytm. ich mag den Sound und immer wenn ich mich mit ihr auseinandersetze denke ich "geht doch". Allerdings mag ich sie einfach nicht anzuschauen. Das liegt nicht am Design, sondern irgendwie daran, dass ich nicht sehe, was sie hat. Ich kann das schwer erklären. Vielleicht, als wenn ich bspw. einen Menschen/Partner lieben würde, der zwar 400 Pfund wiegt, sabbert, nie lächelt etc., aber immer wenn ich mich mit ihm unterhalte und sein Inneres kennenlerne, dennoch zunächst denke: Ja, deswegen liebe ich ihn und daher mir all dies im Moment nix mehr ausmacht. Doch wenn ich ihn dann umarmen will klappt es nicht und wenn ich an den Po greifen will, weiß ich nicht was von allem der Po ist. Wo fängt er an, wo hört er auf? Dabei geht es mir nicht um die Ästhetik (ist ja Geschmackssache) sondern um den Workflow. Den will ich auf den ersten Blick sehen. Ich will den Partner anschauen können und über die Optik wissen, wie der Workflow mit ihm ist. Wie gesagt: Ich kann das schwer erklären. Ich habe auch Synthies die auf Programmierung und nicht auf Workflow ausgerichtet sind und das kann total okay sein. Diese teile sind aber so konzipiert, weil sie sich unterscheiden wollen von anderen. Aber bei den meisten Geräten (vor allem wenn sie nicht mehr als andere können) stehe ich dann doch auf direkten Zugriff. Den muss ich schon sehen, bevor ich auf ein Mini-Display starre und mich durch Pages klicke. Und Drummachines habe ich auch nur eine bisher und die soll zunächst neben einem Sampler genügen. Noch bevor mein Auge es über den Verstand erfassen kann will ich meine Finger an einem decay oder Tuning-Regler sehen.
Die neuen Roland-Teile (TR-8S) sind für mich ebenso keine Alternative. Auch viel zu uninnovativ an den LFO zu gelangen. Außerdem will ich analoge Bassdrum & Snare. Und die alten Tanzbär und Co. schreckten ich auch von der Bedienung tieferer Funktionen, die man dennoch häufig nutzen will, ab. Also blieb es bei der Rytm.
Doch mit dem erscheinen des Tanzbär 2 (hat gedauert bis ich überhaupt wusste, dass es ihn gibt), dachte ich meine Gebete wurden erhört. Auf dem ersten Blick zumindest. Ich habe mir mal die Anleitung durchgelesen. Und das hat mich wieder abgeschreckt. Irgendwie bin ich beim Lesen durcheinander gekommen. Da es keine Zeichnungen etc. gibt und ich das Gerät ja nicht vor mir habe, klang plötzlich so einiges komplizierter als es vielleicht ist. Shift Tasten und so sind ja ok. Aber ich hatte den Eindruck, dass man da doch einiges auswendig lernen muss und manches erschien mir auch nicht immer logisch. Zumindest kamen mir da Ideen, wie man hätte das ein oder andere anders verpacken können. Doch das kann wie gesagt auch täuschen. Ich müsste einfach mal ein solches Gerät da haben. Dennoch: Das interface-Design und eine optimale Bedienung könnten anders sein.
Ein Problem ist vielleicht auch, dass man aus dem tanzbären schon fast eine Groovebox gemacht hat. Sich abgrenzen durch Masse? funktioniert bei manchen Käufern gut, aber meist eher bei denen, die sich nur ein Gerät hinstellen wollen. Mir reicht es, wenn ein Drumcomputer nur 8 Spuren kann und 8 Einzelausgänge hat. Auch Samples müssen nicht zwingend. Zweite Bassdrum ist nett, aber zweite Snare? Ich kann mir ja noch n Sampler daneben stellen. Und dann hat man ja noch ein paar Synthies. Ein Profigerät sollte nicht durch Masse überzeugen müssen. Es reicht wenn es das kann, was es können soll. Hauptsache die Bedienung und der Workflow sind einzigartig und easy. Dann werden auch andere Ideen bei rauskommen als mit einem anderen Gerät und auf früh oder lang werden das die Leute schon merken und es wird sich rum sprechen. Ähnlich wie mit den alten Electribes. Sound etc. ist z.T. scheiße aber ein bis heute ungeschlagener Workflow. Obwohl der LFO nicht viel kann, habe ich allein durch Motion-Sequence einzigartiges Sounddesign mit dem Verbiegen von Samples etc. hinbekommen. Nicht ohne Grund sind die Preise kontinuierlich gestiegen, nachdem die Leute merkten was ihnen an den neuen Electribes fehlt. Wenn man den Schnickschnack weglässt, kann man das Budget nämlich für die Optimierung bestehender Grundfunktionen nutzen. Da das ziemlich viele Hersteller z.Zt. vergessen, wäre dies auch eine Möglichkeit sich abzugrenzen. Gelänge dies einem, dann würde man direkt mit Elektron und Co. konkurrieren, da man sein eigenes Ding fährt und Vorteile bietet, deren Aufmerksamkeit andere Entwickler verpassen.
Ich hoffe immer noch, dass der Tanzbär 2 nun den Rytm ablösen können wird. Sieht auch geil aus der Tanzbär 2. Ich würde MFB auf jeden fall empfehlen eine bessere Anleitung zu schreiben. Ein paar Fotos oder Zeichnungen würden schon helfen und man muss nicht ständig wieder zu einem Bild des Gerätes blättern. Sollte auch nicht viel kosten sowas. Die Foto-version muss man ja nicht den geräten beilegen. Und dass die PDF dann ein wenig größer ist, legt den Server auch nicht flach. ich habe bebilderte Anleitungen zu Studiogeräten schon an einem Nachmittag hinbekommen und alle Studenten hatten es mir gedankt.
Wenn ich die Chance bekommen sollte demnächst das Gerät in den Fingern zu haben, werde ich mich nochmal zu Wort melden.
Tanzbär 2 wird sich aber so oder so hoffentlich durchsetzen. Ich wünsche es MFB. Und vielleicht mache ich ja bald voller Begeisterung umsonst Werbung für das Teil