Mark Shreeve (Redshift, ARC) ist verstorben

FixedFilter

FixedFilter

⤜(◔‿◔)⤏
Gerade kam auf Facebook in einer Tangerine Dream Gruppe von einem der Admins die Meldung, dass Mark Shreeve von Redshift gestorben sei. Ansonsten habe ich bisher noch keine Meldung gefunden, die das bestätigen würde.
 
Ich bin zu geschockt, um jetzt etwas dazu zu schreiben -- Mark war einer meiner Lehrmeister, dem ich bei der Arbeit über die Schulter schauen durfte. Außerdem war er einer der unprätentiösesten und freundlichsten Menschen, denen ich je über den Weg laufen durfte.

Hier die Info aus dem EMPortal:



As reported by Ian Boddy on FB:

I am deeply upset & terribly saddened to have to make this announcement but my long time friend & musical collaborator Mark Shreeve passed away yesterday. I've known him for 40 years and we have of course composed and released a lot of music together as well as playing on stage at many memorable concerts. And these memories are certainly precious to me and will be forever. Here are a few further words from Mark's brother Julian.
“As Mark’s sibling and long-term musical collaborator, I am devastated that he has left us so soon – not only losing my only brother but also a terrible loss of creativity, capability, and the enormous dedication he had to create quality EM: he was a giant in electronic music and an expert in digital, analogue, and modular synthesis, as well as in production and performance. From early days as very young men when we visited ‘music shops’ to try out synths we could not afford, to performing in many European EM festivals over 27 years, Mark’s passion inspired me to get involved with him and the scene, and to assist him in his earlier music career as well as be a creative contributor to Redshift’s sound and albums. I know he has inspired countless others and has developed a dedicated fanbase whom will also miss him terribly. I hope all of us will continue to value his wonderful legacy for the remainder of our days”.
Julian Shreeve.

LTI0ODkuanBlZw.jpeg




Es zerreißt mir das Herz.

Stephen
 
Es ist von Ian Boddy und von Julian Shreeve auf Facebook bestätigt worden.

MOD: Bitte Threads zusammenlegen.

Stephen
 
Ich würde meinen Beitrag auch löschen, dazu fehlen mir aber wohl die Rechte. :denk:
 
Meine aufrichtige Anteilnahme, Stephen.

Danke.

Mark war mit Redshift um 1996/97 herum mit einer der ausschlaggebenden Faktoren (neben Node und Radio Massacre International), ['ramp] an den Start zu bringen und die Richtung einzuschlagen, die ['ramp] eingeschlagen hat:



1999 durfte ['ramp] das Alfa Centauri Festival für Redshift und Tim Blake eröffnen, und 2001 stand eigentlich ein Abstecher nach London geplant im Anschluß an das ['ramp]-Konzert in Jodrell Bank -- daraus wurde aus terminlichen Gründen nichts.

Ich bin im Prinzip auf den heutigen Tag genau vor zwanzig Jahren kurzentschlossen in den Flieger nach London gestiegen (Sonntag ['ramp]-Konzert, Montag Reise nach London), um einfach so, ganz spontan, mit Mark eine Session (oder zwei) zu spielen -- die Zusammenarbeit gestaltete sich als mit die unkomplizierteste und unprätentiöseste meiner gesamten musikalischen Schaffenszeit: "How about dusting off the Big Moog?" - "Let's make some funny noises!"

Unvergessen der Moment, als Mark mich an der Southgate Tube Station mit dem Auto seiner Lebensgefährtin abholte -- er war davor jahrzehntelang begeisterter Biker gewesen und hatte erst vor kurzem den Autoführerschein gemacht --; eigentlich hatte ich gehofft, daß er mich mit dem Motorrad in Heathrow abholen würde, aber Stephen, riding all along London Orbital takes at least two hours one way, just take the Tube and I'll pick you up there.

Unvergessen der kurze Spaziergang zu einem Sainsbury's bei ihm in der Nähe, um Walker's Crisps, McVities Hob Nobs, Cadbury's und Bier zu kaufen -- Stephen, what is German Weizen? Do you think I might like it?

Er mochte es.

Unvergessen der Moment bei Mark im Wohnzimmer, als er mir einen Rohmix des Titelstücks seines damals kurz vor der Veröffentlichung stehenden Redshift-Albums Halo vorspielte und er sich wie ein kleiner Junge freute, wie schön dieses Stück geworden war.



"Oh, Stephen, what do you think, how did Klaus Schulze create these sequences on Mirage?"

Im Anschluß hörten wir einen Rohmix von Nodes Levy, den er von Ed Buller bekommen hatte, bevor die fertige Albumfassung draus entstanden war. Ich brachte Mark auf den Gedanken, sich die Moon Modular Sequencer von Gert Jalass näher anzuschauen, als die Frustration über die ständig kaputten Moog 960 und die immer schwerer zu beschaffenden Ersatzteile dafür immer größer wurden -- Mark kaufte gleich mehrere Moon Modular Geräte.

Do you think the Encore Frequency Shifter is any good?

There is a PPG 1020 in the current VEMIA -- should I buy it for the tinkly Mirage-y stuff?


Als ich dann einige Jahre später die Früchte unserer Zusammenarbeit auf einem ['ramp]-Album veröffentlichen wollte und vorsichtig bei Mark nachfragte, ob er ein Problem damit habe, lautete seine Antwort nur Es ist Deine Musik, und ich freue mich, daran mitgearbeitet und dafür gesorgt zu haben, daß sie so gut geworden ist -- diese unprätentiöse und unkomplizierte Art hätte ich mir in meinem Leben von so manchem ehemaligen Mitmusiker gewünscht. Wenn einer um seine Größe weiß, braucht er nicht kleinlich zu sein.

Für den Juli 2005 hatten wir eine Fortsetzung unserer Zusammenarbeit geplant -- die Anschläge von London erforderten eine kurzfristige Änderung unserer Pläne, zumal Marks Lebensgefährtin Sue fast in dem zerfetzten doubledecker bus gesessen hätte -- der Schock saß bei allen tief. Sue und Mark waren es auch, die mich dazu brachten, wieder Englisch zu sprechen (nach vier Jahren Studium war ich so frustriert, daß ich komplett an mir selbst und meinen Fähigkeiten zweifelte). Sue war es auch, die auf meine Frage hin, wie ich mich für ihre Gastfreundschaft bedanken könne, sagte By coming back next year. Daraus wird nun nie mehr etwas werden.

Mark und ich waren seither immer wieder sporadisch in Kontakt und tauschten unseren Unwillen über die Richtung aus, den die heutige Unterhaltungs-EM eingeschlagen hat. Wir teilten die Frustration über die Mühsal (und den Mangel an Wertschätzung) hinter Livekonzerten und die Frage, in welchem Maße das eigentlich überhaupt noch Sinn macht, mehr als anderthalb Stunden zu einem Veranstaltungsort zu fahren, nur, um für Spritgeld vor einer Handvoll anoraks 100.000 Pfund an Equipment aufzubauen.

Vor acht oder neun Jahren kam Marks Bruder Julian auf die Idee, mich als dritten Mann zu Redshift zu holen, da James Goddard unabkömmlich war und sich die Zusammenarbeit mit Ian Boddy auch nicht immer als unproblematisch erwies ("Ian lives beyond Cockfosters, you know, but I like Ian -- he has such a funny accent." -- Ian ist ein echter Geordie aus Newcastle). Leider erwies sich das ganze Vorhaben als nicht durchführbar, aber alleine die Ehre, gefragt worden zu sein, ist unbezahlbar.

Mark bekam von mir immer die aktuellen Alben zugeschickt, worüber er sich immer sehr freute. Auf die wilmersdorf reagierte er damals nicht mehr und blieb still auf alle Kontaktanfragen hin -- das machte mir schon ein bißchen Sorgen, aber wer die Briten kennt, weiß, daß man weder mit seinem persönlichen Leid hausieren geht, noch so taktlos ist und einfach platt fragt, was denn nicht in Ordnung ist. Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich nun bewahrheitet. Ich weiß es nicht, aber es würde mich nicht überraschen, wenn der Brexit und die daraus für Künstler entstehenden Konsequenzen mit einen Einfluß auf Marks Kreativität und Wohlbefinden gehabt haben. Ian Boddy meinte nur mal zu mir We live in hell.

Das letzte Redshift-Album Life To Come wäre 2015 fast nicht erschienen, weil ein Großteil des Materials bei einer Computerpanne vernichtet worden war...

Mark war einer der wichtigsten Lehrmeister in meiner musikalischen Biographie -- er hat mir gezeigt, wie man Sequenzen arrangiert, so, wie Cosmic Hoffmann mir gezeigt hat, wie man ein Mellotron nicht nur spielt, sondern auch zersägt und zusammenfegt.

Danke dafür. Danke.

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Aufmerksam auf Mark Shreeve wurde ich erstmals durch sein fantastisches "Assassin" Solo Album aus dem Jahre 1981. Was danach folgte gefiel mir nicht mehr ganz so gut, erst mit seinem Redshift Projekt traf er wieder voll ins Schwarze bei mir. Ich erlebte ihn in den 90ziger Jahre auch einmal mit Redshift live in den Niederlanden und konnte dort mit ihm und Ian Boddy (ein weiterer Altmeister der EM!) ein paar kurze Worte wechseln (Stephen hat Recht, Mark war ein angenehmer Zeitgenosse!). Die Nachricht von Marks Ableben hat mich sehr bewegt, er wird aber in seiner Musik weiterleben und unvergesslich bleiben!
 
Aufmerksam auf Mark Shreeve wurde ich erstmals durch sein fantastisches "Assassin" Solo Album aus dem Jahre 1981. Was danach folgte gefiel mir nicht mehr ganz so gut, erst mit seinem Redshift Projekt traf er wieder voll ins Schwarze bei mir.

Mir ging es genauso -- ich konnte mit dem Spandex-Synthi-Metal nie viel anfangen, und als ich zum ersten Mal das erste Redshift-Album hörte, wollte ich nicht glauben, daß Mark Shreeve dahinter steckte.

Ich erlebte ihn in den 90ziger Jahre auch einmal mit Redshift live in den Niederlanden und konnte dort mit ihm und Ian Boddy (ein weiterer Altmeister der EM!) ein paar kurze Worte wechseln (Stephen hat Recht, Mark war ein angenehmer Zeitgenosse!).

Wr lernten uns 1995 auf dem KLEM Dag in Nijmegen kennen, als er dort auftrat -- viel von seinem typischen Power-EM-Sound, was mir nicht gefiel. Bis plötzlich eine Rubycon-artige Basslinie aus dem Saal drang (ich war zwischenzeitlich rausgegangen) und ich mich wunderte, was das denn jetzt sein mag.

An diesem Tag erzählte mir Mark voller Begeisterung, daß er sich einen Moog IIIc angeschafft habe und auch noch einen ARP 2600. Das nächste Mal begegneten wir uns, als er 1998 mit Ian Boddy zusammen als ARC auftrat beim Alfa Centauri Festival und das erste ARC-Album live präsentierte. Nie werde ich vergessen, wie der Boden bebte (und die PA ihre liebe Not mit den hochfrequenten Anteilen hatte), als der Moog am Mischpult reingefahren wurde.

Die Nachricht von Marks Ableben hat mich sehr bewegt, er wird aber in seiner Musik weiterleben und unvergesslich bleiben!

Das ist zumindest ein kleiner Trost und das Privileg des Kreativen -- ars longa vita brevis (um den von Mark verehrten Keith Emerson mal zu zitieren).

Da fällt mir noch eine Anekdote ein, die Mark mir mal erzählte: Als er 1977/78 eine Reise nach München machte -- mit Matte, Cowboystiefeln und Emerson-Outfit --, wurde er im Englischen Garten von einer Gruppe Polizeibeamten in Zivil unter vorgehaltener Waffe festgenommen. Beinahe wäre er erschossen worden, weil er nicht verstand, was die eigentlich von ihm wollten.

Stein des Anstoßes war nicht etwa sein Kleidungsstil, sondern die Tatsache, daß irgendein pflichtbewußter Mitbürger glaubte, Christian Klar im Englischen Garten gesehen zu haben und natürlich sofort -- in Erwartung einer reichhaltigen Belohnung für seine Tapferkeit -- die Ordnungshüter alarmierte.

Stephen
 
Der Name sagt mir ehrlich gesagt erstmal gar nichts, war wohl auch vor meiner Zeit aber die Musik hier in den Videos ist mitunter ganz geil.

RIP
 
Der Name sagt mir ehrlich gesagt erstmal gar nichts, war wohl auch vor meiner Zeit aber die Musik hier in den Videos ist mitunter ganz geil.

RIP

Touch me, touch me, I want to feel your body von Samantha Fox kennst Du aber bestimmt.

Ist sein Baby.

Das hier vielleicht auch:



Ist von John Carpenter, aber ebenfalls erfolgreich im Recycling Mode.

Stephen
 

Stephen
 
Mich macht das auch ganz fertig, auch wenn ich Mark Shreeve nicht persönlich gekannt habe - was ist das schon wieder für ein Jahr... 😢 Die beiden Live-Stücke vom Ether-Album (Redshift) sind für mich bis heute zwei der besten/schönsten/tollsten/bewegendsten Stücke der elektronischen Musik, die jemals jemand fertiggebracht hat. Die CD war 1998 ein Zufallsfund in der Elektronik-Ecke bei Saturn-Hansa in Bremen, irgendwie hatte mich das Cover angesprochen. Kurz reingehört, vor Freude fast vom Stuhl gefallen, CD natürlich gekauft und sie ist bis heute eine meiner 5 meistgespielten CDs geblieben... Ich bin sehr froh, Redshift wenigstens einmal live gesehen zu haben, auf dem besagten Alfa-Centauri-Festival 1999 in Huizen. Das war so ein grandioses Konzert, und das nicht wegen des Equipments, das da aufgefahren wurde...
 
Die Beisetzung ist heute um 12 Uhr mittags, Londoner Zeit.

Raise a glass to him, or two!

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Das hier ist wirklich die traurigste Stelle des Forums.

Aber es tut auch gut, zu sehen dass das Forum an diesen Ereignissen aufrichtige Anteilnahme zeigt.

In anderen Musikerforen wird kein Wort über die Künstler dieses Bereichs verloren.

Ich selbst habe Mark Shreeve erst spät kennengelernt.

Seine Musik begeistert mich weil sie erfrischend anders ist.

Da bin ich wirklich auch einem gutem Freund dankbar, dass er mich nach 20 Jahren wieder auf Konzerte und Festivals schleppt.
 
Habe es erst eben mitbekommen, als ich mal wieder das legendäre Konzert



schauen wollte.

Ich bin Anfang der 80er über eines seiner ersten Tapes mit Assassin, Angel Of Fire, Tyrant und System Six gestoßen und das hat mich damals enorm gepackt und inspiriert. Mit den späteren – teilweise auch rockigeren – Sachen konnte ich nicht mehr so viel anfangen (obwohl Legion und The Stand natürlich legendär waren).
Erst Jahrzehnte später habe ich entdeckt, dass Assassin ja ein Cover war, wobei ich Shreeve's rhythmisch abweichende Interpretation ansprechender fand (vielleicht auch nur, weil ich sie zuerst wahrgenommen hatte). Den finalen Stein im Brett hatte Mark Shreeve bei mir dann, als ich herausfand, dass er bei Samantha Fox's Touch Me beteiligt war. :banane:

Ruhe in Frieden, Du Ausnahmekünstler.
 
Hier mal authentisches Filmmaterial, das aus der Zeit kurz nach Erwerb des Großen Moog stammen müßte:



Es fehlt noch der dritte top tier mit mehr Sequenzern.

Als ich da war, war alles ein wenig geordneter und systematisierter, was die Aufstellung im Raum anging, und die Tannoys baumelten an Ketten von der Decke.

Stephen
 
Julian, Marks Bruder, hatte kurz nach Marks Ableben ein Tributalbum initiiert, dessen Erlös der britischen Krebsforschung zugutekommen soll.

Es hat eine Weile gedauert, aber das Download-Album ist heute veröffentlicht worden, mit Beiträgen von u. a. Radio Massacre International, Ian Boddy, Chuck van Zyl, ARC, AirSculpture, ['ramp] und anderen:


Ein paar Namen, die ich eigentlich erwartet hätte (Node, Chris Franke), fehlen leider.

Alle Gewinne aus diesem Projekt gehen an die Forschung.

Danke für's Lesen,

Stephen
 


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben