Tja, live sieht´s so aus:
Komplexe Atmos und Drones fahre ich in der Regel mit dem Electrix Repeater und den Oberheim Echoplexen sowie mit den anderen Klangerzeugern, die ich so mitnehme. Mit denen schaffe ich einen backdrop für die übrigen Instrumente; es sei denn, es handelt sich um sehr lange und komplexe Klangfarben, die ich a) live mangels Speicherplatz auf den Repeater-Karten nicht abgelegt bekomme oder die b) empfindliche Klangerzeuger erfordern, die ich nicht mitschleppen will.
Ambiente Field Recordings oder ähnlich schwer nachzumachende Schallereignisse (irgendwelches Geblubber aus dem ARP oder extrem processed klingende Moog-Loops) bereite ich auch in der Regel auf CD zum Einfliegen vor. Die fahre ich dann meist von CD ein; mir ist es einerlei, ob ich die Sounds zuhause im Studio oder live auf der Bühne erschaffe, unter´m Strich sind es meine, wen kümmert´s, ob ich die gerade live mache oder sie live im Studio produziert habe. Meist werden diese Sounds live eh nochmals durch den Wolf gedreht und processed, sodaß das Livelement weiterhin erhalten bleibt.
Dasselbe gilt für Sequencer- und Rhythmusbackings. Ich produziere meist komplexes Material vor, das ich live nur unter großem technischen und materiellem Aufwand -- den mir keiner bezahlt -- realisieren könnte, wobei mir dann immer die Gefahr im Nacken sitzt, daß irgendein Rädchen im Getriebe plötzlich nicht mehr mitmacht.
Im Interesse eines vernünftigen Konzertes ziehe ich es vor, solche Sachen lieber offen -- d. h. mit so wenig tonalen Vorgaben wie möglich -- vorzuproduzieren, bevor mir wieder dasselbe passiert wie bei einem unserer ersten großen (und wichtigen) Konzerte vor einigen Jahren in den Niederlanden, als unser HauptSequenzer dank einer Handyeinstreuung abgeschossen wurde. Und das vor ausverkauftem Haus, fast 700 Zuschauer...
Von der Schlepperei und dem möglichen Schaden an Leib (Rücken!) und Geräten ganz zu schweigen. Damals hatten wir den gesamten Krempel auf der Bühne, heute brauche ich diese Egodemo nicht mehr. Lieber ein geiles Konzert machen als irgendwelchen Leuten, die ich soweiso nicht mag, mit irgendwelchen Knallapparaten beeindrucken zu wollen. Vor allem sind die Gagen nicht so toll, daß man mal eben einen geklauten oder runtergefallenen Mini Moog neu kaufen könnte. Vielleicht werde ich irgendwann mal auf eine Groovebox und einen VA umsteigen, wenn ich mal was finden sollte, das mir gefällt.
Für den Fall der Fälle mache ich für jedes Konzert noch ein Backup von einigen Schlüsselpassagen fertig, welches ich auch von CD einfahren kann. Es kann immer mal passieren, daß irgendwo ein Kontaktproblem oder ein sonstiger Ausfall auftritt, und wenn ich dann das Loop nur im Repeater hätte, könnte ich das Konzert nicht so durchziehen, wie ich es mir zurechtgelegt habe. Daher nehme ich vorher immer ein längeres Segment zuhause im Studio auf, damit ich es zur Not anstelle des Repeaters einfahren kann. Das hat dem Finale bei unserem letzten Konzert den Hals gerettet. Schlußendlich hängt es aber stark von der Musik ab, die man machen möchte.
Ein Set für Dark Ambient erfordert andere Maßnahmen als ein Set für rhythmischere Musik. Bei Dark Ambient hätte ich mehr Mikrophone für akustische Live-Instrumente dabei.
Der Mitschnitt erfolgt seit einem Debakel auf einem Festival direkt bei mir/uns auf der Bühne auf DAT. Da muß ich mir keine Gedanken machen, ob der Typ am FOH-Pult überhaupt weiß, was er tut. Da brauche ich nur mir selbst in den Arsch treten, wenn was schiefläuft mit der Aufnahme.
Ja, Martin, das *darfst* Du ruhig petzen

. Steve Roach stand vor einigen Jahren mit vidnaObmana bei einem Festival auf der Bühne, und Steve hatte sechs Discmen dabei... einen für Atmos, einen für Drones, einen für Rhythmen, und was weiß ich noch mehr. Konzert war trotzdem toll (war die "On this Planet"-Tour 1997).
Stephen