Korg 01/W FD - bootet nicht, kein Ton

[herr_dreier]

Ein 01W FD ist zu mir gekommen, der sich etwas Zuwendung wünscht.

Hier mein kleiner Bericht:

Beim Einschalten ist der Wechselrichter der Hochspannung zu hören. Das Display leuchtet schwach, bleibt aber leer. Die Schalter LED leuchten, wenn sie betätigt werden. Kein Audio am Phones-out, andere Ausgänge noch nicht getestet. Auch nach Reset (hold-compare power on) bleibt dieser Zustand bestehen.

Zunächst habe ich eine völlig entleerte Pufferbatterie getauscht.

Ein Blick ins Innere zeigte einen geplatzen Elko C17:






Die Elko-Kotze hat Leiterbahnen in der Umgebung angefressen:




Neben C17 habe ich auch C18 und C20 ausgetauscht, da auch hier die Leiterbahn leicht angefressen war.
Eine Leiterbahn zwischen dem TG Chip und dem ROM, die über das Widerstands Array RA5 führt, war ebenfalls durch.
Sichtbar war das nicht, aber messbar. Habe eine Drahtbrücke an der Unterseite gesetzt:




Auf dem I/O Board habe ich einige gebrochene Lötstellen neu verlötet:




CN4 A, der die Stromversorgung aufs MLB bringt, war ordentlich korrodiert:




Nach Reinigung konnte ich folgende Spannungen unter Last messen:
1: +5,03
2: +5,03
3: GND
4: GND
5: +11,8
6: GND
7: GND
8: -11,8

Ohne Last gab es kaum Abweichungen dieser Messwerte. Trotzdem habe ich das Netzteil ausgebaut und die Kapazitäten der Elkos überprüft. Da hier keine Aufffälligkeiten erkennbar waren, habe ich die Elkos erstmal wieder eingelötet:




In der Nähe von IC52 und IC53 findet sich 2 Sicherungswiderstände für den DAC.
Wenn die durchgehen, bleibt der Audioausgang stumm. Beide Widerstände R142 und R143 sind OK.




Alle weiteren Elkos sind äusserlich unversehrt. Alle gesockelten Chips habe ich reseated, das sind in dem Fall nur die CPU und die beiden Eproms mit der Firmware.
Nach allen Reparaturmassnahmen bleibt der Fehler unverändert. Als nächstes werde ich die Elkos auf dem MLB prüfen und ggf. austauschen.
Die nicht sichtbare Unterbrechnung einer Leiterbahn zeigt mir, dass man bei der Fehlersuche auch das weniger offensichtliche nicht ausschließen sollte.
Ich werde berichten, wie es weitergeht

 

[fanwander]

Das Ding ist digital. Passiert denn auf den Adress- und Datenleitungen was, wenn Du mit dem Scope draufschaust? Ein beliebter Fehler bei solchem Zeug ist, dass die Reset-Schaltung nach dem Einschalten den Prozessor nicht neustartet.

 

[herr_dreier]

Ein Kumpel riet mir: mach doch mal den Pfostenstecker für die Hauptstromversorgung des MLB auf.


Ich hatte den korrodierten Stecker zwar in IPA/Deoxit gebadet, aber ich habe mir die Kontaktfedern nicht angeschaut. Tatsächlich waren 2 Federn von der Elkokotze regelrecht weggefressen. Ich hatte die Spannungen nicht sorgfältig genug geprüft, es fehlten die -12V.

Da ich gerade keinen passenden Stecker da habe, habe ich die Kabel angelötet, da sie auf der Netzteilplatine auch noch steckbar sind.



Das MLB startet jetzt.
Der Kopfhöhrerausgang liefert ein Audiosignal.

 

[herr_dreier]

Nachdem der Synth wieder einwandfrei funktioniert, macht der Tausch des dunklen Displays Sinn.
Beim Ausbau des Displaypanels zeigen sich auf der Rückseite 2 weitere Problem-Elkos:





Die Displaykits von synth-parts sind unroblematisch einzubauen, lediglich der Tausch eines smd Widerstands auf dem MLB erfordert etwas Lötgeschick.









Zum Schluß bleiben noch einige zerfressene Gewinde der Gehäuseschrauben zu fixen:





Hier treffen Stahlschrauben auf weiches Aluminium, was mit der Zeit dazu führt, dass die Schrauben fast herausfallen.
Zunächst dachte ich an Rivet Gewindenieten, aber dazu ist zuwenig Substanz vorhanden. Daher werde ich alle mit Loctite fixieren.

Damit kann ich das Projekt erfolgreich abschließen.