XCenter schrieb:
riesengockel2k schrieb:
Falls es einen Synthesizer gibt der das kann, könntest du mir ein Modell nennen?
Drumsounds und Synthesizer ist ein Thema für sich. Nahezu JEDER Synth kann Drumsounds produzieren.
So ist es. Elektronische Drumsounds sind auch keine Zauberei und erfordern auch keine abgefahrenen Spezialfunktionen. Den einen oder anderen Oszillator mit den üblichen Wellenformen (Dreieck, Rechteck/Puls, Sägezahn, je nachdem, was man machen will), Rauschen für die Snare o. ä., Filter, meist braucht man nicht mal mehr als eine Hüllkurve, höchstens zwei, und für den Hausgebrauch müssen die nicht mal so halsbrecherisch schnell sein. Grundausstattung von fast jedem virtuell-analogen oder echtanalogen Synthesizer (abgesehen von einigen puristischen, ultrakompakten echtanalogen Winzsynthesizern). Ernsthaft, wenn man eine fette Kickdrum mit einem Synth bauen will, braucht man nicht umbedingt
MBase oder Kick Lancet, das kann theoretisch sogar ein 1971er
Minimoog.
Der Trick ist meistens eigentlich nur, die Sounds mittels Verstärkerhüllkurve so kurz zu halten, daß sie einem nicht sofort tonal spielbar vorkommen. Dann ist es auch egal, was man an Audiomaterial (Wellenformen) zugrundelegt. Damit könnte man sogar das Whitney-Houston-R&B-Balladen-E-Piano vom Yamaha DX7 nehmen und daraus nette Percussion basteln, indem man einfach die Hüllkurven schön kurz dreht. Wohlgemerkt, immer noch am DX7.
Wenn's überhaupt Einschränkungen gibt, dann dabei, mit einem einzelnen Synth
mehrere Drumsounds zur gleichen Zeit zu erzeugen, z. B. weil man live spielen will, oder weil man beim Produzieren keine Zeit und keinen Bock hat, mit seinem Monosynth jedes Drum- und Percussion-Instrument einzeln nacheinander aufzunehmen.
Idealerweise hat ein Synthesizer dafür einen Drummode. Der hat mit der Architektur des einzelnen Klangs absolut nix zu tun, sondern bedeutet nur, daß man praktisch ein Programm wählt und dann etliche unterschiedliche Drumsounds über die Tastatur verteilt hat. Kick Drums, Snare Drums, Hi Hats, Becken, Toms, Hand Claps, alles mit einem einzelnen Programm angewählt. Wenn der Synth einen Multimode hat, hat das den Vorteil, daß man nicht etliche Parts für jeweils einen Drumsound verheizen muß. Wenn man über MIDI spielt, hat das auch den Vorteil, daß man die Drums alle mit demselben Kanal ansteuern kann. Konkrete Beispiele für virtuell-analoge Synthesizer mit Drummode:
Novation KS4/KS5/KS-Rack (werden alle schon seit Jahren nicht mehr gebaut und haben auch ein paar Samples drin, gehen aber richtig gut für Drumgeschichten mit Standardwellenformen). Wenn jemand Ergänzungen hat, her damit.
Alesis Micron und
Akai Miniak haben was Ähnliches, aber mit der Einschränkung, daß es so nur mit dem internen Sequencer anzusteuern geht. Das heißt, der Sequencer kann lustig aus dem ganzen Drumvorrat (eigentlich dem ganzen Soundvorrat) des Synth schöpfen, und das Ganze belegt dann nur einen Platz im Multimode. Per Hand oder mit einem externen Sequencer geht das nicht.
Wenn es keinen eigenen Drummode gibt, kann ein Synthesizer immer noch als elektronisches Schlagzeug herhalten, wenn er einen Multimode hat, also unterschiedliche Soundprogramme gleichzeitig und unabhängig voneinander spielen kann. Da kann man dann den Workaround anwenden, einzelne Drumsounds zu bauen und im Multimode jeweils auf einen Part legen. Auf Part 1 liegt dann die Kick, auf Part 2 die Snare und so weiter. Weil aber bei virtuell-analogen Synthesizern meistens kein programmierbarer drumtauglicher Sequencer eingebaut ist, muß man auf einen externen Sequencer zurückgreifen. Und da hat man dann das Problem, daß man häufig für jede einzelne Drum einen eigenen MIDI-Kanal benutzen muß. Kick, Snare, drei Toms, Open Hi Hat, Closed Hi Hat, da sind mit der Grundausstattung schon sieben von 16 Kanälen futsch. Und selbst wenn man die Drums am Gerät auf der Klaviatur spielen will, darf man sich erst die Tastaturbereiche für jeden einzelnen Drumsound hinbasteln und so weiter, ist also nicht sehr komfortabel. Beispiele für virtuell-analoge Synthesizer, die zwar einen Multimode, aber nachweislich keinen Drummode haben:
alle Access-
Virus-
Generationen,
Alesis Micron mit neuester Firmware,
Akai Miniak, mit Einschränkungen (nur 4 Parts im Multimode) auch
Alesis Ion und Micron mit älterer Firmware. Wahrscheinlich noch mehr Synths (Nord Lead 3? Waldörfer? Supernova? Nova? Radias?), aber meistens wird sich darüber ausgeschwiegen, ob's einen Drummode gibt oder nicht, weil den kaum einer nutzt, und Virus und Miniak kenn ich aus eigener Erfahrung.
Es gibt natürlich auch analoge oder virtuell-analoge Synthesizer, die sich auf Drums spezialisiert haben, etwa
Vermona DRM1 oder
Waldorf Rack Attack, aber die kochen auch nur mit Wasser.
XCenter schrieb:
Ob die Ergebnisse das erfüllen, was man erwartet ist eine ganz andere Frage.
Was wiederum davon abhängt, was man erwartet. Will man ultrakurze Blips und Clicks? Eine amtliche
808? Eine Beatbox aus den 70ern nachbauen? E-Drums à la Simmons SDS V? Oder was noch nie Dagewesenes? Gut, wenn es wirklich wie ein echter Schlagzeuger hinter einem echten akustischen Schlagzeug klingen soll, kommst nicht um ein Gerät herum, das Samples dafür hat, oder das Samples dafür laden kann. Aber für elektronische Drumsounds kann man grundsätzlich mal alles nehmen.