...ist G.A.S. per se schlecht?

fairplay

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...ich komme aus dem 'habe länger nix gekauft-thread', und wie viele ähnlich gelagerte thread klingt heraus, dass G.A.S. irgendwie schlecht und möglicherweise unvermeidbar ist:


...und jetzt wundere ich mich gerade - ist G.A.S. tatsächlich was Schlechtes? - nur weil man nächtelang nicht schlafen kann (können viele berufsbedingt oder weil sie an das Mädel/den Buben vom Schulhof vor 15 Jahren* denken müssen auch eh nicht) oder weil man sich wegen G.A.S. die Butter nicht mehr auf's Brot leisten kann (ist wahrscheinlich 'für's Colesterin' für die Meisten eh besser)?...

...also, ich versteh' es nicht: ist G.A.S. schlecht?...


*Edith sagt:

...das kennen die meisten wahrscheinlich gar nicht (mehr):

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
Alkoholgenuß ist an sich nicht schlecht, wird aber zu einem Problem, wenn er außer Kontrolle gerät.

Das hat nichts mehr mit Spaß zu tun, auch wenn Leute, die am Abend vier Flaschen Wein zum Stückpreis von 35 Euro killen, immer noch als Feinschmecker durchgehen. Bei vier Kartons Wein für 1,99 pro Stück ist die Grenze zur Suchterkrankung viel offensichtlicher und auch nicht mehr mit Genießer zu verbrämen.

Auch GAS ist unter'm Strich Kontrollverlust -- bis zu einem gewissen Punkt mag das lustig sein (so ein Vollrausch einmal im Jahr, auf dem Oktoberfest), aber auf Dauer sicherlich etwas, das die Kontrolle über das eigene Denken, Fühlen und Handeln übernimmt.

Aber was weiß ich schon. Bin alt und langweilig und habe sowieso keine Ahnung.

Stephen
 
Wenn es einen aber in Finanznöte stürzt...

...freut sich die Volkswirtschaft. Wo wären wir heute, wenn wir nicht alle so gute Konsumenten wären.

Blöd ists halt nur, wenn's Leute wie mich gibt, die prinzipiell fast nichts Neues kaufen, sondern immer nur den ollen Kladderadatsch aus den 70ern bis 90ern, der schon durch zig Hände gegangen ist. Da hat ja gar kein shareholder was von.
 
Bin Ü50 und habe erst vor wenigen Jahren mit Musik “machen” angefangen. Ich kann nur deutlich sagen, dass ich in meinem Leben für deutlich schwachsinnigere und unbefriedigendere Dinge viel Geld ausgegeben habe als für Musikinstrumente/Gear (im weitesten Sinne, Hardware, Software).
Ich habe vor kurzem mal überschlagen, was sich viele “Durschnittsmenschen” so pro Monat an “Luxus” leisten, wie:

- aktuelles großes Auto als Statussymbol
- Morgens, Mittags, Abends auswärts essen!!!
- Zigaretten
- Alkohol
- aktuelle Kleidung als Statussymbol

und komme damit schon auf locker weit über 1000€ monatlich. Für mich persönlich haben diese Dinge keinen oder keinen besonderen Wert und ich nutze sie nicht oder zumindest kostenlose bis günstige Alternativen.
Meine ca. 2000-3000€ im Jahr für Gear sind dagegen ein Witz. Weiterhin ist Gear noch relativ wertstabil und man kann es schnell und gut wieder verkaufen.
 
Bin Ü50 und habe erst vor wenigen Jahren mit Musik “machen” angefangen. Ich kann nur deutlich sagen, dass ich in meinem Leben für deutlich schwachsinnigere und unbefriedigendere Dinge viel Geld ausgegeben habe als für Musikinstrumente/Gear (im weitesten Sinne, Hardware, Software).
Ich habe vor kurzem mal überschlagen, was sich viele “Durschnittsmenschen” so pro Monat an “Luxus” leisten, wie:

- aktuelles großes Auto als Statussymbol
- Morgens, Mittags, Abends auswärts essen!!!
- Zigaretten
- Alkohol
- aktuelle Kleidung als Statussymbol

und komme damit schon auf locker weit über 1000€ monatlich. Für mich persönlich haben diese Dinge keinen oder keinen besonderen Wert und ich nutze sie nicht oder zumindest kostenlose bis günstige Alternativen.
Meine ca. 2000-3000€ im Jahr für Gear sind dagegen ein Witz. Weiterhin ist Gear noch relativ wertstabil und man kann es schnell und gut wieder verkaufen.
Das ist Relativierung. Bei GAS geht es um zwanghaftes Kaufverhalten und das kann man nicht wirklich schönreden. Außerdem gehören Kleidung, Autos und sonstwas auch dazu.
 

...hmmm - darum geht es hier jetzt eher nicht - also: besonders um die Bilder und Assoziationen, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängen...

...G.A.S. entlädt sich meist eher in blinkenden, tönenden und glitzernden Gegenständen...

Auch GAS ist unter'm Strich Kontrollverlust

...ja, aber: viele Künstler nutzen Rauschmittel, um sich in einen Zustand zu bringen, der einen Kontrollverlust mit sich bringt und aus dem dann die tollsten Kunstwerke entstehen - G.A.S. hinterlässt aber mehr/anderes als blaue Flecken und Gedächtnislücken...
 
Bei GAS geht es um zwanghaftes Kaufverhalten und das kann man nicht wirklich schönreden.

...ja, aber: vielleicht ist unterbewußt das Ziel des 'sich ungehemmt dem G.A.S. hingebens' einerseits ein Lustgewinn, der andererseits zu einer Art Bewußtseins-Erweiterung führt, weil man sich aus seinem warmen, trockenen Nest in eine Situation bringt, die - wie oben schon beschrieben - zu 'Druck' führt der womöglich in erhöhter Kreativität (muss ja nicht musikalisch sein) endet?...
 
...ja, aber: vielleicht ist unterbewußt das Ziel des 'sich ungehemmt dem G.A.S. hingebens' einerseits ein Lustgewinn, der andererseits zu einer Art Bewußtseins-Erweiterung führt, weil man sich aus seinem warmen, trockenen Nest in eine Situation bringt, die - wie oben schon beschrieben - zu 'Druck' führt der womöglich in erhöhter Kreativität (muss ja nicht musikalisch sein) endet?...
Nein, selbst dann nicht.
 
Das ist Relativierung. Bei GAS geht es um zwanghaftes Kaufverhalten und das kann man nicht wirklich schönreden. Außerdem gehören Kleidung, Autos und sonstwas auch dazu.
Du hast recht: Hier relativiere ich für mich mein G.A.S., was ich OK finde. Wenn es bei G.A.S. hier im Thread tatsächlich ausschließlich um ständigen Kaufzwang bis zum Ruin geht, dann bin ich tatsächlich auch weit davon entfernt. Sorry für das off topic Geschreibsel.
 
Nein, selbst dann nicht.

...ok, dann hängen wir (wohl semantisch) am 'schönreden' - ich ersetze schönreden durch 'evolutionäre Notwendigkeit'...

...es geht mir übrigens auch nicht darum das Problem schönzureden - es geht mir um die Frage, ob G.A.S. nicht tatsächlich auch seine Berechtigung hat und dass man, wenn man es nicht nur als gegeben hinnimmt, sondern zum Beispiel mal schaut 'wo kommt es her' und 'wo führt es hin', und versucht sich gedanklich von den negativen Aspekten zu befreien um vielleicht besser, gezielter damit umgehen zu können - als Betroffene/r und als 'Angehörige/r', Zuschauer, Freund (...)...
 
@fairplay
Ich weiß worauf du hinaus willst, aber selbst wenn etwas Schlechtes positive Nebeneffekte hat, so bleibt es weiterhin schlecht.

Der Krebs wird dadurch nicht gut, wenn man in der Onkologie die Liebe seines Lebens kennenlernt.
 
Auf Wikipedia wird auf dieses glaube wissenschaftliche Buch zum Thema verwiesen… Hat das schon mal jemand gelesen oder überflogen?
Ist von Jan–Peter Herbst und Jonas Menze und heißt:

„Gear Acquisition Syndrome

Consumption of Instruments and Technology in Popular Music“



Laut Wikipedia–Kurzzusammenfassung:

Das 2021 von den Musikwissenschaftlern Jan-Peter Herbst und Jonas Menze veröffentlichte Buch Gear Acquisition Syndrome: Consumption of Instruments and Technology in Popular Music[14] argumentiert, dass es sich um ein Phänomen handelt, das sich nicht im Kauf nicht notwendiger Apparate erschöpfe. Es stehe als Sammelbegriff für ein Spektrum musikspezifischer Aneignung von Konsumgütern, die identitäts- und gemeinschaftsstiftend wirke und mit musikalisch-ästhetischer Praxis, dem Erlernen eines Instrumentes und dem kreativen Ausdruck der jeweiligen Genres verbunden sei. Die Autoren werteten 668 Fragebögen zu Motivation, Verbreitung, Instrumentengruppen und sozio-demographischer Verortung der Nutzerinnen und Nutzer aus.[15] Zu den wichtigsten Motiven zählen laut der Studie das Erforschen neuer Klänge, Ausdruck, Nostalgie und das Experimentieren. Als weniger wichtig erwies sich die Rolle von prominenten Vorbildern. Sammeln erwies sich nicht als Hauptmotivation. Obwohl bei wenigen Befragten das Ansammeln neuer Geräte schwerer wog, nutzen alle das Equipment auch im Spiel. Zudem bestätigte die Studie das Bild eines männlich dominierten G.A.S-Diskurses.

 
Andere Prioritäten sind GAS mindernd, zB eine Photovoltaik-Anlage.
Da durften für einen Teil der Finanzierung auch einige Gear-Schätzchen das Haus verlassen.
Zudem diszipliniert mich diese Investition zu einem Limit für weitere GAS-Anfälle.

Als „Trostpreis“ ist bei strahlend blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein heute schon um 10:30 Uhr der 12kw Speicher voll gewesen und es wurden aktuell ~15kwh auf der „kleinen“ 10kw Anlage produziert. Gegen 13:00 ist dann auch noch die E-Karre vollbetankt.
Was will man mehr? ;-)
 
G.A.S. an sich ist nicht schlecht und für mich mittlerweile, Geräte auf eine Liste zu setzen und erst einmal nix zu machen. Im Idealfall ist der Impuls bald wieder weg oder durch was anderes ersetzt worden. Ist aber ein Gerät längere Zeit auf der Liste an oberer Position wird das ein tatsächlicher Kandidat. Diese Geräte bleiben erfahrungsgemäß auch, alle Impuls-Käufe nach schnellen Ideen gehen oft sehr zeitnah.
 
Der Krebs wird dadurch nicht gut, wenn man in der Onkologie die Liebe seines Lebens kennenlernt.

...aber: möglicherweise der Umgang mit der Diagnose und - das ist nicht so esotherisch wie es sich anhört - die Entwicklung und der Ausgang der Krankheit...
 
ist G.A.S. schlecht?...
Ja - unter der Premisse das man nicht große Mengen Geld zur Verfügung hat und evtl musikalisch etwas erreichen will.

Wenn vielleicht 200.000€ keine Rolle spielen und man sowieso nur aus Spaß an den Geräten rumdängelt , dann ist GAS eigentlich egal.. obwohl. Das könnte sich ja auch auf andere Lebensbereiche übertragen.

Vielleicht doch pauschal ja.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja - unter der Premisse das man nicht große Mengen Geld zur Verfügung hat und evtl musikalisch etwas erreichen will.

...den Zusammenhang verstehe ich nicht - für G.A.S. ist es doch egal wieviel Geld ich habe - am Ende vom Geld ist das Geld zuende...

...und: ganz im Gegenteil behaupte ich ja, dass der Druck, der durch G.A.S.-bedingten Geldmangel entsteht womöglich der Kreativität zuträglich ist (bspw.: 'jetzt habe ich das ganze Geld investiert - jetzt muss da auch was rauskommen dabei')...
 
...und jetzt wundere ich mich gerade - ist G.A.S. tatsächlich was Schlechtes? - nur weil man nächtelang nicht schlafen kann (können viele berufsbedingt oder weil sie an das Mädel/den Buben vom Schulhof vor 15 Jahren* denken müssen auch eh nicht) oder weil man sich wegen G.A.S. die Butter nicht mehr auf's Brot leisten kann (ist wahrscheinlich 'für's Colesterin' für die Meisten eh besser)?...

...also, ich versteh' es nicht: ist G.A.S. schlecht?...

Also ich persönlich verstehe das Phänomen auch nicht als etwas unbedingt Negatives. Einige spielen ja auch selbstironisch damit, dass sie z.B. nur noch diesen einen Synth benötigen… diese Firma hat sich sogar nen Namen zu dem Thema gegeben… 😛

Ich finde, bei dem schlechten Gewissen oder der Verdammung von G.A.S. schwingt hier und da auch so was Puritanisches bzw. so ne protestantische, tendenziell spaßbefreite Ethik mit, die das Rationale zur obersten Richtschnur erkoren hat. Das finde ich dann bissi traurig, wenn man sich unnötig geißelt. Ich denke, im Synth–/Musikbereich ist man einfach frei zu tun was man möchte und man sollte sich nicht von anderen (oder dem gesellschaftlichen Zeitgeist / Über–Ich) runterziehen lassen.

PS. Eben hat die UPS–Botin den Korg Drumlogue vom Musicstore geliefert… 😋🥳
 


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