kürzlich im
Rolling Stone gelesen:
In my timeline, Samantha-level AI will appear around 2029. But it's not going to be us versus them, or unenhanced humans versus the machines. Whether the machines are enemies or lovers, we're going to integrate with them. We'll be enhanced - and I would argue we're already enhanced with the devices we have. We've already extended our mental capacities with computers. Even if they aren't yet inside our bodies and brains, that's an arbitrary distinction. I wrote my last book in a fraction of the time of my first book, just because of all these technologies we have. And they're getting closer and closer - there are a couple of billion smartphones on the planet. By the 2030's, when computers are the size of blood cells, they'll go inside our bodies and brains quite effortlessly and uninvasively.
(Ray Kurzweil)
Solche Äusserungen nerven mich jedesmal. Weiss auch nicht genau warum. Einerseits der stets übermässige Glaube an Technologie, andererseits die konkret doch recht gewagten Prognosen (innert 15 Jahren soll die Wissenschaft und Technik imstande sein, irgendeine Art von holographischem Speicher oder gar Rechner auf biologischer Basis zu entwickeln und serienmässig herzustellen). Sowas darf man nicht ernstnehmen, aber weil es so verführerisch klingt, wird es ernstgenommen. Der Beweis, es wird im
Rolling Stone abgedruckt. Zwar eher als Lückenfüller.
Was mich dazu noch nervt dass ich mich an einem Futuristen nerve. Denn ich bin diesen Denkern sonst sehr aufgeschlossen. Jules Verne, Stanislav Lem, Isaac Asimov, Rudolf Steiner, Emma Kunz, Frank Herbert, um nur ein paar zu nennen. Zukunftsforschung ist mein Arbeitsgebiet. Aber Kurzweil ist von meiner Warte aus gesehen auf dem Irrweg. Nicht komplett, ich meine, wir haben auch schon festgestellt, dass Kleincomputer in Form von Smartphones schon enorm verbreitet sind und die Internetanbindung von Tag zu Tag lückenloser wird. Über künstliche Intelligenz haben wir schon diskutiert, ich denke, dass wir dieses Thema eh schon abhaken können. Kurzweil ist ein Seher, der sich leider seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen unterwirft. Wenn wir das alle machen würden, dann wären wir ziemlich enttäuscht, da wir immer noch nicht den Jedi-Trick aus Star Wars anwenden können. Man muss hier realistisch bleiben. Die Zukunft wird rosig, so wie ich sie sehe (und nicht herbeiwünsche, sondern als logische Konsequenz der Ereignisse und Entwicklungen erkenne), aber sie bzw. die Gesellschaftsordnung wird nicht auf irgendwelchen Technologien basiert sein. Eine funktionierende Basis ist stets eine breitangelegte Gesellschaft ohne Mangel. Technik hilft in diesem Bereich, aber Technik allein löst die Problematik nicht. Diesen Satz vielleicht zweimal lesen. Da steckt Sinn drin, da wir aus unserer eigenen Erfahrung wissen, dass Technik auch Nachteil und Hürde sein kann, nicht nur Helfer. Technik kann aber nützlich sein und ist auch ein Teil der Entwicklung der Menschen. Sie muss nur richtig angewendet werden. Genau dasselbe gilt für die Wissenschaft. Genau dasselbe gilt für politische Strukturen.
Der grösste Feind des Menschen ist der Mensch selbst. Das wurde in zahlreichen Medien wiederholt. Ich mag diese Aussage nicht, da sie sehr ungenau ist. Es ist nicht der Mensch an sich, der das gefährlichste und schlimmste Raubtier der Erde darstellt, es ist der biologische Selbsterhaltungstrieb, der der menschlichen Entwicklung zur Zeit (schon seit längerem eigentlich) ein Stolperstein ist. Dieser Erhaltungstrieb allerdings ist absolut notwendig. Der geht auch nicht weg im Jahr 2029, auch nicht 8615, soll er auch nicht. Aber bewusst damit umgehen ist eine Variante, die wir in Zukunft lernen können. So wie mit dem Sexualtrieb (der ja gar nicht so unterschiedlich ist zum Selbsterhaltungstrieb; in Wahrheit sind beide eng verknüpft).
Die Zukunft der Menschen, so wie ich sie mir vorstelle (da dies Kurzweil macht, darf ich das auch
) wird sich menschlich gesehen nicht viel gross ändern. Auch die Technologien werden keine fundamentalen Änderungen oder Paradigmenwechsel erbringen, weder in der Medizin noch in Raumfahrt oder Computertechnik. Gut, eine Art holographischen Speicher ist wohl ziemlich offenbar angesichts der bekannten Lasertechnologie. Geräuschlose Computer. Ah, was für eine Wohltat. Aber das wird schon in absehbarer Zeit realisiert werden, also in den nächsten Jahrzehnten. Ist ja jetzt schon da als Ansatz.
Der wirkliche Wandel wird die stetige, über viele Generationen überbrachte Anpassung an die Gegebenheiten sein. Die Folge davon: mehr Bewusstsein über die Natur einer Sache, weniger striktes Folgen des Selbsterhaltungstriebes. Eine Gesellschaft, die Sicherheit und Anerkennung garantiert, ist förderlich für so eine beinah als nobel zu bezeichnende Geisteshaltung des zukünftigen Menschen.
Kurzweil baut auf äussere Dinge (Technik, in diesem Zusammenhang als technische Geräte gemeint; der Begriff Technik lässt sich verschiedenartig definieren bzw. interpretieren), ich weiss, dass ich zuerst auf die menschliche Entwicklung bauen muss. Alles andere folgt später bzw. wird versaut, falls die menschliche Entwicklung noch nicht soweit ist. Das kann man drehen wie man will. Mit Kenntnissen in Chemie kann man Bomben bauen oder Raketen zum Mars. Beides ist zweifelhaft, aber letzteres bringt zumindest neue Erkenntnisse, während ersteres nur zerstört. Dieses Wissen richtig angewandt, und wir haben eine neue Welt, die wir uns kaum oder gar nicht in unseren kühnsten Träumen erhoffen konnten. Bleibt nur noch die Annahme (heute: Überwindung) des Selbsterhaltungstriebs.
Dies alles im Bewusstsein, dass wir uns in einer Übergangsphase befinden. Also mal ganz konkret, ohne neo-esoterischem Quark: die letzten Jahrhunderte waren ziemlich ereignisreich weltweit. Mehr als die vielen Jahrtausende davor. Gut, da mag sich manches Grossartiges ereignet haben wovon wir keine Kenntnis haben, aber was die Menscheit nur schon im letzten Jahrhundert durchmachte war im Vergleich kolossal. Kolossal negativ auch. Aber ein Fingerzeig, wohin der Weg führen kann.
Die atomgetriebenen Autos und Küchengeräte, die in den 50er Jahren prophezeit wurden, die erwarten wir nicht mehr. Wir haben gelernt, zwar immer noch zögerlich, dass eine Kernspaltung keine Energielösung darstellt. Gratulation!!! Das hat rund hundert Jahre gedauert, bis die Menschen diesen Fakt eingesehen haben. Yeah! Nur hundert Jahre. Das ist ein Rekord.
In diesen Massstäben können wir rechnen. Wenn es Tausende von Jahren brauchte bis zum ersten Streichholz, und nur hundert bis zu dieser Erkenntnis im Zeitgeist, dann kann ich womöglich den härtesten Pessimisten eine Minute Aufmerksamkeit klauen. Beides, Feuer und Kernspaltung, ist dieselbe Technik. Wie Viktor Schauberger unermüdlich wiederholte, es handelt sich bei beiden um Explosionstechnik. Eine Technik, die in der Natur praktisch nie auftritt. Die Natur arbeitet meist mit dem Sogprinzip, der Anziehung. Die ist aufbauend. Eine Explosion ist, hm, ziemlich zersetzend. Auf sowas kann man eigentlich gar nicht bauen. Logisch, nicht?
Aber wie gesagt, Technik wird keine bedeutende (derweil aber schon wichtige) Rolle spielen in der Menschheitsentwicklung. Es ist der Mensch bzw. die Gesamtheit der Menschen, die bestimmen, was passiert und was nicht. Nicht nur als Zukunftsforscher, auch als Science-Fiction-Liebhaber musste ich mich schmerzhaft von Antigrav, Teleport, Hyperspacetravel und sonstigen lustigen Phantasien verabschieden. Sie sind vielleicht möglich, ich will das keineswegs ausschliessen, aber was ich ganz sicher sagen kann ist, dass sie bestenfalls Begleiterscheinungen sein können relativ zur Menscheitsentwicklung.
Es wird vielen bekannt oder familiär sein: der Geist steht über der Materie. Mind over matter. Das stimmt. Mehr als wir uns wünschen würden
. Es muss sozusagen erst der spirituelle Grund gelegt werden, bevor sich etwas Konkretes in unserer Welt manifestieren kann. Um das zu betonen: es geht nichts, bevor ein gewisser Entwicklungsgrad des Zeitgeistes erreicht wurde. Ich sehe das jedenfalls so, habe jedoch keine grossen Zweifel, dass dies der Realität entspricht. Alles braucht seine Zeit. Eben auch Jahrhunderte, Jahrtausende, Jahrmillionen, Milliarden, etc. In solchen Dimensionen denken hilft, da bin ich überzeugt. Gross Denken, das hat schon der alte Rudi Steiner wiederholt. Das ist eben nicht so natürlich. Nicht so triebgesteuert. Eigentlich genau das Gegenteil. Das ist eine intellektuelle Qualität, über die wir alle verfügen. Wir können die Welt und unser Handeln reflektieren. Dazu auch planen, forschen, Gedankenexperimente machen. Auf einer recht hohen Ebene, denn Tiere können das auch, nur mangelt es ihnen an Intellekt. Bei Walen und Delphinen weniger, aber schon bei Primaten ist die Reflexionsfähigkeit deutlich kleiner als beim Menschen.
Dieses Potential ist wohl der Grund, warum ich so völlig unzeitgemäss den zukünftigen Aufstieg der Menschen entgegen sämtlicher Prophezeihungen Raum biete. Es gibt für mich keine andere Möglichkeit. Keinen anderen "Zeitstrom", keine andere mögliche Entwicklung. Bisher hat es auch analog dieses Musters funktioniert, warum sollte es nicht logischerweise weitergehen?
Man könnte da anfügen, der Mensch werde wegen seines biologisch determinierten Selbsterhaltungstriebes (das implementiert natürlich was wir aktuell kennen: Selbstbevorteilung, fehlendes Bewusstsein für solidarisches Verhalten, Eigennutz, Ignoranz der Konsequenzen, der Zusammenhänge, etc.) niemals mächtig werden, und deshalb sich gemäss den Endzeitszenarien selber zerstören; was meiner Meinung nach gar nicht möglich ist, technisch gesehen, aber lassen wir das mal so sein. Solche Ängste sind eigentlich auch Bestandteil des Selbsterhaltungstriebes, sie müssen stets vorhanden sein, sie tragen auch zum Erhalt der Spezies bei.
Wie wäre es, wenn wir diese Diskussion etwas gewinnbringender gestalten könnten, und unsere Zukunftsvisionen zensurfrei einfach mal hier vortragen? Ich habe schon ein paar Ideen vorgebracht, hauptsächlich provoziert durch die z.T. unsäglichen Aussagen von Ray Kurzweil. Was geht? Was wird gehen? Bitte mehr davon, wenn Ideen vorhanden.