Nur OnTopic Hammond: Stimmung und Obertonstruktur

serge

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In einem anderen Thread kam die Frage auf, welches Stimmungssystem eine Hammond-Orgel mit ihrer klassischen Tonewheel-Klangerzeugung hat und was das für die Obertonstruktur dieses Instruments bedeutet. Vorweg: Ich bin alles andere als ein Experte für Orgeln im allgemeinen und Hammond im speziellen, finde dieses elektromechanische Klangerzeugungsprinzip aber sehr interessant, und da sich in besagtem Thread ein Experte für diese Instrumente befindet, habe ich daraus einen eigenen Thread gemacht, anstatt den anderen durch mein Interesse noch weiter off-topic zu führen.

Als Einstieg in die Diskussion zitiere ich von dieser Seite:
"This table shows how the exact frequencies that a Hammond organ produces are generated. Starting from a driving shaft spinning at exactly 1200 RPM, a pair of gears drives each tone wheel at a suitable rate for the teeth on the wheel to generate the desired wave. The resultant frequencies are neither exactly equal-temperament (only the "A" note is exactly standard pitch) nor exact harmonics of each other, but are close to both. The deviations may contribute to the timbre of chords played on the instrument, however."

So wie ich diesen Text als auch die auf der verlinkten Seite abgebildete Tabelle mit Zahnrad- und Messwerten verstehe, bedeutet das einserseits, dass sich das Stimmungssystem der Hammond zwar an der wohltemperierten Stimmung orientiert, diese jedoch nicht erreicht, und andererseits, dass nicht alle Obertonstrukturen, die über das Zugriegelsystem der Hammond gesteuert werden können, für alle Obertöne aller Noten exakt ganzzahlige Verhältnisse aufweisen.

Das steht aber nach meinem Verständnis im Widerspruch zur Expertenmeinung:
bei zwei manualen kannst du auf einer b3 ca. 140 tasten drücken und alle 18 zugriegel aufziehen und es phased noch immer nichts. alles aus 93 tonewheels und eben ganzzahlig weil mechanisches getriebe. (…) das ist mein spezialgebiet also am besten nicht drauf eingehen sonst sind wir hier ruck zuck sowas von off topic.
Verstehe ich da nun etwas miss, oder wurden falsche Werte angegeben?
 
welches Stimmungssystem eine Hammond-Orgel mit ihrer klassischen Tonewheel-Klangerzeugung hat

Es ist eine rationale Annäherung an eine gleichschwebende Stimmung.

Rational = Darstellbar als Bruch ganzer Zahlen. Im Gegensatz zu irrational, da hat man in jedem Zahlsystem unendlich viele "wirre" Nachkommastellen. (Berühmt: Pi)


Die "wohltemperiert Stimmung" ist NICHT die gleichschwebende Stimmung. Ist sozusagen der letzte Schritt davor. D.h. man kann schon weitgehend in allen Tonarten spielen, modulieren usw., aber die Halbton-Stufen sind noch nicht alle gleich groß, die Tonarten klingen dadurch alle verschieden, nicht nur unterschiedlich hoch. (Was ein wenig theoretisch ist, denn unterschiedliche Höhe klingt ja auch "für sich" schon anders - vor allem wenn sie auf feste Resonanzen eines mechanischen Instrumentes trifft. )
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe Zweifel, ob die Ungenauigkeiten der Tonhöhe, die durch die elektromechanische Tonerzeugung entstehen, für den Hammond-Sound wirklich wichtig sind. Schließlich ist der Tongenerator mit der Netzfrequenz synchronisiert, weshalb die US (60Hz) Hammond völlig andere Übersetzungen und Tonewheels hat als die Europäische. Daraus ergibt sich auch ein ganz anderes Muster von Ungenauigkeiten. Wäre das wichtig für den Klang, müsste es heftige Debatten geben, welche Hammond denn jetzt die bessere ist.
Sowas ist mir aber nicht bekannt- aber vielleicht lieg ich da ja falsch?
 
heftige Debatten geben, welche Hammond denn jetzt die bessere ist.
es wird wohl irgendwo ein Hammondforum geben, wo das diskutiert wird

zu den Netzfrequenzen habe ich hier was gefunden (spontan ergoogelt)

Die Verhältnisse zwischen den einzelnen Tönen sind durch die Übersetzungen der Zahnräder und Zahnzahl der Tonräder vorgegeben, da kann es eigentlich keine Ungenauigkeiten geben, so lange der Motor die richtige Drehzahl hat. Außer natürlich die Abweichungen von der beabsichtigten Stimmung. Aber die sind dann innerhalb der Baureihe immer gleich und ändern sich nicht.
Eine Quint ist eine Quint, auch wenn die ganze Kiste in sich zu hoch oder zu tief ist.
 
Ich habe Zweifel, ob die Ungenauigkeiten der Tonhöhe, die durch die elektromechanische Tonerzeugung entstehen, für den Hammond-Sound wirklich wichtig sind. Schließlich ist der Tongenerator mit der Netzfrequenz synchronisiert, weshalb die US (60Hz) Hammond völlig andere Übersetzungen und Tonewheels hat als die Europäische. Daraus ergibt sich auch ein ganz anderes Muster von Ungenauigkeiten. Wäre das wichtig für den Klang, müsste es heftige Debatten geben, welche Hammond denn jetzt die bessere ist.
Sowas ist mir aber nicht bekannt- aber vielleicht lieg ich da ja falsch?
Tonwheel Umdrehungsgeschwindigkeit ≠ Motordrehzahl
Da ist ein Getriebe bzw. Steuerkette dazwischen. Man muss daher keine anderen Tonwheels verwenden.
 
Ihr habt schon recht.
Worauf ich hinaus wil: Die US- wie die Europäische Hammond weichen beide von der gleichschwebenden (Piano-like) Stimmung ab, und zwar auf unterschiedliche Weise.

Allerdings - in dem Punkt korrigiere ich mich - es KÖNNTE durchaus sein, dass diese Abweichungen als Teil des Hammond-Sounds wahrgenommen werden. Nicht in der genauen Form der Abweichung (also US versus Europäisch), sondern weil überhaupt etwas abweicht.

Das wäre dann ein ähnlicher Effekt wie bei alten polyphonen Analogsynths, wo der Hörer ja auch "ist nicht ganz exakt gestimmt" mit "warm, fett, lebendig" usw. verbindet.

So weit, so spekulativ. In der Beatrix-Orgelsoftware kann man übrigens zwischen allen drei Varianten wählen. Also: 60Hz -Ami, 50 Hz- Euro und gleichschwebend.
 


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